US-Präsident Donald Trump hat angefangen ein weiteres Wahlversprechen umzusetzen. Die Regulierung für Banken soll einfacher werden. Am Freitag hat er ein Dekret unterschieben und damit angeordnet, die Notwendigkeit der einzelnen Regulierungen zu überprüfen. Damit stehen der Dodd-Frank-Act und die Volcker-Rule, die den Eigenhandel der Banken begrenzt, vor einer Überprüfung. Ziel ist es, dass die Kreditvergabe erleichtert werden soll und die Banken wieder etwas einfacher agieren können.
Diese Entwicklung weckt ungute Erinnerungen an die letzte Finanzmarkt- und Bankenkrise. Schließlich hat diese Krise die Fundamente unserer gesellschaftlichen Ordnung bis ins Mark erschüttert und bis heute ihre Spuren hinterlassen. Die Angst ist verständlich. Eine solche Entwicklung darf sich nicht wiederholen. Die Gefahr ist groß, dass die Weltwirtschaft dann tatsächlich in eine tiefe Depression stürzt. In der jüngsten Krise haben die mutigen Aktionen der Zentralbanken und Regierungen uns noch davor bewahrt.
In den vergangenen Jahren hat sich die Kapitalausstattung der Banken merklich verbessert und das Eigenkapital ist jetzt um ein einiges höher als vor der letzten Krise. Damit hat man einen größeren Puffer für Krisen aufgebaut und der Spielraum für die Regulierung wurde erhöht. Währenddessen haben die Regulierungsbehörden eine Vielzahl von Regelungen erlassen, die nicht alle aufeinander abgestimmt waren. Eine kritische Durchsicht der Regierungslandschaft ist also durchaus angemessen. Dabei muss es nicht automatisch zu einer ungezügelten Deregulierung kommen.
Eine kritische Angemessenheitsprüfung und Auswirkungsanalyse der gesamten Regulierungsvorschriften könnte einiges an Erleichterung bringen, ohne dass zugleich das Gefahrenpotenzial in den Bankbilanzen für Finanzmärkte, Gesellschaften und Staaten gleichzeitig nach oben schnellt. Viele der Regulierungsschritte der vergangenen Jahre waren sinnvoll. Jedoch ist es jetzt auch ein guter Zeitpunkt, die unsinnigen oder zwischenzeitlich womöglich unnötigen Regulierungen anzupassen oder wegfallen zulassen. Die hauptsächlich aus Deutschland kommende pauschale Kritik gegen diese Schritte ist vor diesen Hintergrund völlig unangemessen.
Die nun höheren Kapitalpuffer sind auch der Ausgangspunkt für die theoretische Diskussion eine deutliche Vereinfachung der Regulierung. Die Regulierungsdichte der Banken hängt dabei im Wesentlichen von der Höhe des jeweiligen Eigenkapitals ab. Je höher das Eigenkapital, desto mehr der strikten Regeln werden gelockert oder fallen weg. Ab einem Eigenkapital von 20 Prozent könnte man einen Großteil der Regelungen wegfallen lassen. Unter einer rationalen Kostenanalyse könnten sich die Banken dann für die jeweils individuell optimale Höhe des Eigenkapitals entscheiden. Dieser Ansatz wird zur Zeit von den Regulatoren und der Politik leider nicht verfolgt, sondern man beharrt auf den etablierten inflexiblen Regulierungsansätzen.
Kommt der US-Trend auch in Europa an?
In den USA hat der Prozess des Überdenkens der Bankenregulierung begonnen. In Europa sind wir hiervon noch weit entfernt. Damit zeichnet sich eine noch stärkere Differenzierung der Bankenregulierungen zwischen USA und Europa ab. Die striktere Regulierung der europäischen Banken ist aber für diese im internationalen Wettbewerb ein immer größerer Nachteil. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, dürfte die nachlassende Regulierung in den USA dazu führen, dass die amerikanischen Banken durch den Wettbewerbsvorteil Marktanteile gewinnen und dadurch an Ertragskraft und Bilanzsumme zulegen. Der Unterschied zu den europäischen Banken wird noch deutlicher und die europäischen Banken werden im internationalen Wettbewerb noch weiter zurückfallen. Die Ausweichstrategie dürfte mittelfristig sein, dass die europäischen Banken ihre jeweiligen geschäftlichen Einheiten in den USA stärken, um von dem perspektivisch günstigeren regulatorischem Umfeld zu profitieren. Von einer Bankenregulierung auf Augenhöhe könnte man dann überhaupt nicht mehr sprechen.
So haben deutsche Banken beim Stresstest 2016 abgeschnitten
Die Europäische Bankenaufsicht (EBA) hat 51 große Banken aus 15 europäischen Ländern unter die Lupe genommen. Sie prüfte mit der Europäischen Zentralbank eine ganze Reihe von Kennzahlen und testeten wie sich diese in verschiedenen Szenarien bis 2018 entwickeln dürften.
