Chemie Womit Bayer, BASF und Co. heute ihr Geld verdienen

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Selbst Lanxess, das vor Jahren vom früheren Mutterkonzern Bayer die Chemie-Restposten aufgebürdet bekam, hat sich positiv entwickelt. Vorstandschef Axel Heitmann warf Billigkunststoffe aus dem Sortiment und setzt stattdessen auf Spezialkautschuksorten, die etwa die Laufleistung von Autoreifen verbessern.

Ganz ohne Risiko ist die Konzentration auf fremde Felder, Nischenmärkte und Spezialchemie allerdings nicht. Produktgruppen wie Vitamine oder Styrolkunststoffe, in den Neunzigerjahren noch als Spezialität mit entsprechend hohen Margen geschätzt, gelten heute als Standardprodukte. Häufig unterschätzen Unternehmen auch die hohen Investitionen, die nötig sind, um Spezialchemikalien am Markt zu etablieren.

Im Übereifer haben sich bereits etliche Unternehmen an teuren Zukäufen verhoben. So hatte etwa die frühere Degussa, die inzwischen zum Ruhrgebietskonzern Evonik gehört, die Marktchancen in der sogenannten Feinchemie – das sind Vorprodukte für Medikamente und Pflanzenschutzmittel – vor Jahren dramatisch überschätzt. Die Fehlinvestitionen mussten mit Wertberichtigungen in Höhe von 830 Millionen Euro korrigiert werden.

Erst vor wenigen Wochen schockte dann die Ciba die Märkte mit der Ankündigung, etwa 370 Millionen Euro in der Papierchemie abschreiben zu müssen.

Cibas Chemikalien, die das Papier bleichen und färben, reißfester und besser bedruckbar machen sollten, hatten nicht die erhofften Margen gebracht. In der Branche herrschen seit Jahren Überkapazitäten: Große Abnehmer wie der schwedisch-finnische Papierhersteller Stora Enso oder die finnische UPM-Kymmene können seitdem die Preise drücken.

„Dabei galt Ciba lange als Erfolgsmodell in der Spezialitätenchemie“, sagt Berater Dicke, „ich hätte nie gedacht, dass es mit dem Unternehmen einmal soweit kommen könnte.“

BASF-Chef Hambrecht hat bei der Restrukturierung von Ciba noch einige Arbeit vor sich. Gemeinsam mit den Schweizern will er etwa seine Marktmacht ausbauen, um den mächtigen Papierherstellern Paroli zu bieten. Was am Ende dabei herauskommen soll, hat Hambrecht bereits klargemacht: Er will die BASF, derzeit die Nummer vier in der Sparte Papierchemie, zur weltweiten Nummer eins machen.

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