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Beiersdorf-Chef Quaas "Wie ein Befreiungsschlag"

Beiersdorf-Chef Thomas-B. Quaas über die Folgen der Katastrophe in Japan, alternative Energien, Preise und das Lifting der Weltmarke Nivea.

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Quaas

Herr Quaas, wie stark ist Beiersdorf vom Tsunami und den Folgen in Japan betroffen?

Quaas: Vergleichsweise gering. Wir haben in der Innenstadt von Tokio ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem japanischen Mischkonzern Kao, die Nivea-Kao-Corporation mit etwa 100 meist einheimischen Marketing- und Vertriebsmitarbeitern. Unser Krisenmanagement ist sofort tätig geworden. Wir haben der Geschäftsführung vor Ort freigestellt, Mitarbeitern, die Tokio verlassen wollen, dies zu ermöglichen und Hotelkontingente im Süden Japans bereitzustellen. Doch alle sind geblieben und arbeiten fast so, als wäre nichts passiert. Schon bei früheren Aufenthalten in Japan hat mir diese unglaubliche Disziplin imponiert.

Hat sich Ihre Meinung zur Atomkraft durch die Katastrophe in Japan geändert?

Quaas: Normalerweise halte ich mich als Vorstandschef aus gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Diskussionen heraus. Bei der Atomkraft möchte ich jedoch gerne meine Meinung äußern. Man sollte immer auch nach Alternativen suchen. Insbesondere bei neuen Technologien und erneuerbaren Energien sollte Deutschland in Europa eine Vorreiterrolle einnehmen. Vorausgesetzt, es wird eine belastbare und zuverlässige Energieversorgung für den Industriestandort Deutschland sichergestellt.

Welche konkreten Auswirkungen hätte es für Beiersdorf, wenn durch einen beschleunigten Ausstieg aus der Atomkraft die Strompreise zum Beispiel um 20 oder 30 Prozent steigen würden?

Quaas: Eine Strompreiserhöhung würden wir – wie alle anderen Unternehmen und Privathaushalte auch – spüren, aber diese wäre nicht so entscheidend wie die Erhöhung von anderen Rohstoffpreisen.

Haben Sie eine Solaranlage auf dem Dach?

Quaas: Noch nicht. Aber ich nutze in meinem Privathaus zum Beispiel eine Wärmepumpe. Ich finde es genial, dass man mit minimalem Stromeinsatz für warmes Wasser sorgen kann.

Was Sie seit Ende 2010 machen, ist nichts für Warmduscher: Sie krempeln Beiersdorf kräftig um, haben die Luxushautpflegemarke Juvena und das Haarpflege-Label Marlies Möller verkauft, den Vorstand neu besetzt und steigen in Deutschland aus dem Make-up-Geschäft unter der Marke Nivea aus. Ist das Lifting oder schon eine Operation am offenen Herzen?

Quaas: Nein, Letzteres ist es definitiv nicht. Mit unserer neuen Strategie konzentrieren wir uns konsequent auf unsere Kernkompetenz: die Hautpflege. Diese Fokussierung wird uns langfristig nachhaltiges, globales Wachstum sichern.

Gezielter investieren

Wie soll das geschehen?

Quaas: Durch die Fokussierung können wir unsere Ressourcen und Investitionen gezielter einsetzen. Dadurch werden wir noch wettbewerbsfähiger und profitabler. Darüber hinaus wird es pünktlich zum 100. Geburtstag der Marke Nivea im Mai eine ganz neue Imagekampagne geben. Und im Handel sowie im Internet werden wir für Wirbel sorgen. Dafür erhöhen wir unser Marketingbudget, das bei rund einer Milliarde Euro liegt, nochmals um rund zehn Prozent.

Der Versuch der vergangenen Jahre, die Marke auf Lippenstifte und Schminke auszuweiten, ist an Grenzen gestoßen, Ihr Traum vom globalen Kosmetikkonzern endgültig ausgeträumt...

Quaas: ...den haben wir so nie geträumt.

Jedenfalls verabschieden Sie sich jetzt von Make-up und von anderen Artikeln, die insgesamt rund 20 Prozent aller -Nivea-Produkte in Europa ausmachen.

Quaas: Das klingt nach viel, ist es aber nicht. Wir trennen uns nur von fünf bis -sieben Prozent unseres Umsatzes. Unsere Make-up-Linie etwa hat uns zwar gute Umsätze beschert, war jedoch stets nur ein Randbereich, der sich im verschärften Wettbewerb als nicht mehr sinnvoll erwiesen hat.

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