Daimler, BMW, Telekom Deutschlands Konzerne sind so profitabel wie nie

Die 30 Dax-Konzerne haben ihre Renditen nach Handelsblatt-Berechnung rasant gesteigert. Die wichtigsten Kennzahlen im Überblick.

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Der Autobauer hat 2017 den höchsten Gewinn seiner Firmengeschichte erzielt. Quelle: dpa

Düsseldorf Eine bessere Ausgangslage für das laufende Jahr kann es nicht geben: Mit einem gesammelten Nettogewinn von 95,8 Milliarden Euro verdienten die 30 Dax-Konzerne 2017 so viel wie noch nie. Nach 57,2 Milliarden Euro im Vorjahr waren das gut zwei Drittel mehr als 2016. Gut fünf Milliarden Euro trug die kurz vor Weihnachten verabschiedete amerikanische Steuerreform zu den deutschen Gewinnen bei.

Die Autobauer Daimler und BMW, die Deutsche Telekom und viele andere zahlten für ihre einträglichen Geschäfte in den USA weniger Körperschaftssteuer und erhöhten so ihren Gewinn.

BMW, Daimler, SAP und zehn weitere Unternehmen fuhren nach Handelsblatt-Berechnungen unter dem Strich den höchsten Gewinn ihrer Firmengeschichte ein. Fast alle Konzerne steigerten ihre Gewinne, der Spezialchemiekonzern Covestro und Volkswagen haben ihn mehr als verdoppelt.

Weil der Umsatz um 6,2 Prozent auf 1,2 Billionen Euro und damit weniger stark stieg, erhöhte sich die wichtige Nettorendite binnen eines Jahres rasant von vier auf 7,1 Prozent. Damit wirtschaften Deutschlands Großkonzerne so profitabel wie noch nie. Die starken Gewinne und die gute Auftragslage – Deutschlands Industrie ist derzeit im Schnitt für ein halbes Jahr im Voraus voll ausgelastet – ermöglichen es den Unternehmen, reichlich zu investieren. Und sie werden selbst dann nicht sofort in die roten Zahlen rutschen, sollten sich die Brexit- und Handelskrieg-Befürchtungen der Konzernchefs bestätigen.

Am profitabelsten ist Bayer mit einer Nettoumsatzrendite von 21 Prozent – hier puschte allerdings der einmalige Anteilsverkauf von Covestro die Rendite nach oben. Es folgen der Softwarekonzern SAP und der Chemie- und Pharmaspezialist Merck mit jeweils 17 Prozent.

Abgesehen vom Industriekonzern Thyssen-Krupp schafften alle Unternehmen Renditen von mindestens viereinhalb Prozent. Auch das gab es nach Handelsblatt-Auswertungen in der deutschen Wirtschaftsgeschichte noch nie. Vor dem Siegeszug des Shareholder-Value-Gedankens waren in Deutschland Renditen von vier und weniger Prozent bei börsennotierten Industriekonzernen die Regel – und nicht wie heute die Ausnahme.

Üppige Gewinne und rekordniedrige Zinsen für Bankkredite und Anleihen haben die Barbestände der Konzerne anschwellen lassen. Insgesamt liegen 80 Milliarden Euro in den Kassen der Dax-Konzerne, fünf Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Am meisten haben VW mit 13,4 Milliarden Euro und Siemens mit zehn Milliarden Euro angehäuft. Bei Daimler sind es 9,5 Milliarden Euro.

Ein Polster für schlechtere Zeiten verschaffen sich die Unternehmen auch, indem sie ihre jährlichen Ausschüttungen an die Aktionäre maßvoll anheben. Insgesamt werden die 30 Dax-Konzerne nach ihren Hauptversammlungen 36,7 Milliarden Euro an die Anleger überweisen. Das ist zwar soviel wie noch nie und gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 16 Prozent. Auch werden 25 der 30 Dax-Konzerne ihre Dividende erhöhen.

Größte Dividendenzahler sind der Autohersteller Daimler mit 3,9 Milliarden Euro, gefolgt vom Versicherer Allianz mit 3,5 Milliarden Euro. Leer gehen die Aktionäre nur bei der teilverstaatlichten Commerzbank aus.

Aber, die Unternehmen handeln nach dem Vorsichtsprinzip, denn ihre Gewinne sind mit 68 Prozent sehr viel stärker als die Dividenden gestiegen. Die Ausschüttungsquote sinkt deshalb von 55 auf 38 Prozent. Das ist weniger als international üblich. Europaweit schütten die Unternehmen rund 50 Prozent ihrer Gewinne aus, in den USA liegt die Quote bei 40 Prozent.

Allerdings greifen an der Wall Street die Konzerne ihre Gewinne sehr viel stärker an, indem sie zu Rekordkursen so viele eigene Aktien zurückkaufen wie noch nie.

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