
„Wir sehen keine Grundlage für die Forderungen ICTA“, sagte Firmenchef Sebastian Wirtz der WirtschaftsWoche. Die internationale Contergan-Vereinigung ICTA will am kommenden Donnerstag in London dafür demonstrieren, dass die weltweit noch lebenden 3.500 Contergan-Opfer höhere Renten erhalten.
Während in Großbritannien die Opfer durch die Zahlungen des Contergan-Lizenznehmers Diageo eine Rente von durchschnittlich 18.000 Pfund im Jahr erhalten, liegt die Summe in Deutschland bei umgerechnet nur 4.000 Pfund pro Jahr. Die Mittel, die Grünenthal 1971 freiwillig in eine Stiftung eingezahlt hat, sind längst aufgebraucht.
ICTA-Sprecher Nick Dobrik, selbst Contergan-Geschädigter, sagte der WirtschaftsWoche, die Demonstration kommende Woche in London solle Grünenthal zu höheren Zahlungen veranlassen. „Klagen wollen wir nicht, sondern nur moralischen Druck ausüben.“ Allerdings erwartet Dobrik erheblichen Widerstand des Herstellers. „Bei Diageo mussten wir lediglich die Pistole auf den Tisch leben – bei Grünenthal werden wir erst drei Mal in den Kopf schießen müssen.“
Grünenthal-Chef Wirtz kündigte allerdings an, freiwillig einen finanziellen Beitrag zur Verbesserung der Lebenssituation der Contergan-Betroffenen zu zahlen: „Über die Höhe der Summe werden wir erst informieren, wenn wir mit der Bundesregierung und dem Bundesverband Contergangeschädigter eine gemeinsame Lösung gefunden haben.“