Bombendrohung gegen französische Bahn aufgehoben

Die mysteriöse Erpressergruppe „AZF“ will ihren Bombendrohungen gegen die französische Bahn einstellen. „Es gibt keine funktionsfähigen Bomben mehr auf dem französischen Schienennetz“, hieß es in einem Schreiben der Gruppe an das französische Innenministerium. Bekannt gegeben wurde das Schreiben durch die Gewerkschaft der Polizei am Donnerstag in Paris.

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HB PARIS. „Es gibt zum jetzigen Zeitpunkt keine funktionstüchtigen Bomben im französischen Eisenbahnnetz mehr“, schrieb die Gruppe nach Angaben des Innenministeriums vom Donnerstag in einem Brief an Präsident Jacques Chirac. Darin heiße es, die Gruppe, die seit Februar nichts mehr von sich hören ließ, sei derzeit nicht für die Ausführung eines großen Terroranschlags vorbereitet. Gleichzeit warnte AZF jedoch, dass sie ihre Drohung erneuern und eine Anschlag von der Dimension der Attentate auf Pendlerzüge in Madrid verüben könne. Dabei waren vor zwei Wochen 190 Menschen getötet worden. Erst am Mittwoch war an der Bahnstrecke zwischen Paris und Basel eine Bombe entdeckt und entschärft worden. Ob sie von AZF gelegt wurde, war unklar. Nach Angaben des Innenministeriums hatte der Sprengsatz keine Ähnlichkeit mit einer Bombe, die die Gruppe vor einiger Zeit an einer anderen Stelle des SNCF-Netzes versteckt hatte. An den Finanzmärkten löste der Fund Furcht vor neuen Anschlägen aus. Nach bisherigen Erkenntnissen schließen die französischen Behörden aus, dass AZF Verbindungen zu Moslemextremisten hat. Die zuvor noch nicht in Erscheinung getretene Gruppe drohte in den vergangenen Monaten in mehreren Briefen an die Regierung mit Anschlägen auf das SNCF-Netz und behauptete, insgesamt zehn Sprengsätze an Bahnstrecken in Frankreich versteckt zu haben. Sie verlangte die Zahlung von vier Mill. €. Nach Angaben aus Justizkreisen hatten die Erpresser die Sprengung eines Reisezuges angekündigt, falls ihre Forderung nicht erfüllt werden sollte. Anfang März hatten rund 10 000 Helfer das französische Bahnnetz auf einer Gesamtlänge von 32 000 Kilometern nach Sprengsätzen abgesucht, dabei aber nichts gefunden. Die AZF benannte sich nach dem gleichnamigen, vor mehr als drei Jahren explodierten Chemiewerk in Toulouse. Damals waren 31 Menschen getötet worden. Die französischen Behörden sehen jedoch keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Unglück und der Gruppe. Am 21. Februar hatten die Erpresser die Polizei zu einer Zeitbombe gelotst, die in einem Gleisbett nahe der Stadt Limoge versteckt war. Ein anschließender Test ergab, das ihre Sprengwirkung ausgereicht hätte, um das Gleis schwer zu beschädigen. Mit dem Sprengsatz wollten die Täter offenbar die Glaubwürdigkeit ihrer Drohungen unterstreichen. Die französischen Bahnen werden jeden Tag von etwa 2,5 Mill. Menschen genutzt.

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