Wertpapierregister Blockchain Wie die Digitalisierung den Aktienhandel revolutioniert

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Blockchain ist sicherer vor Manipulationen

Sicherheitsexperte Arron Finnon vom Alba13 Research Lab, das Investor-RelationsAbteilungen berät, sieht das Bestreben kritisch. „Eine völlig dezentral organisierte Blockchain, wie sie aktuell hinter dem Internetgeld Bitcoin steht, könnte Angreifern deutlich besser widerstehen.“ Separate Ketten einzelner Banken ließen sich viel leichter manipulieren.

Rechtsprofessorin Micheler hält die Ausgabe von digitalen Wertpapieren für juristisch unproblematisch: „Der Begriff Wertpapier ist historisch gewachsen“, sagt sie. „Das Papier war ursprünglich nur als Transfermedium gedacht. Der Wert richtete sich immer schon nach dem Inhalt der Rechte, und die lassen sich auch papierlos übertragen.“

Finanzaufseher haben Blockchain im Blick

Christoph Boschan von dem Bussche, Geschäftsführer der Börse Stuttgart, sieht dennoch die Aufsichtsbehörden in der Pflicht: Am Ende sei die Blockchain für Anleger ein Protokoll für den Handel von Aktien oder Anleihen, und wie jede andere Transaktion müsse hier auch geprüft werden.

Die Finanzaufseher haben die neue Technologie bislang aber allenfalls im Blick – aktiv werden sie noch nicht. Auf europäischer Ebene wäre die EU-Kommission mit ihrer Abteilung für Finanzmarktstabilität zuständig. Aktuell seien keine Gesetzespläne zur Blockchain auf dem Weg, ist aus deren Umfeld zu hören.

Von der deutschen Finanzaufsicht BaFin heißt es, man beobachte die Entwicklungen vor allem im Hinblick auf potenzielle Vorteile und Risiken für einen effizienten Kapitalmarkt. Derzeit ließe sich aus den Fallbeispielen auf dem Finanzmarkt noch nicht eindeutig ablesen, ob das digitale Register allein ausreiche, um die Geschäfte abzuwickeln – und wenn doch, ob dies gesetzlich erlaubt wäre. Bislang erhalten Privatanleger laut Börsengesetz beispielsweise keinen direkten Zugang zum Kapitalmarkt.

Blockchain-Experte Bussmann ist optimistisch, dass Zentralbanken und Aufsichtsbehörden die Vorteile der Technologie sehen: „Dadurch ist es viel einfacher, Zahlungsströme zu verfolgen.“ Michael King geht davon aus, dass kein Kapitalmarktteilnehmer den Behörden mehr etwas berichten müsste, weil das komplette Register zu jedem Zeitpunkt einsehbar wäre.

Allzu viel Beobachtungszeit sollten sich die Behörden nicht lassen. Schon bald könnten Finanzinstitute und Unternehmen Fakten schaffen: „Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir oder eine andere Bank in den kommenden 18 Monaten Blockchain-Technologien kommerziell einsetzen“, sagt Ram. Der Abschied vom wahren Wertpapier scheint unausweichlich.

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