
Wenn Josef Ackermann zehn Milliarden Euro Gewinn für das Jahr 2011 in Aussicht stellt, freut das Aktionäre der Deutschen Bank. Notenbanker, Politiker und Steuerzahler stimmt eine solche Prognose nachdenklich. Zumal dann, wenn mehr als zwei Drittel des Gewinns aus dem Investment-Banking kommen sollen und die Deutsche Bank zugleich von einer „Neubesinnung auf die Leistungskultur“ schwadroniert. Zumindest liegt hier der Verdacht nahe, dass die Krise nun endgültig abgehakt werden soll.
Ist das einfach so möglich? Zehn Milliarden Euro Gewinn wären gut eine Milliarde mehr als im bisherigen Rekordjahr 2007. Selbst die Experten der Tochter Deutsche Bank Research sind da offenbar skeptisch. „Die mittelfristigen Aussichten für Banken insgesamt sind dürftig“, schreiben sie in einer aktuellen Studie. Auch die Analysten von J.P.Morgan bezeichnen die Machbarkeit eines solchen Gewinnsprungs als „unklar“. Bisher waren sie für 2011 von einem Gewinn von 7,4 Milliarden Euro ausgegangen.
Banken werden an Krise noch lange knabbern
Nach dem Totalabsturz des vergangenen Jahres haben 2009 vor allem Investmentbanken wieder hohe Gewinne erzielt. In den ersten drei Quartalen verdiente die Deutsche Bank 4,4 Milliarden Euro vor Steuern, noch besser lief es bei einigen Rivalen, vor allem bei Goldman Sachs. Dabei profitierten die relativen Gewinner der Krise vom Ausfall einiger Konkurrenten — und von einer nie dagewesenen Sonderkonjunktur dank Niedrigzinspolitik, Liquiditätsschwemme und Anleiheboom. Doch die Erträge dieses Jahres lassen sich nicht einfach fortschreiben und künftige Wachstumsfelder sind schwer erkennbar. Experten gehen davon aus, dass die Branche erst 2013 wieder das Niveau vor der Krise erreicht.
Klar ist, dass die Banken an den Folgen der Krise noch lange zu knabbern haben werden. Es kommen weitere Belastungen auf sie zu. Experten rechnen in den kommenden Jahren für deutsche Institute mit Abschreibungen zwischen 60 und 90 Milliarden Euro, vor allem wegen Kreditausfällen infolge von Unternehmenspleiten.
Besonders betroffen hiervon sind Banken mit traditionellem Geschäft. In Deutschland hat die bereits halb verstaatlichte Commerzbank mit knapp 400 Milliarden Euro das mit Abstand größte derartige Kreditbuch. Dazu kommt, dass wegen der Krise die Bilanzierungsvorschriften für Banken aufgeweicht wurden und die Banken so beispielsweise ihre eigenen Verbindlichkeiten buchhalterisch verringen können.
Doch dieser Zustand soll nicht ewig anhalten. Weltweit arbeiten Regulierer an neuen Vorschriften, um künftige Krisen zu verhindern. So werden die Banken in jedem Fall mehr Kapital brauchen. Ackermanns Risikovorstand Hugo Bänziger kalkuliert mit fünf Milliarden Euro, die zusätzlich erforderlich sein dürften. Vor allem die Landesbanken könnten die Vorschriften proportional noch härter treffen, wenn sich auch die Qualität des Eigenkapitals ändern muss.
Eine Erkenntnis der Krise scheint zu sein, dass Banken eine starke Position auf dem Heimatmarkt haben müssen. Dieser Logik folgt auch Ackermann. Die Deutsche Bank will die Privatbank Sal. Oppenheim und die Postbank komplett übernehmen. Damit stellt sie auch ihr Geschäft breiter auf. Unabhängig von künftigen Turbulenzen auf den weltweiten Kapitalmärkten macht sie das aber nicht.