Bijou Brigitte "Warenhäuser bringen einen schönen Zusatzverdienst"

Der Vorstandschef des Modeschmuck-Anbieters Bijou Brigitte stemmt sich gegen die Finanzkrise – mit 80 neuen Filialen. Aber auch Online und in Warenhäusern sind die Accessoires präsent.

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Roland Werner, Vorstandschef des Modeschmuck-Anbieters Bijou Brigitte

WirtschaftsWoche: Herr Werner, Sie haben mitten in der Finanzkrise den Chefposten bei Bijou Brigitte von Ihrem Vater übernommen. Wer kauft noch Glitzersteine und Modeschmuck, wenn die Wirtschaft kollabiert?

Werner: Mehr Menschen, als man denkt. Wir haben den großen Vorteil, dass unsere Ketten, Ohrringe und Broschen preisgünstig sind. Die meisten der 9000 Artikel, die wir verkaufen, kosten weniger als zehn Euro. Diese kleinen Impulskäufe tun unseren Kundinnen nicht weh.

Dann merken Sie nichts von der Finanzkrise?

Leider doch. Gerade zum Jahresende haben wir die Auswirkungen recht deutlich zu spüren bekommen. Insgesamt stieg der Umsatz von Bijou Brigitte 2008 zwar um 2,2 Prozent auf 375 Millionen Euro. Flächenbereinigt, also ohne Neueröffnungen, haben wir allerdings 4,9 Prozent verloren. Unsere deutschen Geschäfte sind allerdings noch gut weg-gekommen.

Ihre Umsätze pro Shop sinken seit mehr als zwei Jahren. Sie hatten also schon Probleme, bevor die Finanzkrise für Schlagzeilen sorgte.

Sie müssen aber auch die Situation davor betrachten: Wir hatten zehn Rekordjahre in Folge mit teilweise sensationellen Steigerungsraten. Es war klar, dass wir dieses Tempo nicht endlos halten können.

Inzwischen bieten auch Modeketten wie H&M oder Zara Accessoires an. Macht Ihnen die Konkurrenz zu schaffen?

Der Wettbewerb ist sicherlich härter geworden. Man kann das aber nicht an einem bestimmten Anbieter festmachen, und es wird im Zuge der Finanzkrise sicherlich auch Marktbereinigungen geben. Dann wird sich zeigen, wer am besten aufgestellt ist.

Warum sollte das Bijou Brigitte sein?

Weil wir in den vergangenen Jahren mit unseren Finanzen sehr konservativ gehaushaltet haben. Bijou Brigitte ist schuldenfrei und unsere gesamte Expansion, können wir ohne Bankkredite stemmen.

Sie wollen auch in der Krise neue Filialen eröffnen?

Aus heutiger Sicht peilen wir europaweit 80 neue Standorte an, darunter auch einige in Deutschland. In der Slowakei wollen wir in der ersten Jahreshälfte starten. Zudem steht Bulgarien auf unserer Expansionsliste, wobei der Zeitplan in der aktuellen Situation noch schwanken kann.

Das heißt?

Wir gehen sehr selektiv vor. In den USA und in Großbritannien haben wir die weitere Expansion zunächst einmal gestoppt, weil wir einfach abwarten wollen, wie sich die Märkte entwickeln. Wir wollen und müssen also nicht um jeden Preis wachsen, zumal wir mit insgesamt 1085 Filialen gut aufgestellt sind. Wir werden in den kommenden Jahren organisch wachsen. Dabei legen wir besonderen Wert auf die Qualität des Standortes, nicht auf die Quantität. In Europa sehen wir Potenzial für insgesamt 2000 Standorte. Außerdem gibt es noch andere Wachstumsmöglichkeiten.

Sie meinen das Online-Geschäft?

Der Internet-Shop spielt umsatzmäßig zurzeit noch eine eher untergeordnete Rolle. Unsere Artikel verkaufen sich in dem Moment, in dem die Kundin ihn berührt. Sie können sich eine Kette umhängen und gucken, ob sie zur Kleidung passt, die Ohrringe befühlen. Die Darstellung am Computer kann da einfach nicht mithalten. Wachstumsmöglichkeiten sehe ich eher bei den sogenannten Concessions, also Kooperationen mit Einzelhändlern.

Wie sieht diese Zusammenarbeit aus?

Seit September haben wir in insgesamt über 100 Warenhäusern Bijou-Brigitte-Warenträger aufgestellt. Bei diesem Konzept erhält der Händler einen Teil des Verkaufspreises als Umsatzprovision. Das Modell läuft bisher sehr gut an und verschafft uns einen schönen Zusatzverdienst, den wir in absehbarer Zeit noch steigern wollen.

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