China Mysteriöse Todesfälle bedrohen Apple-Image

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Arbeiter in einer Quelle: REUTERS

Indes versucht Foxconn, weitere Todesfälle zu vermeiden: Auf einer Fläche von rund 1,5 Millionen Quadratmetern hat das Management auf dem Fabrikgelände in Shenzhen Netze spannen lassen. Der Konzern kündigte außerdem an, 2000 Psychologen einzustellen und richtete eine Depressionshotline ein. Aber auch ungewöhnliche Mittel scheut Foxcxonn nicht: Buddhistische Mönche sollen gutes Karma verbreiten und die Atmosphäre auf dem Fabrikgelände reinigen. Ob das hilft, ist fraglich. Hinterlistig ist hingegen die Forderung an die Mitarbeiter, schriftlich zu  erklären, keinen Selbstmord zu begehen. „Ich werde mir selbst und anderen keinen Schaden zufügen“, heißt es in dem Schreiben, „und erkläre mich damit einverstanden, dass ich in ein Krankenhaus eingeliefert werden kann, sollten sich bei mir annormale körperliche oder psychische Probleme zeigen.“ Einzelne chinesische Medien berichten unterdessen, das Management habe den Brief inzwischen wieder zurückgezogen.

Für Wanderarbeitern ein Sechser im Lotto

In der chinesischen Öffentlichkeit wird die Diskussion um die Selbstmordserie bei Foxconn immer lauter geführt. In Internetforen fordern Bürger, die Foxconn-Angestellten dazu auf, die Arbeit niederzulegen. Ein Blogger will gar, dass die Regierung sämtliche Foxconn-Werke in China, in denen insgesamt 800000 Menschen arbeiten, schließt. Doch die Ursachen der Suizid-Serie liegen womöglich viel tiefer. Noch vor 15 Jahren galt ein Fabrikjob wie bei Foxconn unter chinesischen Wanderarbeitern als Sechser im Lotto.

Die Löhne lagen teils ein Vielfaches über denen im rückständigen Westen Chinas. Die Arbeiter konnten relativ viel Geld auf die Seite legen und das Ersparte am Monatsende zu ihren Familien schicken. Inzwischen haben aber auch die Löhne auf dem Land angezogen, vor allem aber: Die Gehälter qualifizierter Mitarbeiter, etwa im kaufmännischen Bereich, sind in den vergangenen zehn Jahren rasant gestiegen. Die Fabriklöhne sind dagegen auf dem selben Niveau geblieben. Inflationsbereinigt sind sie sogar gefallen. Das sorgt für gewaltige Spannungen. Bei immer mehr Arbeitern in China macht sich das Gefühl breit, abgehängt zu werden.

Manche Experten glauben, das gesamte Modell der chinesischen Massenfertigung, bei dem die Arbeiter zum Teil Zwölf-Stunden-Schichten für nicht mehr als 150 Dollar im Monat schuften und in Sechser- oder Achter-Zimmern auf dem Fabrikgelände wohnen, gehöre auf den Prüfstand.

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