
WirtschaftsWoche: Herr Walsh, im Moment streichen Ihre Wettbewerber bis hin zu den Billigfliegern Flüge. Nur Sie haben noch mehr Kapazität als im Vorjahr. Glauben Sie, dass die Krise bald vorbei ist?
Walsh: Leider nicht. Wir bauen zum Sommer zwei Prozent unseres Angebots ab. Wir sind jetzt noch größer als im Vorjahr, weil wir in der Vergangenheit kaum gewachsen sind. Darum müssen auch wir auf die Bremse treten, aber nicht so brutal. Trotzdem ist die Krise 10-, 20-mal stärker als die nach dem 11. September 2001.
Damals ist der Flugverkehr aber noch stärker eingebrochen.
Aber das war unter dem Strich weniger dramatisch. Die Kunden hatten vor allem Angst vor Terroranschlägen, der Rest der Wirtschaft war weitgehend stabil. Heute ist praktisch die ganze Weltkonjunktur kollabiert, das Bankensystem funktioniert nicht mehr, und die meisten Fluglinien haben durch den hohen Ölpreis im vergangenen Sommer fast keine Reserven mehr. Das trifft auch uns bei BA hart, aber eben doch etwas weniger hart als andere.
Wenn das stimmt, warum hat dann Lufthansa im abgelaufenen Geschäftsjahr noch gut verdient? Und im Verhältnis zum Umsatz ist Ihr Verlust höher als der von als Air France.
Warten wir mal ab, wie die anderen die ersten drei Monate dieses Jahres abschließen, besonders wenn Sie mal nur das Fluggeschäft betrachten. Unser Kerngeschäft ist die Langstrecke, vor allem in Richtung USA, wo wir Marktführer sind. Die Region leidet weniger als Asien, die Domäne unserer Freunde bei Air France und Lufthansa. Zudem zieht uns der Einbruch im Frachtverkehr weniger nach unten, weil wir damit weniger Geschäft machen.
Wie lange wird die Krise noch dauern?
Ich sehe kein Zeichen für ein besseres wirtschaftliches Umfeld. Es wird erst noch schlechter, bevor es wieder aufwärtsgeht.
Und wann wird das sein?
Wir planen mit dem Jahr 2011, aber ich hoffe sehr, wir irren uns.
Wie geht es nach der Krise weiter? Ihr Hauptgeschäft waren First- und Business-Class-Kunde, besonders aus der Londoner Finanzwelt. Kommt das Geschäft je wieder zurück?
Aber sicher. Wir werden wieder genauso viele Premiumkunden haben wie vor der Krise, vor allem auf der Langstrecke. Die Globalisierung geht weiter, und dafür müssen die Manager reisen.
Zahlen die dann aber auch die alten Preise?
Da bin ich ganz sicher. Selbst jetzt haben wir in unserer First und Business-Class eine Auslastung von rund zwei Dritteln.
Haben Sie mit Rabatten nachgeholfen?
Im Gegenteil. Wir haben unsere Durchschnittserträge im gerade abgelaufenen Quartal fast gehalten. Unsere Strategie als weltweite Premiumfluglinie ist also das richtige Konzept für die Krise.
Aber Sie machen einen größeren Anteil Ihres Umsatzes über dem Nordatlantik als andere. Laut einer Vergleichsstudie, die wir gerade zusammen mit der Unternehmensberatung Oliver Wyman gemacht haben, ist das ein Nachteil.
Warum das? Ich glaube unser Fokus auf Nordamerika ist ein Vorteil.
Aber er macht Sie verwundbarer, wenn es in den USA nicht läuft. Zudem drückt im Vergleich zum Asienverkehr der stärkere Wettbewerb auf die Ticketpreise, und es gibt weniger Wachstum.
Aber die USA sind noch für eine lange Zeit der größte Markt unserer Branche. Was ist verkehrt, der Größte im größten Markt zu sein? Der USA-Verkehr hat weniger gelitten, und er zieht wahrscheinlich früher wieder an als andere Regionen. Ich glaube, dass der Geschäftsreiseverkehr im Herbst 2010 wieder wächst, und in der Vergangenheit zog Europa immer rund ein halbes Jahr später nach.
Werden Sie dann auch vor allem in den USA wachsen?
Die USA bleiben unser wichtigster Markt, den werden wir ausbauen. Aber da Asien, Afrika und Lateinamerika am stärksten wachsen, werden wir auch dort zulegen.