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Britischer Ölmulti Warum Halbjahreszahlen über BPs Schicksal richten

Am Dienstag veröffentlicht der Ölmulti seine Halbjahreszahlen. Danach dürfte sich schnell zeigen, ob der Konzern die Ölpest im Golf von Mexiko überlebt.

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BP-Schild Quelle: AP

Für den britischen Ölmulti geht es inzwischen ums Ganze. Rund drei Monate lang floss Rohöl in den Golf von Mexiko, verseuchte Wasser und Strände, tötete Fische und Vögel und beraubte Fischer ihrer Existenzgrundlage, nachdem die Förderplattform Deepwater Horizon explodiert war. Nun ist das Bohrloch immerhin provisorisch abgedichtet. Aufatmen kann der Konzern aber noch nicht. Erst wenn die beiden Entlastungsbohrungen erfolgreich verlaufen, besteht eine Chance, das Leck dauerhaft zu schließen. Erst dann kann BP die Quelle mit Schlamm und Zement verstopfen. Erst dann gibt es größere Gewissheit über die Kosten des Unglücks und die Überlebensaussichten des Konzerns.

Bisher hat BP rund 200 Millionen Dollar Schadensersatz an Fischer und Hotelbesitzer ausgezahlt sowie knapp vier Milliarden Dollar aufgewendet, um die Ölpest auf dem Wasser einzudämmen und Strände vom schwarzen Schlamm zu säubern. Doch das ist erst der Anfang. Die Investmentbank Goldman Sachs schätzt die Gesamtkosten auf bis zu 70 Milliarden Dollar.

So will der Konzern in den nächsten zwölf Monaten mehrere „Randgeschäfte“, wie er sagt, verkaufen und dadurch zehn Milliarden Dollar einnehmen. Erste Deals hat BP hier offenbar schon eingefädelt. Mehrere Öl- und Gasfelder gehen für sieben Milliarden Dollar an das amerikanische Energieunternehmen Apache. Da der Ölmulti außerdem bis nächstes Jahr hinein keine Dividende zahlt und weniger Steuern an den britischen Fiskus überweist, kann er Geld zurücklegen.

So rechnen Analysten damit, dass BP an diesem Dienstag einen Quartals-Vorsteuergewinn von knapp 8,2 Milliarden Dollar bekanntgibt – nach rund sechs Milliarden Dollar im ersten Quartal. Falls die Kosten der Ölpest also über mehrere Jahre gestreckt werden können, sollte der Konzern in der Lage sein, diese zu stemmen.

Trotzdem wird BP in den nächsten Jahren deutlich schrumpfen, die Explorationskosten werden wegen höherer Sicherheitsauflagen steigen, und Konzernchef Tony Hayward wird mit hoher Wahrscheinlichkeit seinen Posten räumen müssen. Auch bleibt der gewaltige Imageschaden – vor allem in Nordamerika. Dort droht zudem eine Klagewelle. Der Aktienkurs hat sich trotzdem in den vergangenen zwei Wochen wieder erholt, die Börse beurteilt den Ölmulti wieder etwas optimistischer. Doch all dies setzt voraus, dass die Entlastungsbohrungen tatsächlich gelingen. Wenn nicht, sieht es böse aus für BP.

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