ClickandBuy-Übernahme Wie die Telekom eine Bezahl-Kultur im Internet schaffen will

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Denn die Konkurrenz der Zahlsysteme wird deutlich zunehmen. So schluckte der japanische Telekom-Riese NTT Docomo gerade die Net Mobile AG. Das kleine Düsseldorfer Unternehmen ist für den Konzern aus dem fernen Osten doppelt wichtig. Net Mobile entwickelte eine Technik-Plattform für Bezahldienste, die NTT Docomo nun weltweit auf Handys einsetzen will. Net Mobile hält zudem eine Beteiligung am Bankverein Werther, der kleinsten Privatbank Deutschlands. Dadurch sind die Rheinländer im Besitz einer Banklizenz, die für Geldtransfers auf dem Handy erforderlich ist.

Gleichzeitig starten die Giganten des Internets auf ihrem Heimatmarkt eigene Online-Bezahlsysteme. Der Internet-Buchhändler Amazon arbeitet mit PayPhrase, Google mit Checkout. Auch das Netzwerk Facebook hat einen Bezahldienst angekündigt. Am erfolgreichsten ist der Online-Händler Ebay mit seiner Bezahltochter PayPal, die allein im vergangenen Jahr Überweisungen im Wert von 71 Milliarden US-Dollar tätigte und damit das Transaktionsvolumen um knapp 20 Prozent steigern konnte. Zum Vergleich: ClickandBuy übersprang 2009 erstmals die Eine-Milliarde-Euro-Marke. Wann Google und Amazon damit nach Deutschland kommen, wollten die Unternehmen auf Anfrage nicht verraten.

Nur jeder Neunte nutzt Online-Bezahldienste

Fest steht jedoch: Die Bezahlsysteme im Internet stehen in Deutschland erst ganz am Anfang. Laut einer Studie des Telekommunikations- und IT-Branchenverbandes Bitkom hatte Ende 2008 von allen Internet-Käufern in Deutschland gerade einmal jeder neunte ein spezielles Internet-Bezahlsystem wie PayPal oder ClickandBuy genutzt. Fast ein Drittel setzte auf Rechnung oder Vorkasse – diese Werte dürften sich bis heute nicht dramatisch verändert haben.

Vor allem Sicherheitsbedenken halten viele Online-Shopper noch immer vom Gebrauch der Bezahlsysteme ab. Dabei bieten ClickandBuy & Co. durchaus Vorteile etwa gegenüber dem herkömmlichen Lastschriftverfahren. „Die Nutzer müssen ihre Kontoverbindungen nicht unbekannten Händlern übermitteln“, sagt Malte Krüger, Professor an der Fachhochschule Frankfurt. Bei ClickandBuy etwa meldet sich der Nutzer dagegen einmalig mit seinen persönlichen Daten an und kauft dann ein, ohne dass der Verkäufer im Internet diese Informationen erhält.

Kein 100 Prozentiger Schutz vor Betrügern

100-prozentigen Schutz vor Betrügern bieten allerdings auch die Online-Bezahlverfahren nicht. Denn der Kunde setzt die Bezahlung in dem Moment in Gang, in dem er sich für den Kauf entscheidet. Stimmt dann etwas nicht mit der Leistung oder Lieferung, oder behält der Händler ungerechtfertigt das Geld, muss der Kunde sich mit ihm auseinandersetzen. Der Zahlungsvorgang lässt sich anders etwa als bei Lastschrift, die direkt zurückgebucht werden kann, nicht mehr revidieren. ClickandBuy vermittelt zwar im Konfliktfall zwischen Händlern und Käufern. „Einen Rechtsanspruch auf Rückzahlung gegenüber unserem Bezahldienst hat der Käufer generell nicht“, heißt es bei ClickandBuy.

Kürzlich warnte sogar das Bundeskriminalamt, dass Cyberkriminelle gezielt PayPal und ClickandBuy attackieren, um Nutzerdaten abzufangen. Die Anbieter verschärfen ihre Sicherheitsvorkehrungen und schreiten sofort ein, wenn jemand mehrfach versucht, sich mit einem falschen Passwort anzumelden. Nur so bewahren sie die Chance, zu einem allseits akzeptierten Bezahlsystem aufzusteigen..

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