Zinswende Banken horten EZB-Gelder und erwirtschaften risikolose Extragewinne

Durch die Zinswende beschert die EZB europäischen Banken zusätzliche Gewinne. Statt mehrjährige Kredite der Zentralbank zurückzuzahlen, legen Banken das Geld gewinnbringend an.

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Europäische Banken profitieren derzeit von günstigen Kreditkonditionen bei zeitgleich steigenden Einlagezinsen. Quelle: dpa

Banken im Euro-Raum zahlen von der EZB gewährte mehrjährige Kreditsalven nur in geringen Umfang zurück. Insgesamt würden Institute bei der dritten Serie zielgerichteter Kreditspritzen gegen Ende September 6,5 Milliarden Euro an Geldern frühzeitig zurückreichen, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Freitag mitteilte. Das ist allerdings nur ein Bruchteil der rund 2,1 Billionen Euro an Geldmitteln, die die Geschäftsbanken insgesamt über solche Kreditsalven gehortet haben.

Der Grund für die vergleichsweise geringe Rückzahlungssumme: Nach der Abkehr von den Strafzinsen und der Erhöhung des Einlagensatzes auf 0,75 Prozent winken den Banken Milliarden an risikolosen Extragewinnen aus den ohnehin schon extrem vorteilhaften Langfristkrediten. Dazu müssen sie die Gelder nur bei der Notenbank bis zum Auslaufen des Programms parken.

Die EZB wollte mit den langfristigen Kreditgeschäften eigentlich erreichen, dass Banken während der Corona-Krise ausreichend Liquidität besitzen. Damit sollte der Kreditfluss an die Wirtschaft am Laufen gehalten und günstige Finanzierungsbedingungen gesichert werden. An solche risikolosen Extragewinne war damals nicht gedacht worden.

Für die EZB kommt dies zur Unzeit, hat sie sich doch gerade im Kampf gegen eine ausufernde Inflation von ihrer jahrelangen Politik offener Geldschleusen verabschiedet. Insidern zufolge haben die Währungshüter inzwischen eine Diskussion über die Vergütung der Überschussreserven begonnen.

Vorschläge wie die Einführung eines umgekehrten Staffelsystems, mit dem bei der Vergütung eine Obergrenze bei manchen Reserven eingezogen würde, würden aber noch mehr Arbeit benötigten, hatte es unlängst geheißen. Es gab allerdings auch die Einschätzung, dass vor der nächsten Zinssitzung am 27. Oktober eine Lösung gefunden werden könne.

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