Wichtigstes Großprojekt Commerzbank erleidet Rückschlag bei Comdirect-Integration

Bei der Integration der Direktbank Comdirect kommt es bei der Commerzbank zu einer Verzögerung. Quelle: dpa

Die Commerzbank versucht sich abermals an ihrer Sanierung. Doch jetzt muss sie einen empfindlichen Dämpfer hinnehmen: Die Eingliederung der Direktbank Comdirect stockt.

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Die Commerzbank hat Ärger bei ihrem wichtigsten Großprojekt: Bei der Integration der Direktbank Comdirect kommt es zu einer Verzögerung. Wie übereinstimmende WirtschaftsWoche-Informationen aus Kreisen des Geldhauses besagen, verschmilzt die Commerzbank IT-Systeme der Comdirect nicht wie geplant in diesem Jahr mit ihren eigenen. Der Konzern verschiebt diesen Schritt stattdessen auf die kommenden Jahre, die IT-Systeme der Comdirect werden deshalb erst einmal unabhängig weiterlaufen. Die Commerzbank bestätigte die Informationen: „Die technische Migration der Kundendaten von der Comdirect auf eine integrierte Plattform wird zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen“, sagte ein Sprecher. „Für die Kunden ändert sich dadurch nichts“. Einen neuen Termin für die Migration nannte der Sprecher nicht. 

Kann die Bank noch so viel Geld wie geplant sparen?

Wegen der Verschiebung bleiben bei der Comdirect vorerst zahlreiche Stellen bestehen, die im Zuge der Verschmelzung hätten wegfallen sollen. Die Verzögerung wirft deshalb die Frage auf, inwiefern die Commerzbank Einsparungen wie geplant realisieren kann, die sie sich durch die 2019 angestoßene Komplettübernahme der Comdirect erhofft hatte. Der Commerzbank-Sprecher äußerte sich weder zu den Arbeitsplätzen noch zu der Frage, ob sich Kostensenkungen erst später erreichen ließen. Er erklärte: „Es bleibt unser Ziel, im Rahmen der beschlossenen Mehrmarkenstrategie Synergien zu realisieren.“ 

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von Cornelius Welp, Lukas Zdrzalek

Laut übereinstimmenden WirtschaftsWoche-Informationen kommt es zu der Verzögerung, weil die Verschmelzung der IT-Systeme komplizierter ist als erwartet. Der Commerzbank-Sprecher dementierte dies in seiner schriftlichen Stellungnahme nicht explizit. Er verwies darauf, dass die Bank „Themen und Prozesse, die bei der Umsetzung unserer Strategie anstehen, immer wieder unter dem Blickwinkel“ bewerte, ob es sich um „kundenrelevante Leistungen“ handele. Das Geldhaus priorisiere diese neu, wenn es notwendig sei. „2022 stehen vor allem der forcierte Ausbau unserer digitalen Angebote und der Aufbau des digitalen Beratungscenters im Fokus“, sagte er. Die Integration von Comdirect und Commerzbank schreite auf allen Ebenen voran, die „entsprechenden Projekte laufen mit Hochdruck“.

War die Comdirect-Integration ein Fehler?

In Bankkreisen wirft der Integrationsärger die Frage auf, ob die Übernahme und Integration der Comdirect durch die Commerzbank sinnvoll waren. Bereits vor dem Zusammenschluss hatte Insider daran Kritik geübt: Manager sorgten sich, die große Commerzbank würde die kleinere Comdirect mit der ihr eigenen Direktbankkultur erdrücken. Ließen sich nicht alle Kostensenkungen realisieren, wäre dies aus Sicht der Kritiker ein weiterer Beleg für deren Einschätzung. Die Übernahme hatte nicht der amtierende Commerzbank-Chef Manfred Knof, sondern dessen Vorgänger Martin Zielke angestoßen. Die Commerzbank hatte bis zum Kauf sämtlicher Aktien mehr als 80 Prozent der Comdirect-Anteile gehalten. 

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Der Commerzbank-Sprecher erklärte, sein Haus werde die „starke Marke Comdirect und unsere Angebote für die Kunden kontinuierlich weiterentwickeln“. Die Marke erfahre eine „anhaltend hohe Akzeptanz“. Sie habe im Wertpapiergeschäft 2021 mit knapp 50 Millionen Kauf- und Verkauforders einen neuen Rekordwert verzeichnet.

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