Chemie Wer wird Hambrechts Nachfolger bei BASF?

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Für den Fall, dass ein Kompromisskandidat zwischen den verfeindeten Machtblöcken gefunden werden muss, steht Hans-Ulrich Engel bereit. Der 50-jährige Jurist, seit 1988 im Konzern, hat sich sowohl bei strategischen als auch bei Herausforderungen finanzieller Art bewährt.

Engel arbeitete als Vorstandsassistent von Strube. Er leitete das Werk im brandenburgischen Schwarzheide – auf Bitten des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl, der in der Nachbarschaft, in Ludwigshafen-Oggersheim wohnt, übernahm die BASF das frühere Chemiekombinat nach dem Mauerfall. Als Finanzchef bei BASF Nordamerika half Engel schließlich, das schwächelnde US-Geschäft nach vorn zu bringen.

In jüngster Zeit kümmerte sich der Jurist dann um die Integration von Ciba. Die BASF hat das Schweizer Chemieunternehmen vor eineinhalb Jahren für umgerechnet 3,8 Milliarden Euro übernommen. Durch den Kauf wollte sich die BASF in der Spezialitätenchemie verstärken.

Doch das Timing war miserabel: Hambrecht verkündete den Kauf ausgerechnet am 15. September 2008 – als die Investmentbank Lehman Brothers kollabierte und die Weltwirtschaft mit in den Abgrund riss. Nicht nur deswegen hat sich der Kaufpreis inzwischen als deutlich überhöht erwiesen. Viele Analysten sehen in Ciba einen Problemfall. Bereits kurz nach der Übernahme schrieb der Hersteller von Papierchemikalien und Kunststoff-Additiven rote Zahlen. Doch BASF-Chef Hambrecht wollte den Deal unbedingt.

Entscheidung erst im Sommer

Engel muss die Kärrnerarbeit leisten, Synergien heben und Tausende Jobs streichen. Weltweit stehen 23 der 55 Ciba-Werke auf dem Prüfstand. Bald soll feststehen, welche Produktionsstätten geschlossen oder verkauft werden. Bislang, heißt es intern, habe Engel den Job gut erledigt.

Die Integration des Schweizer Chemieunternehmens ist nicht Engels einziges Betätigungsfeld. Im BASF-Vorstand ist er zudem für das Öl- und Gasgeschäft sowie für die Region Europa zuständig. Engels größter Nachteil gegenüber den Mitbewerbern dürfte darin liegen, dass er erst relativ kurz, seit März 2008, dem Vorstand angehört.

Dort sitzt auch noch Arbeitsdirektor Harald Schwager, 49, der zudem das Werk in Ludwigshafen leitet. Der Chemiker kann sich jedoch allenfalls Außenseiterhoffnungen machen. Ähnlich wie sein Kollege, Forschungsvorstand Andreas Kreimeyer, 54, hat Schwager wenig spektakuläre Projekte vorzuweisen.

Definitiv chancenlos und zu alt für die Nachfolge von Hambrecht sind die zwei verbleibenden BASF-Vorstandsmitglieder Stefan Marcinowski und John Feldmann. Marcinowski ist Mitte 50, Feldmann Anfang 60. Beide haben schon vor Jahren gegen Hambrecht den Kampf um die Spitze verloren.

Die Top-Kandidaten Brudermüller, Bock und Engel dagegen müssen bis zur Entscheidung, die womöglich erst im Sommer dieses Jahres fällt, weiter vor Hambrecht und Voscherau schaulaufen – und aufpassen, keine Fehler zu machen. Nicht, dass es ihnen so geht wie ihrem früheren Managerkollegen Wolfgang Büchele.

Der Feinchemie-Spezialist, ein Protegé Hambrechts und durchaus Kandidat für den höchsten BASF-Posten, sollte zum 1. Januar 2008 in den Vorstand einrücken. Wenige Tage zuvor musste er überraschend gehen. Aus persönlichen Gründen, wie es hieß.

Büchele hatte eine Liaison mit einer BASF-Mitarbeiterin – die genauen Umstände der Affäre sind bis heute unbekannt. Sie soll jedoch gegen die konzerninternen Richtlinien verstoßen haben.

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