Bundesbank sieht weiter keine Kreditklemme

Die Bundesbank sieht weiterhin keine gravierenden Engpässe bei der Kreditversorgung der deutschen Wirtschaft. Zwar habe sich die Kreditvergabe der Banken abgeschwächt, räumte Bundesbank-Vorstand Edgar Meister gestern in Frankfurt ein, aber daraus seien „keine Anzeichen für eine Kreditklemme in Deutschland abzuleiten“.

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pot FRANKFURT/M. Das sehen manche Experten anders. Nach Meinung des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) steckt Deutschland sehr wohl in einer Kreditklemme, und dies schon seit fast einem Jahr. Eine Kreditklemme liegt nach der Definition der Wissenschaftler dann vor, wenn das Kreditangebot der Banken niedriger ist als auf Grund der Zinsen und der Wirtschaftlichkeit der Investitionsvorhaben zu erwarten wäre. Im zweiten Halbjahr 2002 habe die Kreditnachfrage das Angebot deutlich überstiegen, schrieb das RWI in einer Studie.

Vor allem mittelständische Unternehmen klagen seit langem über Schwierigkeiten bei der Darlehensbeschaffung. Die Banken ihrerseits machen keinen Hehl daraus, dass sie die Margen im Kreditgeschäft anheben wollen.

Dass die Branche bei der Kreditvergabe vorsichtiger zu Werke geht, bestreitet auch Meister nicht. Er sieht darin aber eine Reaktion auf die Konjunkturschwäche in Deutschland, auf Grund derer sich die Bonität zahlreicher Kreditnehmer verschlechtert habe. Doch gebe es keine Verknappung der für Kreditausleihungen verfügbaren Mittel, betonte Meister. „Lohnende Investitionen bleiben weiterhin über den Bankensektor finanzierbar“, sagte er.

Die Kreditpolitik der Banken mit ihren Auswirkungen auf die Konjunktur ist auch im Zusammenhang mit den neuen Eigenkapitalregeln für Banken (Basel II) ein Thema. Meister räumte ein, dass Basel II eine gewisse prozyklische Wirkung habe. Eine zu große prozyklische Wirkung birgt Fachleuten zufolge die Gefahr, dass die Banken in Konjunkturkrisen zu wenig Kredite vergeben können und in Boomjahren zu leichtfertig Darlehen gewähren. Der Bundesverband deutscher Banken etwa kommt auf Basis der dritten Studie zu den Auswirkungen von Basel II (QIS) zu dem Ergebnis, dass das neue Regelwerk sehr stark prozyklisch wirkt und die Banken in Abschwungphasen dazu zwingen könnte, Kredite abzubauen.

Auch Meister sagte gestern, dass das neue Regelwerk nicht zum Hemmnis für Wachstum und Beschäftigung werden dürfe. Deutschland plädiert daher für eine weitere Auswirkungsstudie, um diese Frage genauer zu analysieren. Meister schätzt, dass eine derartige Studie 2004 ausgearbeitet wird.

Entwarnung für die Banken gibt es dagegen an anderer Front. So genannte Stresstests einer Gruppe von Banken hätten gezeigt, dass das deutsche Bankensystem auch in ungünstigen Szenarien „robust“ sei, sagte Meister. Die Tests vom Frühjahr waren Teil einer Routineüberprüfung des deutschen Finanzsektors durch den Internationalen Währungsfonds (IWF). Getestet hatte die internationale Finanzfeuerwehr die Widerstandsfähigkeit gegen negative Entwicklungen etwa am Aktienmarkt oder der Wechselkurse. Die Ergebnisse hätten gezeigt, dass die Eigenkapitalquote der Banken und Sparkassen nicht unter die regulatorischen Anforderungen gesunken sei.

