Beate-Uhse-Chef Otto Christian Lindemann "Da geht Geld über den Tisch"

Der Beate-Uhse-Chef Otto Christian Lindemann will den Erotikkonzern mit Online-, Autobahn- und Pärchen-Shops flottkriegen.

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Otto Christian Lindemann, Chef Quelle: dpa-dpaweb

WirtschaftsWoche: Herr Lindemann, bei Ihrem Amtsantritt vor acht Jahren lag der Aktienkurs von Deutschlands größtem Erotikunternehmen bei rund 20 Euro. Inzwischen dümpelt die Aktie bei knapp einem Euro. Was haben Sie falsch gemacht?

Lindemann: Es geht weniger um Fehler als um Marktübertreibungen. Kurse von 20 Euro – das waren die wilden Zeiten des Neuen Marktes. Wenn ich mir den heutigen Aktienkurs angucke, ist da wieder viel Übertreibung drin – aber in die andere Richtung. Ich bin sicher: Unsere Erträge werden steigen, und dann wird sich auch der Kurs wieder nach oben bewegen.

Das versprechen Sie seit Jahren. Warum sollen Aktionäre Ihnen glauben?

Die Zahlen für das erste Halbjahr 2008 liegen auf dem Tisch und zeigen, dass unsere Maßnahmen greifen.

Der Umsatz sank um 5,6 Prozent, der Jahresüberschuss brach im Vorjahresvergleich um 33 Prozent ein. Die Maßnahmen greifen?

Sie müssen sehen, was wir bei Beate Uhse gerade tun: Wir bauen das ganze Unternehmen um. Das Internet wird unser Wachstumstreiber. Im Versandhandel wollen wir den Anteil der Online-Verkäufe in den nächsten Jahren von 30 auf 50 Prozent steigern. Liveshows, Clubs, Streaming und andere Entertainment-Angebote auf allen Plattformen der neuen Medien werden zusätzliche Einnahmen bringen. Und auch im Filialgeschäft geht es voran. 26 Filialen haben wir bereits geschlossen beziehungsweise verkauft, bis zum Jahresende werden es voraussichtlich 35 Filialen sein. Unser gesamtes Filialnetz wird konsequent auf zwei Konzepte ausgerichtet.

Nämlich?

Fun-Center und Premium-Shops. Die Fun-Center sind Geschäfte an Autobahnrasthöfen und in Gewerbegebieten. Sie richten sich an eine überwiegend männliche Kundschaft. Unsere Innenstadt-Filialen werden dagegen zu Premium-Erotikshops umgerüstet, die sich verstärkt an die Zielgruppe Frauen und Pärchen wenden.

Sechs Filialen wurden schon auf das Premium-Konzept umgestellt. Wie laufen die Geschäfte?

Ausgezeichnet. Wir verbuchen in den Shops Umsatzzuwächse, insbesondere bei den Dessous und Liebesspielzeugen. Vor allem die Frauen kaufen dort ein. Kurz am Rande: Unser Flagship-Store in München wird in diesen Tagen von arabischen Kunden gestürmt – das ist unfassbar. Da geht richtig Geld über den Tisch.

Mehr Internet-Angebote und Premium-Shops – das wird kaum reichen, um das Unternehmen zu sanieren.

Entschuldigung, aber Beate Uhse ist doch kein Sanierungsfall. Wir reorganisieren uns. Haben Sie mal in die Bilanz geschaut? Wir haben eine Eigenkapitalquote von über 50 Prozent.

Im vergangenen Jahr haben Sie 13,2 Millionen Euro Verlust geschrieben. Sie schließen Filialen. Der Aktienkurs ist im Keller. Beate Uhse soll kein Sanierungsfall sein?

Der Verlust und die Filialschließungen sind einer Marktanpassung geschuldet. Das hat selbstverständlich Geld gekostet. Aber wenn sich das Umfeld dramatisch verändert, müssen wir doch reagieren.

Wie wäre es mit agieren. Vertriebskanäle wie das Internet wurden ja nicht erst in diesem Jahr entdeckt.

Noch mal: Operativ waren wir 2007 erfolgreich. Die Verluste kamen nur zustande, weil wir Filialen umgebaut und geschlossen haben und dafür Rückstellungen gebildet haben.

Dass Beate Uhse etwas verändern muss, ist unbestritten. Sie hätten aber früher beginnen können.

Das ist im Nachhinein immer leicht zu sagen. Viele Jahre war das Filialnetz äußerst profitabel. Wir haben dort aber 60 bis 70 Prozent unserer Umsätze mit dem Verkauf von Pornos gemacht. Heute sind wir nur noch bei 20 bis 25 Prozent. Der DVD-Markt ist so rasant zusammengebrochen, wie es niemand erwartet hat. Dafür sind wir jetzt umso schneller. Sie werden niemanden in der Branche sehen, der das Thema Internet so massiv vorantreibt wie wir. Und der Erfolg gibt uns recht: Ende des Jahres wird Beate Uhse einen Gewinn von mindestens fünf Millionen Euro verbuchen.

Investoren scheinen die Prognose anzuzweifeln. Seit zwei Jahren versucht Ulrich Rotermund, der Sohn der Gründerin, sein Aktienpaket loszuwerden. Nun ist die HypoVereinsbank eingestiegen, die eigentlich einen Käufer für das Paket finden sollte. Warum?

Zu den Gründen kann ich nichts sagen. Aber klar ist, dass die Bank kein strategischer Investor ist, sich nicht ins operative Geschäft einmischt und keinen Sitz im Aufsichtsrat anstrebt.

Ist denn ein strategischer Investor in Sicht?

Ich bin zuversichtlich, dass wir bald einen Namen nennen können. Die Entscheidung liegt aber auf Aktionärsseite.

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