Branchenkonsolidierung Chancen und Risiken von Bankenfusionen

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Modell Commerzbank-Postbank: Ex-Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller hat es immer wieder beteuert: er wolle die Postbank haben — wenn sie eines Tages auf den Markt kommt. Nun, einige Wochen nach dem Wechsel des 63-Jährigen in den Aufsichtsrat der zweitgrößten deutschen Bank, ist es so weit. Die Post prüft den Verkauf.

Doch gerade der Zusammenschluss der Commerzbank mit der Postbank wäre in Sachen Größe und Marktmacht eher eine unbefriedigende Lösung. Vorteile ergäben sich, der Investors-Marketing-Studie zufolge, in erster Linie dadurch, dass in den Filialen als auch in der Zentrale Aufgaben zusammengelegt werden können. Die Bankexperten kalkulieren, dass stufenweise über zehn Jahre 10.000 Arbeitsplätze gestrichen würden, was zu einer Gesamtersparnis von rund 750 Millionen Euro führen würde.

Darüber hinaus könnte die Commerzbank das Angebot der Postbank ergänzen. Die Bonner Bank hatte sich bisher eher auf das einfache Massenkundengeschäft konzentriert. Die beratungsaffinen Kunden waren unterversorgt. Diese Lücke könnte die Commerzbank mit ihrem breiten Produktangebot schließen.

Im Segment der Premiumkunden, deren Zahl die Unternehmensberatung bereinigt auf 3,7 Millionen in Deutschland schätzt, würde die Commerzbank durch den Kauf der Postbank rund zwei Milliarden Euro Ertrag hinzugewinnen — berechnet für einen Zeitraum von zehn Jahren. Im Massenkundensegment, in dem rund acht Millionen Kunden anzusiedeln wären, kämen noch einmal 5,4 Milliarden Euro über einen Zeitraum von zehn Jahren hinzu.

Dennoch: Ein nationaler Champion würde nicht entstehen. Gemeinsam kämen beide Banken bei wichtigen Produkten wie dem Girokonto, Termineinlagen, Baufinanzierungen oder Ratenkrediten auf Marktanteile von circa zehn Prozent.

Modell Commerzbank-Postbank-Dresdner: Der Allianz Versicherungskonzern hatte 2001 für 24 Milliarden Euro die Dresdner Bank gekauft. Die Versicherungsmanager hatten gehofft, ihre Policen in Massen über die Bank verkaufen zu können. Doch die Quoten blieben weit unter den Erwartungen. Die Unzufriedenheit mit der Tochter wurde noch dadurch weiter angefacht, dass sie sich, wie andere Banken auch, im Geschäft mit Kreditpapieren verzockt und jede Menge Geld verloren hat.

Allianz-Chef Michael Diekmann sucht nun nach einem Partner für das kriselnde Bankhaus. Die Commerzbanker sind willig, sich mit ihm zu verbünden. Denn für sie allein dürfte es schwierig werden, die rund zehn Milliarden Euro zusammenzubringen, die für die Postbank fällig werden. Pragmatisch ist das allemal. Vorteile wären in erster Linie weitere Kostensynergien. Das Filialnetz ließe sich weiter komprimieren — entsprechend viele Mitarbeiter würden überflüssig.

Wachstumsfantasien birgt das Dreierbündnis von Dresdner, Commerzbank und Postbank allerdings kaum. Die Marktanteile würden nur geringfügig zunehmen, denn Commerzbank und Dresdner Bank haben schon heute viele gemeinsame Kunden. Investors Marketing geht von Überschneidungen in einem Umfang von 30 Prozent aus. Darüber hinaus sind die Dresdner-Bank-Kunden bereits zu einem Großteil mit Bankprodukten versorgt; viel lässt sich bei ihnen nicht mehr rausholen.

Wachstumschancen ergeben sich in erster Linie auf der Versicherungsseite. Der Verkauf von Versicherungen könnte für die Allianz über die Postbank besser funktionieren als über die Dresdner. Grund dafür seien die unterschiedlichen Vertriebsarten der beiden Banken. „Sollte der Vertrieb von Versicherungen in einer neuen Konstellation wirklich zu einem wichtigen Ziel erklärt werden, so bietet ein Vertriebssystem wie das der Postbank mehr Chancen als das einer klassischen Geschäftsbank“, sagt Oliver Mihm, Chef von Investors Marketing.

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