Wirtschaft im Weitwinkel

Gibt es eine Zukunft für die europäischen Banken?

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Scharnier zwischen Geldpolitik und Realwirtschaft

Diese Struktur macht jedoch die europäischen Banken auch besonders anfällig für die Verschärfung der Regulierung. Denn diese zielt im Wesentlichen auf die Größe der Bankenbilanz und die damit verbundenen Kapitalanforderungen. Dies zeigt sich besonders bei den neuen Vorschriften im Zusammenhang mit Basel IV. In der aktuellen Form werden die Belastungen für die europäischen Banken merklich höher Ausfallen, als für die US-amerikanischen Banken.

Wie geht es nun weiter?

Es gibt erste Anzeichen, dass die Bankenaufsicht, wie auch die Zentralbank (beides die EZB) erkennen, wie wichtig die Banken für die wirtschaftliche Erholung im Euroraum sind. Die Banken sind das zentrale Scharnier zwischen Geldpolitik und Realwirtschaft. Die EZB würde ihre eigenen Versuche das Wachstum zu stimulieren zunichte machen, wenn man die Banken zu stark schwächt und die Funktionsfähigkeit der Banken mindert. Diese Erkenntnis sollte sich in der zukünftigen Zinspolitik, wie auch der Auslegung und Anwendung der regulatorischen Anforderungen widerspiegeln. Es wird zwar keine grundlegende Änderung geben, aber die möglichen Auswirkungen auf die Realwirtschaft dürften eine größere Rolle spielen.

Deshalb wächst die Sorge um Deutschlands größte Bank
Josef Ackermann, Angela Merkel Quelle: AP
Das Bild zeigt den damaligen Bankchef Rolf-E. Breuer nach der Verkündung der Bankers-Trust-Übernahme im Jahr 1998. Quelle: dpa Picture-Alliance
Lehman-Brothers-Mitarbeiter nach der Kündigung 2008 in London. Quelle: REUTERS
Die Folgen der Immobilienkrise Quelle: dpa
Schwaches KerngeschäftNach der Finanzkrise gab es zwei wesentliche Entwicklungen unter globalen Großbanken. Die in den USA beheimateten Institute (Bild: New Yorks Finanzdistrikt) – mit zwangsweiser Staatshilfe versorgt – konnten die Krise beschleunigt hinter sich lassen. Sie wuchsen gar zu neuer Größe. Die andere Gruppe stutzte das Investmentbanking, dass weniger lukrativ wurde und mit weniger Mitarbeitern zu leisten war – und fokussierte sich auf die hauseigene Vermögensverwaltung. Die Deutsche Bank suchte den Mittelweg aus eigener Kraft: keine Staatshilfe, kein großer Strategieschwenk. Die Folge: Dutzende Strafzahlungen etwa wegen Zinsmanipulationen schlugen ins Kontor, während gleichzeitig das Kerngeschäft litt. Quelle: dpa
Riskante Finanzierung Quelle: dpa
Wenig Reserven Quelle: dpa

Längerfristig sollte man jedoch das regulatorische Regelwerk generell überdenken. Aus meiner Sicht wäre es für die Banken effizienter, wenn es eine Grenze für das harte Kernkapital gäbe, ab der die regulatorischen Anforderungen deutlich sinken. Aus heutiger Sicht könnte diese Grenze bei rund 20 Prozent liegen. Die Banken hätten dann einen starken Anreiz diese Grenze zu überspringen, jedoch besteht kein Zwang. Zwar wären die Kosten für das zusätzliche Eigenkapital beträchtlich, die Kosten für die Aufsicht würden aber auch deutlich fallen.

Bereits seit einiger Zeit bemühen sich die europäischen Banken sich an das neue Umfeld anzupassen. Dabei ist die Geschwindigkeit der Veränderungen jedoch sehr unterschiedlich. Banken, die zu lange gewartet haben, zahlen heute den Preis. Aber die generelle Richtung stimmt, dies kann man an der erfolgreichen Entwicklung von Banken in Europa oder in Deutschland ablesen.

Auch wenn zuletzt die beiden großen deutschen Banken in großen Schwierigkeiten steckten. Es gibt einige Anzeichen, dass sich die Lage im europäischen Bankensektor stabilisieren sollte und mittelfristig sich eine spürbare Verbesserung einstellt. Die Banken kennen ihre Stärken, den europäischen Markt und ihre Kunden, diesen Vorteil sollte man stärker nutzen. Ohne eine merkliche Flexibilität wird es aber nicht gelingen.

Die Commerzbank will mit Privatkunden massiv wachsen und durch den Stellenabbau Kosten senken. Aber das, was unterm Strich bleibt, überzeugt Anleger und Investoren noch nicht.
von Saskia Littmann
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