Zum einen spielte die EBA durch, wie es den Banken gehen wird, falls die Vorhersagen der Europäischen Kommission zur Konjunktur in den nächsten Jahren eintreten (Basisszenario). Zum anderen testeten sie die Institute auch im Szenario einer sehr viel schlechteren wirtschaftlichen Entwicklung (Adverses Szenario).
So haben die neun geprüften deutschen Banken abgeschnitten:
Kernkapitalquote (2015): 11,99 %
Kernkapitalquote nach Basisszenario (2018): 12,41 %
Kernkapitalquote nach adversem Szenario (2018): 8,34 %
Differenz 2015 vs adv. Szenario 2018 (in Basispunkten): -365
Kernkapitalquote (2015): 12,13 %
Kernkapitalquote nach Basisszenario (2018): 13,13 %
Kernkapitalquote nach adversem Szenario (2018): 7,42 %
Differenz 2015 vs adv. Szenario 2018 (in Basispunkten): -471
Kernkapitalquote (2015): 13,50 %
Kernkapitalquote nach Basisszenario (2018): 14,17 %
Kernkapitalquote nach adversem Szenario (2018): 9,53 %
Differenz 2015 vs adv. Szenario 2018 (in Basispunkten): -397
Kernkapitalquote (2015): 11,11 %
Kernkapitalquote nach Basisszenario (2018): 12,08 %
Kernkapitalquote nach adversem Szenario (2018): 7,80 %
Differenz 2015 vs adv. Szenario 2018 (in Basispunkten): -332
Kernkapitalquote (2015): 15,98 %
Kernkapitalquote nach Basisszenario (2018): 15,58 %
Kernkapitalquote nach adversem Szenario (2018): 9,40 %
Differenz 2015 vs adv. Szenario 2018 (in Basispunkten): -658
Kernkapitalquote (2015): 13,11 %
Kernkapitalquote nach Basisszenario (2018): 14,42 %
Kernkapitalquote nach adversem Szenario (2018): 10,10 %
Differenz 2015 vs adv. Szenario 2018 (in Basispunkten): -301
Kernkapitalquote (2015): 12,09 %
Kernkapitalquote nach Basisszenario (2018): 13,16 %
Kernkapitalquote nach adversem Szenario (2018): 8,62 %
Differenz 2015 vs adv. Szenario 2018 (in Basispunkten): -347
Kernkapitalquote (2015): 42,54 %
Kernkapitalquote nach Basisszenario (2018): 39,44 %
Kernkapitalquote nach adversem Szenario (2018): 35,40 %
Differenz 2015 vs adv. Szenario 2018 (in Basispunkten): -714
Kernkapitalquote (2015): 11,67 %
Kernkapitalquote nach Basisszenario (2018): 12,90 %
Kernkapitalquote nach adversem Szenario (2018): 9,55 %
Differenz 2015 vs adv. Szenario 2018 (in Basispunkten): -211
Die US-Banken hatten in den vorigen Monaten noch einen weiteren Vorteil gegenüber den europäischen Banken: Die steigenden Zinsen. Die US-Notenbank hat im Dezember die Zinsen zum zweiten Mal angehoben auf einen Wert von 0,5 bis 0,75 Prozent. Im vierten Quartal 2016 ist die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen von 1,60 Prozent Ende September 2016 auf 2,45 Prozent Ende 2016 angestiegen und pendelt seitdem um diesen Wert. Im Laufe von 2017 erwarten wir in den USA zwei weitere Zinsschritte der Fed und leicht steigende Renditen.
Die in 2016 gestiegenen Zinsen und Renditen machen sich positiv bei der Ertragsentwicklung der US-Banken bemerkbar. Nach Angaben der Banken führt ein Anstieg der US-Zinskurve um 100 Basispunkte zu einem Anstieg des Nettozinsergebnisses zwischen 2 und 3,5 Milliarden US-Dollar. Steigende Zinsen und Renditen sind also günstig für die Ertragskraft der Banken. Dies gilt nicht nur in den USA, natürlich gilt dies auch für Europa und dem Euro-Raum. Im letzteren fordert die EZB als zuständiger Regulierer die Banken auf, ihre Ertragskraft zu steigern, stellt aber selbst durch die sehr niedrigen Zinsen eine hohe Hürde hierfür auf.
Das regulatorische und geschäftliche Umfeld für US-Banken könnte sich in den kommenden Monaten weiter verbessern. Mit einiger Zeit Verzögerung könnte dieser Trend auch in Europa ankommen, wenn auch etwas abschwächt. Insgesamt zeigt sich aber, dass der Hochpunkt der Belastungen des Bankensektors in den USA überschritten worden sein sollte. In Europa ist dies noch nicht ganz klar, aber es wäre sehr schädlich für die europäischen Banken, wenn dem nicht so wäre.