Best Brands Die besten Marken des Jahres

Seite 3/4

Beste Produktmarke Miele

Miele Chef Reinhard Zinkann

Der Raum gleicht einem überdimensionierten Waschsalon; nur die Kunden fehlen. In Reih und Glied stehen hier gut 40 verschiedene Waschmaschinenmodelle – Frontlader mit rundem Bullauge vorn, Toplader mit einer großen Klappe oben. Alle Geräte haben eines gemeinsam – den Miele-Schriftzug.

In seinem waschtechnischen Labor am Stammsitz in Gütersloh unterzieht der westfälische Hausgerätehersteller seine Waschmaschinen einem Härtetest: 10.000 Stunden laufen die Vollautomaten hier am Stück, mit Testwäsche, die zuvor mit Rotwein, Kakao, Blut, einem Mineralöl-Ruß-Gemisch und schwarzem Tee verschmutzt wurde.

Mindestens 5000 Programmzyklen muss jede Maschine durchhalten – bei normalem Haushaltsbetrieb entspricht das einer Lebensdauer von 20 Jahren.

Im Dauerbetrieb bewähren müssen sich nicht nur Waschmaschinen. Auch Wäschetrockner und Geschirrspüler, einzelne Komponenten und besonders stark beanspruchte Bauteile wie Türen oder Wasserschläuche und sogar die Verpackungen werden im Labor auf höchste Belastbarkeit geprüft.

Denn Miele, in diesem Jahr mit dem Best Brands Award für die „Beste Produktmarke“ ausgezeichnet, hat sich ein Ziel gesetzt, das ständig neu erkämpft werden will: „Unser Anspruch ist seit 110 Jahren auch unser Motto – Immer besser“, beschreibt Reinhard Zinkann das Miele-Credo. Zinkann ist wie Markus Miele geschäftsführender Gesellschafter und leitet das Unternehmen in vierter Generation.

Innovationen beschränken sich bei Miele nicht auf Wasch- und Spülmaschinen. Seit ein paar Jahren entwickeln die Westfalen auch Dampfgarer oder Kaffeevollautomaten als Küchen-Einbaugeräte. Die Apparate unterscheiden sich von Konkurrenzprodukten nicht nur durch Langlebigkeit, sondern auch durch schnörkelloses Design – den typischen Miele-Look.

Beste Designmarke Artemide

Er nennt sie zärtlich „Cobra“, und ihr Name ist Programm: Wie eine riesige Schlange windet sich die Lampe, die Star-Designer Karim Rashid entwarf, im Büro von Ernesto Gismondi. Mit größter Akribie begutachtet der Gründer und Geschäftsführer des italienischen Lampenherstellers Artemide den rund zwei Meter langen Prototyp. Ein kleiner Handgriff am Scharnier in der Mitte des Korpus genügt, und die Leuchte rückt Tisch und Sofa ins rechte Licht. Oder sie sorgt mit indirektem Licht für angenehme Stimmung im ganzen Raum.

„Allein dieses Scharnier haben wir 1500-mal getestet“, sagt Gismondi. Mitte April will er die Lichtschlange auf der weltweit wichtigsten Branchenmesse Euroluce in Mailand vorstellen.

Artemide zählt zu den Top-Marken deutscher Manager, wenn es um zeitlos schöne, langlebige Produkte für die eigenen vier Wände geht. „Entscheider haben offenbar klare Vorstellungen vom Image der Designmarken“, sagt Siegfried Högl, Marktforschungsgeschäftsführer der GfK. „Artemide besticht durch Qualität und Ästhetik.“

Gismondi beschreibt den Kern der Marke so: „Wir wollen eine perfekte Balance zwischen Design, Innovation, Funktionalität und Effizienz.“ Für ihn zählt neben dem Äußeren auch der Stromverbrauch und die Wiederverwertbarkeit. „Unsere Produkte“, sagt Gismondi, „sollen ja nicht nur schön sein, sie sollen der Menschheit dienen.“

Dieser Haltung fühlt sich Gismondi verpflichtet, seit er zusammen mit Designer Sergio Mazza vor 50 Jahren Artemide gründete. Der Ingenieur für Raketentechnik liebt modernes Interieur für moderne Häuser. Von Anfang an arbeitete er mit großen Designern aus aller Welt zusammen, darunter auch dem Deutschen Richard Sapper. Dessen puristische Schreibtischlampe Tizio wurde bis heute 1,8 Millionen Mal verkauft und findet auch 37 Jahre nach der Premiere immer noch jährlich 50.000 Käufer.

Für Gismondi müssen Lampen mehr als nur leuchten. „Gefragt sind neue Lichtqualitäten, die das Wohlbefinden steigern“, sagt er.

Sein Beleuchtungssystem Metamorfosi, das mit dem Europäischen Designpreis ausgezeichnet wurde, schafft farbiges Raumlicht. An derEntwicklung war auch ein Arzt und Psychiater beteiligt.

Artemide-Lampen müssen robust sein und hohe Temperaturen ebensoaushalten wie einen Sturz vom Tisch.Die abschließende Prüfung macht Gismondi daheim, wo er Prototypen im Alltag testet „Der Boss bin ich“, sagt der 77-Jährige mit dem Spitznamen „Signore della luce“ („Herr des Lichts“), „hier treffe ich die Entscheidungen.“

Der Erfolg gibt ihm recht: Allein in den vergangenen vier Jahren wuchs der Umsatz um zweistellige Prozentwerte auf zuletzt rund 130 Millionen Euro. Auch auf den Abschied von der klassischen Glühbirne ist Gismondi vorbereitet. Seit dem vergangenen Herbst hat Artemide eine LED-Tischleuchte im Programm, die Licht in verschiedenen Tönen abgeben kann – von kaltem bis warmem Weiß. Nach und nach sollen alle Lampen auf die neue Technologie umgerüstet werden, auch Klassiker wie Tolomeo oder Tizio.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%