
Ein Staunen und Raunen ging Anfang Januar durch die Reihen der Fachbesucher bei der Konsumelektronikmesse CES in Las Vegas. 3-D-Bilder soll dieser Fernseher liefern, gestochen scharf, fast zum Greifen nah, gleichzeitig wartet er mit einer Bildschirmdiagonale von mehr als einem Meter auf und lässt sich an der Wand befestigen. So weit ganz nett, dachten sich die TV-Experten – bis ein Helfer bei der Präsentation das Riesentrumm von der Wand löste und mithilfe eines schmalen Metallgelenks nach vorn klappte: Der TV-Koloss ist von der Seite betrachtet nicht dicker als einen Zentimeter, ein Drittel seines direkten Vorgängers. Die schwer zu beeindruckenden Technik-Freaks versteckten ihre Überraschung hinter lautem Lachen.
Was die Fachwelt in Erstaunen versetzt, daran hat sich Hans Wienands schon fast gewöhnt. Die neuen Fernseh-Flundern stehen längst unten im Ausstellungsraum des Deutschland-Ablegers von Samsung Electronics im hessischen Schwalbach. Im März will Wienands sie dem deutschen Fachhandel bei einer Roadshow präsentieren, kurz danach kommen sie in die Läden. Wienands verantwortet seit 2005 bei Samsung die Konsumelektronik – und nicht zuletzt die flachen TV-Geräte sorgten mit dafür, dass der weltgrößte Hersteller von Speicherchips und Fernsehern in diesem Jahr mit dem Best Brand Award für die beste Wachstumsmarke ausgezeichnet wird. Denn zum einen trugen sie neben der Mobiltelefonsparte dazu bei, den südkoreanischen Elektronikriesen nach einer Schwächephase 2008 wieder auf Wachstumskurs zu bringen. Für 2009 meldete der Konzern gerade einen Rekordumsatz von mehr als 84 Milliarden Euro.
"Niemand will einen schwarzen Kasten"
Zum anderen demonstriert der Gigant ein gestiegenes Verständnis für Verbraucherwünsche. „Die Wohnzimmer haben sich sichtbar verändert“, sagt Wienands, „heute will sich doch niemand mehr einen 60 Zentimeter tiefen schwarzen Kasten ins Wohnzimmer stellen.“ Samsung stattet seine Großgeräte zudem seit 2009 mit einem speziellen Angebot aus: Laufen gerade weder „Tatort“ noch „Tagesschau“, leuchten auf Wunsch etwa Vincent Van Goghs „Sonnenblumen“ auf der Mattscheibe – allemal attraktiver als das sonst übliche schwarze Loch.
Mit solchen Extras glaubt sich Wienands nahe am Puls der Konsumenten. Den fühlen Samsung-eigene Marktforscher und Designer an sieben Standorten weltweit, darunter London und Mailand. Wienands attestiert den Trendjägern hohe Treffsicherheit. Anfangs selbst skeptisch, ließ er sich etwa 2006 davon überzeugen, Klavierlackschwarz sei die kommende Modefarbe für TV-Gehäuse. Die Trüffelsucher lagen richtig: „Seitdem vertraue ich diesen Jungs zu 100 Prozent.“ Gleichzeitig investiert Samsung: „Das ist unser Credo“, sagt Wienands: „Wir forschen, entwickeln und produzieren selbst.“ Damit sich der Aufwand rechnet, setzt Samsung auf anspruchsvolles Design, das sich der Kunde auch etwas mehr kosten lässt. „Eine Marke kann sich heute nur weiterentwickeln, wenn sie die Kunden auch emotional anspricht – das gelingt uns mit dem Design.“