Cinemaxx-Chef "Kino ist zu preiswert"

Der Vorstandschef der Kinokette Cinemaxx, Christian Gisy, findet die Eintrittspreise nicht angemessen. Neben Preiserhöhungen will er Eintrittskarten abschaffen und mehr Bedienungen am Platz einführen.

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Christian Gisy

WirtschaftsWoche: Herr Gisy, deutsche Kinos haben im ersten Halbjahr einen Rekordumsatz erzielt. Sind die Filmtheater über den Berg?Gisy: Wenn die Kinos nicht in alte Muster zurückfallen und den Wettbewerb ausschließlich über den Preis austragen, haben es die meisten geschafft. Denn viele nehmen jetzt dank dreidimensionaler Filme nicht nur mehr ein, sie können demnächst bei ihren auslaufenden Mietverträgen auch bessere Konditionen aushandeln.

Das heißt, Sie sind mit den aktuellen Ticketpreisen zufrieden.Durch den höheren 3-D-Ticketpreis hat sich ein Durchschnittspreis von 7,34 Euro pro Kinokarte im Markt etabliert, was über alle Kinos und Filme hinweg ein relativ guter Wert ist. Aber der Preis ist noch nicht dort, wo er mir im Vergleich zu anderen Freizeitaktivitäten angemessen scheint.

Was soll denn die Karte kosten?Es ist schwierig, den genauen Preis zu definieren. Aber Fakt ist, das Kino hat sich, mit dem was es bietet, in den letzten zehn Jahren viel zu preiswert verkauft und die Inflationsentwicklung weitestgehend ausgelassen. Bei 3-D-Filmen haben wir mit 12 bis 14 Euro einen guten Preis gefunden. Im 2-D-Bereich sollten wir uns Richtung zehn Euro bewegen.

Sie haben inzwischen an jedem Standort mindestens zwei 3-D-Kinosäle. Was kostet Sie die Umrüstung?Wir veranschlagen pro Saal 100 000 Euro für den Digitalprojektor samt 3-D-Aufsatz und eine Silberleinwand, die besser reflektiert. Insgesamt investieren wir in die 3-D--Technik dieses Jahr noch einmal 3,2 Millionen Euro.

Einige 3-D-Filme sind zuletzt nicht besonders gut gelaufen. Ist der Boom vorbei?Das ist Kokolores. Es gibt zwei Filme, die nicht so gut abgeschnitten haben wie erwartet. Der erste ist Shrek 4. Paramount hat den Film vor dem Ende der Fußball-WM gestartet und das Wetter war super. Hier hat sich die Risikobereitschaft des Verleihs nicht ausgezahlt. Der zweite Film ist Toy Story 3. Schon die zwei ersten Teile kamen auf dem deutschen Markt nicht so gut an wie etwa in den USA.

Wird Ihnen 3-D-Fernsehen Konkurrenz machen?3-D-Fernsehen wird den Kinobesuch eher stützen, nicht zuletzt weil die Technik nicht ausgereift ist.

Wenn das so ist, könnten Sie Fernsehinhalte ins Kino bringen.Da die 3-D-Technik bei Sportübertragungen derzeit noch ihre qualitativen Mängel hat, haben wir auf Public Viewing in unseren Kinos zur Fußball-WM verzichtet. Alternative Inhalte sind aber ein Trend, dem wir folgen wollen.

Was planen Sie noch Neues?Wir wollen zum Beispiel diesen Papierschnipsel als Kinokarte abschaffen, weil er eine Eintrittsbarriere ist. Unsere Gäste sollen mobil, per Internet, am Automaten oder an der Kasse Zugang zum Kino bekommen. Zudem etablieren wir Coffeeshops in den Kinos. Auch wird es breitere Sitze und Bedienung am Platz in einigen weiteren Sälen geben.

Muss Cinemaxx noch Lücken in Deutschland schließen?Weiße Flecken haben wir in Köln, Düsseldorf und Frankfurt. Heidelberg ist ein schöner Standort, an dem es gar kein klassisches Multiplex-Kino gibt. Ergeben sich Gelegenheiten, greifen wir zu. Ein neues Kino würden wir aber nirgendwo bauen.

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