Billigairlines Easyjet-Chef Harrison fordert Flugverbot für alte Maschinen

Easyjet-Chef Andy Harrison fordert ein Flugverbot für alte Flugzeuge in Europa und damit ein Startverbot für einen Großteil der Lufthansa-Flotte.

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Ein Airbus A 319 der Quelle: dpa

„In Europa gibt es noch mehr als 700 alte Maschinen, die mindestens ein Fünftel mehr schlucken als unsere Flotte und deutlich lauter sind. Die müssen weg. Und das geht nicht mit Steuern oder einem Emissionshandel“, sagte Harrison im Gespräch mit der WirtschaftsWoche. Inzwischen sei es deutlich umweltfreundlicher mit Easyjet zu fliegen als mit der Lufthansa. „Wer reisen will, tut mit einem Billigflug der Umwelt einen Gefallen. Denn unsere moderne Flotte verbraucht pro Passagier bis zu 30 Prozent weniger Benzin als die Dreckschleudern etablierter Linien wie der Lufthansa.“ Einen Emissionshandel für die Flugbranche lehnt Harrison ab, weil sich dann kapitalstarke Unternehmen wie die Lufthansa nur freikaufen würden. „Da kann sich jeder freikaufen, und am Ende landet das Geld überall, bloß nicht beim Umweltschutz.“ Ein Flugzeug, das zu laut ist oder zu viel Treibstoff brauche,  „muss am Boden bleiben. Nur so werden wir eine umweltfreundliche Branche.“

Harrison wirft der Lufthansa vor, Easyjet gezielt in Deutschland zu behindern. „Lufthansa stranguliert den Wettbewerb, indem sie uns ebenso wie Emirates aus Dubai und der Low-Cost-Langstreckenlinie Oasis aus Hongkong durch geschickte Lobbyarbeit, juristische Mittel und Sonderangebote den Zugang verwehrt.“ So bekomme Easyjet in Deutschland „nicht genug Start- und Landezeiten, vor allem nicht zu den Hauptreisezeiten morgens und abends, wo unsere wichtigste Zielgruppe, die Geschäftsreisenden, fliegen will.“ Lufthansa blockiere „die Kapazitäten der Flughäfen direkt oder über ihre Tochter Germanwings. Die ist letztlich eine Waffe gegen uns. Sie wird überall da aktiv, wo wir sind. Dann überschwemmen Lufthansa und Germanwings den Markt mit Tickets, die sie sich wegen ihrer hohen Kosten eigentlich nicht leisten können.“

Keine Zukunft sieht Harrison für den Konkurrenten Air Berlin. Nach den Zukäufen sei der Billigflieger „eine Art Frankenstein, wo die einzelnen Teile nicht zueinander passen. Die kämen wirklich in Lebensgefahr, wenn sie sich mit Lufthansa anlegen. So kann Lufthansa ihre Macht ausspielen. Und das sollte den Deutschen und ihrer Regierung zu denken geben.“ Deutschland brauche Easyjet als dritten Konkurrenten. „Hier müssen die Kartellbehörden gegensteuern, sonst habt ihr am Ende nur die Wahl zwischen dem Sumo-Ringer Lufthansa und dem schwächelnden Frankenstein Air Berlin.“

Seine Fluggesellschaft sieht Harrison trotz steigender Treibstoffpreise auf Wachstumskurs. „Wir haben in Europa heute einen Marktanteil von sechs Prozent. In spätestens fünf Jahren haben wir 80 Millionen Passagiere und damit zehn Prozent. Dann bleiben uns immer noch 90 Prozent. Warum sollen wir nicht 20 oder 30 Prozent haben? Was sollte uns aufhalten?“

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