Zukunft der Banken Banken sind Oldtimer. Was für ein Klischee!

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Transparenz statt Vertrauen

Dass sich traditionelle Institute digital schwertun, zeigt das Hickhack um den gemeinsamen Bezahldienst Paydirekt. Den haben sie so spät an den Markt gebracht, dass er kaum noch Chancen hat.
Mandel: Einspruch! Paydirekt wird Ende des Jahres eine Million Kunden haben und von mehreren Hundert Onlinehändlern akzeptiert. Es geht um nicht weniger als einen sicheren Zahlungsstandard für die Euro-Zone. In fünf Jahren können wir gerne schauen, wer sich am Markt durchgesetzt hat.
Kann die Commerzbank noch mithalten?
Stalf: Wenn ein Unternehmen digital erfolgreich sein will, muss es komplett digital denken und die Organisation darauf ausrichten. Es reicht nicht, Aktivitäten in eine Einheit auszulagern und ab und zu eine App vorzustellen. Ein junges Unternehmen kann unbelastet vorgehen und alles so aufbauen, dass es dem heutigen Stand der Technik entspricht. Große Organisationen müssen sich wandeln, das fällt ihnen schwer. An einem Oldtimer können Sie ja auch so viel herumschrauben, wie Sie wollen, er wird nie so sicher und effizient sein wie ein neues Auto.

Mandel: Und wieder ein Klischee! Wir bauen unsere Informationstechnik komplett neu auf. Denn ich stimme Ihnen in einem Punkt ausdrücklich zu: Entweder digitalisiert ein Unternehmen alles oder gar nichts. Mit neuen Apps ist es nicht getan. Wir müssen schneller werden, weil Veränderungen in viel kürzeren Zeiträumen passieren. Das ist eine Herausforderung, aber ich sehe da große Chancen für uns. Die Digitalisierung schafft für Verbraucher mehr Transparenz, sie wissen genau, von wem sie welche Leistung in welcher Qualität zu welchem Preis bekommen. Das ist unsere Stärke.
Stalf: Ich glaube nicht, dass es für Banken wirklich darauf ankommt, bei einem Kredit ein Zehntelprozent mehr oder weniger Zinsen zu bieten. Entscheidend ist das Kundenerlebnis. Wir haben gar nicht den Anspruch, überall die besten Produkte selbst zu bauen. Das können und wollen wir nicht leisten. Wir arbeiten weltweit mit den besten digitalen Anbietern zusammen, deren Produkte wir über unsere Plattform mit wenigen Klicks zugänglich machen.
Vertrauen die Kunden einem neuen Anbieter wie N26 denn gern ihr Geld an?
Stalf: Das Internet macht es für uns deutlich leichter, eine funktionierende Marke aufzubauen. Über unsere App stehen wir ständig im Dialog mit unseren Kunden, wir greifen ihre Anregungen auf, um unser Angebot ständig weiter zu verbessern. Auch die Bewertungen bei spezialisierten Portalen, dem App Store oder bei Facebook helfen uns.
Im Sommer haben Sie Kunden gekündigt, weil diese zu oft kostenlos Geld abgehoben haben. Vertrauen schafft das nicht.
Stalf: Als neuer Anbieter macht man Fehler. Wenn einige Kunden einen Teil unseres Angebots überstrapazieren, können wir langfristig nicht sicherstellen, dass das Abheben kostenfrei bleibt. Deshalb haben wir faire Rahmenbedingungen eingeführt. Wir hätten das vorher besser kommunizieren sollen, das wird nicht wieder vorkommen. Zusätzliche Sicherheit bekommen die Kunden dadurch, dass wir inzwischen eine Banklizenz haben. Bei vielen spüren wir sogar einen Vertrauensvorschuss. Ich jedenfalls bin erst mal skeptisch, wenn mich ein Berater einer traditionellen Bank anruft und mir ein Produkt empfiehlt. Wir dagegen sind unbelastet von Verfehlungen der Finanzkrise.

Mandel: Ich bin stolz, in einem Unternehmen mit bald 150 Jahren Tradition zu arbeiten. Wir haben viel verändert und massiv investiert. Das Vertrauen in uns und unsere Angebote steigt kontinuierlich. Als großer Spieler haben wir große Vorteile, gerade im Geschäft mit Privatkunden entscheidet Größe über den wirtschaftlichen Erfolg.

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