Bilanz Unbequeme Lage für EADS

Bei der Bilanz, die EADS-Chef Lous Gallois heute für 2010 vorstellt, gibt es keine Überraschung. Die Zahlen sind mäßig und im Wettbewerb hat Boeing zunehmend die Nase vorn.

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Ehemaliger EADS-Co-Chef Rainer Quelle: dpa/dpaweb

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als wäre EADS in bester Verfassung: 2010 ist der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt. Vor allem dank des zivilen Luftfahrtgeschäfts der Tochter Airbus lag das Nettoergebnis bei 553 Millionen Euro, teilte EADS heute mit. Im Vorjahr stand unter dem Strich noch ein Minus von 763 Millionen Euro. Der Umsatz erreichte im vergangenen Jahr ein neues Rekordniveau von 45,8 Milliarden Euro. Das Plus von sieben Prozent im Vergleich zu 2009 ist vor allem auf die Auslieferung von 510 Flugzeugen der Tochter Airbus zurückzuführen. Auch in diesem Jahr hält der Trend an: Am Dienstag hatte das Flugzeugleasingunternehmen ILFC mitgeteilt, 100 Flugzeuge des neuen, Treibstoff sparenden Mittelstreckentyps A320neo ordern zu wollen. Dafür bestelltt ILFC aber zehn Superjumbos A380 wieder ab. Die Fluggesellschaft Cathay Pacific Airways aus Hongkong bestellte nun bei Airbus 15 Langstreckenflugzeuge des Typs A330.

Damit erzielt EADS im zivilen Luftfahrtgeschäft erneut einen Erfolg im Wettstreit mit dem US-Erzrivalen Boeing. Doch der Zweikampf zwischen EADS und Boeing um die Führung im Luftfahrzeugbau bestimmt die Flugbranche seit Ende der neunziger Jahre. Damals hatte bei den Passagierflugzeugen Airbus – der Kern der späteren EADS – erstmals mehr Neubestellungen erreicht als Boeing.

Der zweite Paukenschlag kam 2003 als Airbus erstmals mehr Flugzeuge auslieferte als Boeing und damit das  Zivilgeschäft der Amerikaner auch beim Umsatz überholte. Dazu hatte sich die EADS-Tochter Eurocopter im Hubschraubergeschäft als Weltmarktführer etabliert. Und zu guter letzt machten auch die bislang lahmenden Bereiche Rüstung und Raumfahrt Fortschritte. Dazu war EADS am Ende auch ein wenig profitabler als Boeing. "Wir bleiben zehn Jahre lang Marktführer", jubelte der damalige EADS-Chef Rainer Hertrich 2004 in einem Interview mit der WirtschaftsWoche.

Vorsprung der Amerikaner hält an

Das war übertrieben. Als erstes verlor EADS wegen der Probleme mit dem Superjumbo A380 die Führung bei den Finanzen. Auch wenn Boeing mit dem neuen Leichtbauflieger 787 fast noch größere Probleme hat als Airbus, verdiente der Konzern unterm Strich deutlich  mehr als die Europäer. Im Raumfahrt- und Rüstungsbereich zogen die Amerikaner davon – nicht zuletzt dank Großaufträgen wie dem Bau der US-Militärtanker, den Boeing Ende Februar nach langem Kampf. Und nun wankt auch noch die Führung von Airbus. Laut einer Studie der Investmentbank Credit Suisse wird Boeing in 2012 nach zehn Jahren erstmals wieder mehr Flugzeuge ausliefern als Airbus. Nur bei den Hubschraubern bleibt Eurocopter bislang vorne.

Und der neue Vorsprung der Amerikaner dürfte noch eine Weile anhalten. Dank drastischer Sparprogramme und der Auslieferung der 787, die im nächsten Jahr losgehen soll, wird Boeing im Zivilgeschäft wohl ebenso vorne bleiben wie bei Rüstung und Raumfahrt.

Zumal die EADS nach wie vor ihre drei dringendsten Probleme nicht gelöst hat. Der schwache Dollar drückt die Erlöse und macht die überwiegend in Europa produzierten Airbus-Flugzeuge vergleichsweise teurerer als Boeing-Maschinen. Zudem laufen die meisten Großprojekte wie der Militärtransporter A400M  oder der Militärhubschrauber Tiger noch nicht rund.

Zukauf in Amerika?

Zu guter Letzt bremst die Diskussion um die künftige Aktionärsstruktur das Unternehmen.  Zwar hat es auf das Tagesgeschäft keinen Einfluss, wenn die heutigen Großaktionäre Daimler und Lagardère aussteigen wollen und einen Käufer für ihre Anteile suchen. Doch damit sie für ihre Anteile möglichst viel Geld bekommen, sind sie extrem vorsichtig, den Wert des Unternehmens nicht durch teure Investitionen zu mindern, die möglicherweise erst in ein paar Jahren Früchte tragen.

Doch diese Ausgaben braucht die EADS. Denn Konzernchef Louis Gallois will das Unternehmen durch mehr Rüstungs- und US-Geschäft unabhängiger machen von den schwankenden Airbusverkäufen und dem unberechenbaren US-Dollar. Hierbei sollte der US-Tankerauftrag einen großen Beitrag leisten, weil er den Aufbau eines neuen Airbuswerks in den USA ermöglicht hätte. Weil der Deal jedoch an Boeing ging, kann diese Lücke nun eigentlich nur der Kauf eines amerikanischen  Rüstungsunternehmens schließen. Doch diese Ausgaben wird der Aufsichtsrat wohl scheuen.

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