Wölfe der Wall Street kommen Die Milliardenmaschine Goldman Sachs

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Die Deutschland-Chefs Fink und Kukies im Interview

Investmentbanker sind für gewöhnlich alles andere als schüchtern, doch Wolfgang Fink und Jörg Kukies wirken beim Gespräch im obersten Stockwerk des Messeturms in Frankfurt ein wenig nervös. Dabei gehen sie hier beide seit vielen Jahren ein uns aus, die atemberaubende Aussicht auf Hochhäuser und Taunus beeindruckt sie längst nicht mehr. Es ist ihr erstes Interview, seit sie im November die Nachfolge des langjährigen Deutschland-Chefs Alexander Dibelius angetreten haben. Die beiden Goldmänner demonstrieren Einigkeit – indem sie sich gegenseitig zunicken, ergänzen und sich bemühen, exakt gleich viel zu reden.

Die Goldman Deutschland-Chefs Jörg Kukies (li.) und Wolfgang Fink. Quelle: Oliver Rüther für WirtschaftsWoche

Herr Fink, Herr Kukies, wie schlecht steht es um Goldman Sachs in Deutschland?

Fink: Wie kommen Sie darauf? Wir sind mit dem abgelaufenen Jahr sehr zufrieden.

Sie leiten gemeinsam das Deutschlandgeschäft. Ist eine Doppelspitze nicht ein Eingeständnis dafür, dass der Job für einen allein zu schwer ist?

Kukies: Im Gegenteil. Bei Goldman Sachs sind Doppelspitzen traditionell mehr die Regel als die Ausnahme. Es gab und gibt sie in vielen Ländern und Positionen – übrigens auch in Deutschland.

Ihr Vorgänger Alex Dibelius war mehr als zehn Jahre das deutsche Gesicht von Goldman Sachs. Er ist stark in den Unternehmen vernetzt. Welche Rolle spielt er künftig?

Fink: Als einer von drei globalen Chairmen des Investmentbankings bleibt er ein Ansprechpartner für wichtige Klienten. Wir freuen uns, dass die Bank weiter von seinen Kontakten und Erfahrungen profitiert.

Freuen Sie sich auch, wenn er ständig anruft und Ihnen erklärt, wie es richtig geht?

Fink: Ich arbeite seit mehr als 20 Jahren eng mit Alex Dibelius zusammen. Natürlich stehen wir unverändert im Dialog und Austausch, das macht unsere Kultur aus.

Wie sind die Aufgaben zwischen Ihnen beiden verteilt?

Kukies: Ich kümmere mich überwiegend um den Handel mit Wertpapieren und Lösungen mit derivativen Finanzprodukten, Wolfgang um das klassische Investmentbanking, also Fusionen, Übernahmen und Finanzierungen sowie Emissionen von Unternehmen. Viele Entscheidungen treffen wir in den Divisionen. Bei Themen, die das Gesamtgeschäft betreffen, stimmen wir uns eng ab und ergänzen uns.

Fink: Wir wollen verschiedene Aspekte unseres Geschäfts intensiver verzahnen. Denn je besser wir uns intern abstimmen, desto besser können wir auf die Erwartungen und Wünsche unserer Klienten reagieren. Dafür haben wir bereits einige Projekte gestartet.

Zu den Personen

Nennen Sie mal ein Beispiel.

Kukies: Versicherer und Fonds können wegen der niedrigen Zinsen nicht mehr nur traditionelle Anleihen kaufen, wenn sie ihre Renditevorgaben schaffen wollen. Sie suchen mit unserer Hilfe nach alternativen Anlagemöglichkeiten. Wenn Wolfgangs Team gerade einen Verkäufer von Vermögenswerten berät, passt das vielleicht zusammen. Und wenn unsere Investoren vermehrt Geld im Dollar-Raum anlegen, wie im vergangenen Jahr geschehen, ist das eine wichtige Information für Unternehmen, die eine Anleihe ausgeben wollen.

Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?

Fink: Wir haben beide den Ehrgeiz und den Anspruch, unsere sehr gute Marktposition in Deutschland in allen Geschäftsfeldern zu halten und weiter auszubauen. Bei der Beratung von großen Unternehmen bei Transaktionen am Kapitalmarkt zählen wir seit Jahren zu den allerersten Adressen in Deutschland. Bei einigen Klienten können wir uns aber noch weiter verbessern. Daneben gibt es die sehr interessante Zielgruppe größerer Mittelständler. Bei denen wollen wir uns noch stärker engagieren.

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