Wirtschaft im Weitwinkel

Europäische Banken geraten gänzlich ins Abseits

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Kommt der US-Trend auch in Europa an?

In den USA hat der Prozess des Überdenkens der Bankenregulierung begonnen. In Europa sind wir hiervon noch weit entfernt. Damit zeichnet sich eine noch stärkere Differenzierung der Bankenregulierungen zwischen USA und Europa ab. Die striktere Regulierung der europäischen Banken ist aber für diese im internationalen Wettbewerb ein immer größerer Nachteil. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, dürfte die nachlassende Regulierung in den USA dazu führen, dass die amerikanischen Banken durch den Wettbewerbsvorteil Marktanteile gewinnen und dadurch an Ertragskraft und Bilanzsumme zulegen. Der Unterschied zu den europäischen Banken wird noch deutlicher und die europäischen Banken werden im internationalen Wettbewerb noch weiter zurückfallen. Die Ausweichstrategie dürfte mittelfristig sein, dass die europäischen Banken ihre jeweiligen geschäftlichen Einheiten in den USA stärken, um von dem perspektivisch günstigeren regulatorischem Umfeld zu profitieren. Von einer Bankenregulierung auf Augenhöhe könnte man dann überhaupt nicht mehr sprechen.

So haben deutsche Banken beim Stresstest 2016 abgeschnitten

Die US-Banken hatten in den vorigen Monaten noch einen weiteren Vorteil gegenüber den europäischen Banken: Die steigenden Zinsen. Die US-Notenbank hat im Dezember die Zinsen zum zweiten Mal angehoben auf einen Wert von 0,5 bis 0,75 Prozent. Im vierten Quartal 2016 ist die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen von 1,60 Prozent Ende September 2016 auf 2,45 Prozent Ende 2016 angestiegen und pendelt seitdem um diesen Wert. Im Laufe von 2017 erwarten wir in den USA zwei weitere Zinsschritte der Fed und leicht steigende Renditen.

Die in 2016 gestiegenen Zinsen und Renditen machen sich positiv bei der Ertragsentwicklung der US-Banken bemerkbar. Nach Angaben der Banken führt ein Anstieg der US-Zinskurve um 100 Basispunkte zu einem Anstieg des Nettozinsergebnisses zwischen 2 und 3,5 Milliarden US-Dollar. Steigende Zinsen und Renditen sind also günstig für die Ertragskraft der Banken. Dies gilt nicht nur in den USA, natürlich gilt dies auch für Europa und dem Euro-Raum. Im letzteren fordert die EZB als zuständiger Regulierer die Banken auf, ihre Ertragskraft zu steigern, stellt aber selbst durch die sehr niedrigen Zinsen eine hohe Hürde hierfür auf.

Das regulatorische und geschäftliche Umfeld für US-Banken könnte sich in den kommenden Monaten weiter verbessern. Mit einiger Zeit Verzögerung könnte dieser Trend auch in Europa ankommen, wenn auch etwas abschwächt. Insgesamt zeigt sich aber, dass der Hochpunkt der Belastungen des Bankensektors in den USA überschritten worden sein sollte. In Europa ist dies noch nicht ganz klar, aber es wäre sehr schädlich für die europäischen Banken, wenn dem nicht so wäre.

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