Aus Sicht von Bundesbank-Präsident Ernst Welteke hat sich die Lage des deutschen Bankensektors bereits gebessert. „Die Lage stellt sich viel besser dar, als noch am Jahresende 2002“, sagte Welteke auf einer Konferenz in Berlin. Er sei fest davon überzeugt, dass die Banken ihre Probleme lösen könnten und ihnen dies auch ohne staatliche Hilfe gelingen werde.

pot FRANKFURT/M. Das sehen manche Experten anders. Nach Meinung des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) steckt Deutschland sehr wohl in einer Kreditklemme, und dies schon seit fast einem Jahr. Eine Kreditklemme liegt nach der Definition der Wissenschaftler dann vor, wenn das Kreditangebot der Banken niedriger ist als auf Grund der Zinsen und der Wirtschaftlichkeit der Investitionsvorhaben zu erwarten wäre. Im zweiten Halbjahr 2002 habe die Kreditnachfrage das Angebot deutlich überstiegen, schrieb das RWI in einer Studie.

Vor allem mittelständische Unternehmen klagen seit langem über Schwierigkeiten bei der Darlehensbeschaffung. Die Banken ihrerseits machen keinen Hehl daraus, dass sie die Margen im Kreditgeschäft anheben wollen.

Dass die Branche bei der Kreditvergabe vorsichtiger zu Werke geht, bestreitet auch Meister nicht. Er sieht darin aber eine Reaktion auf die Konjunkturschwäche in Deutschland, auf Grund derer sich die Bonität zahlreicher Kreditnehmer verschlechtert habe. Doch gebe es keine Verknappung der für Kreditausleihungen verfügbaren Mittel, betonte Meister. „Lohnende Investitionen bleiben weiterhin über den Bankensektor finanzierbar“, sagte er.

Die Kreditpolitik der Banken mit ihren Auswirkungen auf die Konjunktur ist auch im Zusammenhang mit den neuen Eigenkapitalregeln für Banken (Basel II) ein Thema. Meister räumte ein, dass Basel II eine gewisse prozyklische Wirkung habe. Eine zu große prozyklische Wirkung birgt Fachleuten zufolge die Gefahr, dass die Banken in Konjunkturkrisen zu wenig Kredite vergeben können und in Boomjahren zu leichtfertig Darlehen gewähren. Der Bundesverband deutscher Banken etwa kommt auf Basis der dritten Studie zu den Auswirkungen von Basel II (QIS) zu dem Ergebnis, dass das neue Regelwerk sehr stark prozyklisch wirkt und die Banken in Abschwungphasen dazu zwingen könnte, Kredite abzubauen.

Auch Meister sagte gestern, dass das neue Regelwerk nicht zum Hemmnis für Wachstum und Beschäftigung werden dürfe. Deutschland plädiert daher für eine weitere Auswirkungsstudie, um diese Frage genauer zu analysieren. Meister schätzt, dass eine derartige Studie 2004 ausgearbeitet wird.

Entwarnung für die Banken gibt es dagegen an anderer Front. So genannte Stresstests einer Gruppe von Banken hätten gezeigt, dass das deutsche Bankensystem auch in ungünstigen Szenarien „robust“ sei, sagte Meister. Die Tests vom Frühjahr waren Teil einer Routineüberprüfung des deutschen Finanzsektors durch den Internationalen Währungsfonds (IWF). Getestet hatte die internationale Finanzfeuerwehr die Widerstandsfähigkeit gegen negative Entwicklungen etwa am Aktienmarkt oder der Wechselkurse. Die Ergebnisse hätten gezeigt, dass die Eigenkapitalquote der Banken und Sparkassen nicht unter die regulatorischen Anforderungen gesunken sei.

Aus Sicht von Bundesbank-Präsident Ernst Welteke hat sich die Lage des deutschen Bankensektors bereits gebessert. „Die Lage stellt sich viel besser dar, als noch am Jahresende 2002“, sagte Welteke auf einer Konferenz in Berlin. Er sei fest davon überzeugt, dass die Banken ihre Probleme lösen könnten und ihnen dies auch ohne staatliche Hilfe gelingen werde.

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