Zahlungsdienstleister Wirecard wächst wegen Corona-Folgen langsamer

Der kleinste Dax-Konzern wächst nach wie vor schneller als alle anderen Unternehmen unter den Top 30 an der Frankfurter Börse. Quelle: REUTERS

Wirecard hat derzeit mit vielen Problemen zu kämpfen. Belastungen durch die Coronakrise kommen noch hinzu. Zwar setzt der Zahlungsdienstleister seinen Wachstumskurs fort. Allerdings deutlich langsamer.

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Der unter Manipulationsverdacht stehende Zahlungsdienstleister Wirecard ist zum Jahresauftakt nicht so rasant gewachsen wie bisher. Der Umsatz kletterte im ersten Quartal um knapp ein Viertel auf 700,2 Millionen Euro, wie der Dax-Konzern am Donnerstag auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte. Der Betriebsgewinn (Ebitda) stieg um 26 Prozent auf 199,2 Millionen Euro. In jedem Quartal des vergangenen Jahres hatte Wirecard Umsatz und Gewinn jeweils deutlich stärker ausgebaut, teilweise um mehr als 40 Prozent. Die Aktien lagen vorbörslich zwei Prozent im Minus.

Der kleinste Dax-Konzern wächst trotzdem nach wie vor schneller als alle anderen Unternehmen unter den Top 30 an der Frankfurter Börse. Wirecard verdient sein Geld hauptsächlich mit der Abwicklung elektronischen und digitalen Bezahlens an Ladenkassen und im Internet.

Finanzchef Alexander von Knoop sagte, Wirecard habe die Folgen der Coronakrise im Geschäft mit Flug- und Reisekonzernen zu spüren bekommen. „Diese Effekte konnten wir weitestgehend durch Zuwächse im Online-Geschäft in den Bereichen Konsum- und Digitale Güter ausgleichen“, sagte Finanzchef Alexander von Knoop. „Unser Neukundengeschäft entwickelt sich weiterhin stark.“ Von Knoop bestätigte die Prognose, im Gesamtjahr ein Ebitda von 1,0 bis 1,12 Milliarden Euro zu erzielen.

Die endgültigen Geschäftszahlen für das erste Quartal will Wirecard am 16. Juni veröffentlichen. Am 4. Juni soll der Jahresabschluss 2019 präsentiert werden.

Der Konzern aus dem Münchener Vorort Aschheim steht zur Zeit unter massivem Druck und bekommt Vorwürfe der Bilanzmanipulation nicht abgeschüttelt. Nach einer missglückten Kommunikation im Rahmen einer Bilanzsonderprüfung durch KPMG wurde Vorstandschef Markus Braun vergangene Woche vom Aufsichtsrat entmachtet. Der 50-Jährige, der rund sieben Prozent der Anteile an Wirecard hält, soll sich künftig nur noch um strategische Themen kümmern. Die Fondgesellschaft Deka sowie andere Investoren fordern den Rücktritt Brauns, wie die WirtschaftsWoche exklusiv berichtete.

Wirecard steht außerdem im Visier der Finanzaufsicht BaFin: „Natürlich gucken wir uns Wirecard genau an. Das ist eine Selbstverständlichkeit“, sagte Bafin-Chef Felix Hufeld am Dienstag bei der Jahrespressekonferenz der Behörde und sprach von einer „Mehrzahl von Prüfungen“.

So untersucht die Behörde unter anderem die Kommunikation von Wirecard und prüft die Zuverlässigkeit des Konzerns als Eigentümer der Wirecard Bank. Hufeld ließ offen, ob bei Wirecard auch Sonderprüfungen - das schärfste Schwert der BaFin - stattgefunden haben oder derzeit laufen. Zudem gibt es Schadensersatzklagen von Anlegern gegen das Unternehmen.

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Ein Sondergutachten sollte den Zahlungsdienstleister Wirecard von Betrugsvorwürfen freisprechen. Stattdessen wirft der Bericht neue Fragen auf – und auch Wirecards Buchprüfer EY gerät unter Rechtfertigungsdruck. Lesen Sie die Geschichte hier.

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