Coty-Chef Beetz Der Herr der Düfte

Der Chef des weltgrößten Parfümherstellers Coty über die Düfte von Prominenten, Playboy für Frauen und die Liebe zum Fußballclub in der fernen Heimat.

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Coty-Chef Bernd Beetz

Wirtschaftswoche: Herr Beetz, Coty hat in drei Wochen vier Unternehmen übernommen. Schafft man es damit ins Guinness Buch der Rekorde?

Beetz: (lacht) Das müssten wir wirklich mal prüfen. Wir haben so etwas jedenfalls vorher noch nicht in dieser Geschwindigkeit gemacht. Aber wir beherrschen das, wie zahlreiche frühere Übernahmen von Marken wie Calvin Klein und Sally Hansen gezeigt haben.

Damit dürften Sie mehr als 700 Millionen Dollar Umsatz, umgerechnet über eine halbe Milliarde Euro, zugekauft haben. Stimmt die Größenordnung?

Beetz: Sie liegen ungefähr richtig. Wir sind unserem bis 2015 formulierten Umsatzziel von sieben Milliarden Dollar schon jetzt ein gutes Stück näher gekommen.

Coty ist mit Marken wie Joop, Calvin Klein oder Jennifer Lopez der größte Parfümhersteller der Welt. Allerdings war Coty stets etwas schwachbrüstig bei dekorativer Kosmetik wie Nagellack, Mascara und Lippenstiften sowie Hauptpflegeprodukten. Sind diese Schwächen nun beseitigt?

Beetz: Mal davon abgesehen, dass die Zukäufe nicht aus einer Position der Schwäche heraus getätigt wurden: Coty hatte auch außerhalb des Parfümbereichs schon starke Marktpositionen, etwa in Großbritannien, den USA und in Osteuropa. Wir haben die Gelegenheiten genutzt, diese Positionen zu verbessern und unsere Stellung in Asien auszubauen. Zudem können wir nun jedes Kundensegment bedienen und uns damit deutlich stärker von konjunkturellen Zyklen abkoppeln.

Sie führen ein nicht börsennotiertes Familienunternehmen, das der deutschen Milliardärsfamilie Reimann gehört. Für das Übernahme-Stakkato soll Coty umgerechnet knapp zwei Milliarden Euro hinblättern. Wie finanzieren Sie die Deals?

Beetz: Sie sagen es selbst: Wir sind ein Familienunternehmen. Und die sind nun mal verschwiegener als börsennotierte. Ich möchte zu den finanziellen Details keine konkreten Angaben machen. Nur so viel: Wir haben einen starken Cash-Flow, und wir haben eine starke Mutter. Die Finanzierung ist kein großes Thema.

Welche Wettbewerber müssen sich nach Ihrer Offensive außerhalb der Parfüm-sparte nun auf eine rauere Gangart gefasst machen?

Beetz: Unsere Hauptkonkurrenten waren und sind Procter & Gamble, L’Oréal und Estee Lauder. Aber da der Kosmetikmarkt insgesamt ordentlich wächst, werden wir künftig alle gut zurechtkommen.

Wie verändert sich durch die Übernahme des deutschen Kosmetikherstellers Dr. Scheller mit der Marke Manhattan die Position von Coty auf dem deutschen Markt?

Beetz: Wir hatten bisher einen Anteil von knapp zehn Prozent und werden nun zehn Prozent draufpacken. Unsere Position in Deutschland hat sich damit auf einen Schlag verdoppelt. Wir sind in Deutschland bei dekorativer Kosmetik nun die Nummer zwei hinter L’Oréal.

Dr. Scheller ist auch für seine Naturkosmetikprodukte bekannt. Diesen Bereich haben Sie jedoch nicht übernommen. Dabei blüht das Geschäft mit Naturkosmetik doch.

Beetz: Wir haben ja auch schon entsprechende Produkte im Sortiment. Aber bei Scheller waren wir ausdrücklich am Flaggschiff Manhattan interessiert. Das Naturkosmetiksortiment war uns zu klein.

Welchem Promi würden Sie gerne mal ein Parfüm auf den Leib schneidern?

Beetz: Es gibt da jemanden, aber das möchte ich nicht verraten. Das würde vielleicht meine Chancen reduzieren. Und bis jetzt hat noch jeder Ja gesagt, den ich gefragt habe.

Ein Mann? Oder eine Frau?

Beetz: Ein Mann und eine Frau.

Gehören die zusammen?

Beetz: Nein.

Welche Promi-Düfte sind im Moment besonders angesagt?

Beetz: In den USA laufen die Düfte von Beyoncé und Halle Berry super. In diesem Jahr kommen wir mit Lady Gaga auf den Markt, und das wird sicher auch ein Kracher. Das ist die Stärke des Coty-Sortiments, dass wir von Adidas über Jennifer Lopez bis hin zu Esprit und Calvin Klein alle Marktbereiche bedienen können.

Und auf welchen Duft fahren die Deutschen besonders ab?

Beetz: Ganz klar auf Playboy. Das ist ein Superknaller. Vor allem Playboy Female, also der Duft für die Frau. Die Marke ist kurze Zeit nach der Einführung im September vergangenen Jahres zur zweitstärksten Parfümmarke in Deutschland geworden, gleich hinter Adidas. Das war der größte Einführungserfolg eines Parfüms, den es in Deutschland jemals gegeben hat.

Coty stellt fast drei Dutzend verschiedene Parfüms her. Können Sie uns sagen, welches davon die Marke mit dem höchsten Umsatz ist?

Beetz: Das ist Calvin Klein mit einem Umsatz von umgerechnet rund 600 Millionen Euro.

Es heißt, Sie seien ein glühender Anhänger des Fußballbundesligisten TSG 1899 Hoffenheim. Wissen Sie, auf welchem Tabellenplatz die TSG aktuell steht?

Beetz: Na klar, auf dem neunten.

Stimmt! Sie scheinen ja vom fernen New York aus zu verfolgen, was fußballerisch rund um Ihre alte Heimat Heidelberg passiert.

Beetz: Nicht nur aus der Ferne. Ich bin im Schnitt bei jedem dritten Heimspiel im Stadion und auch bei dem ein oder anderen Auswärtsspiel.

Und sitzen sicherlich in der Loge des TSG-Mäzens und SAP-Gründers Dietmar Hopp.

Beetz: Nein, ich habe eine Dauerkarte im schönsten Fußballstadion Europas.

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