Bei den Gehältern geht die Eiszeit zu Ende

Nach drei Jahren der Krise füllen sich die Bonustöpfe der Investmentbanken langsam wieder.

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FRANKFURT/M. Drei lange Jahre bekamen Investmentbanker an der Wall Street in London und auch in Frankfurt nur Hiobsbotschaften zu hören: Einsparungen, Entlassungswellen, Gehaltskürzungen. Jetzt scheint die Eiszeit vorbei zu sein. Aus den großen Geldhäusern dringen die ersten zuversichtlichen Nachrichten. Die US-Investmentbank Merrill Lynch hat beispielsweise Mitte Oktober den vor zwei Jahre verhängten Gehaltsstopp aufgehoben. Damit sind Lohnerhöhungen wieder möglich. „In den ersten neun Monaten dieses Jahres haben die meisten Banken wieder gutes Geld verdient, das heißt, nach den bitteren Jahren der Krise sind auch die Bonustöpfe wieder üppiger gefüllt“, sagt Andreas Halin von der Personalberatung Spencer Stuart. „Die Bonizahlungen werden deshalb insgesamt höher als in den vergangenen ein bis zwei Jahren ausfallen“, prognostiziert der Berater. Aber das heißt noch lange nicht, dass sich alle Banker auf eine üppige Gehaltserhöhung freuen dürfen, denn zu den guten Ergebnissen der Geldhäuser haben vor allem der Aktienhandel und das Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren beigetragen. Dagegen stecken die klassischen Disziplinen des Investmentbankings – das Geschäft mit Fusionen und mit Aktienplatzierungen – noch immer in der Flaute. „Jetzt kommt es darauf an, ob die Banken bereit sind, mit den Erträgen aus den gut laufenden Sparten auch die Gehältern von Bankern in den anderen Bereichen zu subventionieren“, meint Halin. „Dieser Kampf ist noch nicht in allen Häusern ausgefochten“, bestätigt Helmuth Uder von der Beratungsgesellschaft Towers Perrin.

Der jährliche Bonus ist die entscheidende Messlatte für den Erfolg eines Investmentbankers, denn die Fix-Gehälter fallen in der Regel vergleichsweise bescheiden aus. Executive und Managing Directors stießen in den Boomjahren schnell in den siebenstelligen Bereich vor. Von diesen Summen war allerdings nur ein Viertel fix, der Rest entfiel auf die Boni. Seit Beginn der Krise im Jahr 2000 sanken die Gesamtgehälter nach den Berechnungen von Towers Perrin im Schnitt um rund 50 %. „Alle haben gelitten, quer durch alle Hierarchiestufen“, meint auch Halin von Spencer Stuart. Allerdings hat es einige Banker härter getroffen als andere. „Die Banken haben in der Krise gelernt, ihre Boni deutlich selektiver zu vergeben“, betont Uder von Towers Perrin. Nur wer Top-Leistungen gebracht habe, sei in den Genuss einer vergleichsweise attraktiven Ausschüttung gekommen. „An diesem Prinzip der Spreizung werden die Banken fest halten, auch wenn es jetzt wieder aufwärts geht“, meint Uder, der ohnehin vor zu großem Optimismus warnt: „Selbst wenn die Boni jetzt wieder steigen sollten, das Niveau der Boomzeiten werden wir lange nicht wieder sehen.“

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