Daimler-Chef Zetsche wird Tui-Chefaufseher Gute Führungskultur ist kein Selbstläufer

Daimler-Chef Dieter Zetsche wird Chefaufseher des Touristikkonzerns Tui. Erhard Schipporeit übernimmt sein siebtes Mandat bei der RWE-Tochter Innogy. Sind die Manager nicht ausgelastet? Ein Kommentar.

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Manager-Mandate: Gute Führungskultur ist kein Selbstläufer Quelle: AP

Düsseldorf Ein Grundsatz moderner Unternehmensführung lautet, nicht dem Mainstream zu folgen, sondern seinen eigenen Weg zu gehen, sich ich von der Masse abzuheben. Nur das garantiere unternehmerischen Erfolg. Dieter Zetsche, bis 2019 Vorstandsvorsitzender des Autokonzerns Daimler, und Ehard Schipporeit, ehemals Finanzchef des Energieversorgers Eon, haben sich diese Strategie zu eigen gemacht – in eigener Sache: Zetsche soll neuer Chefkontrolleur bei Tui werden, Schipporeit den gleichen Job bei Innogy antreten. Dabei gilt es in Managerkreisen inzwischen als ausgemacht, dass Aufsichtsratsmandate keine Gefälligkeitsjobs oder Nebenbeschäftigung mehr sind, sondern hauptberufliche Tätigkeiten.

So ist es doch sehr ungewöhnlich, dass die beiden Herren offensichtlich noch so viel Kapazitäten haben, um neben ihrem nicht ganz unbedeutendem Hauptberuf als CEO eines führenden Automobilkonzerns (Zetsche) und als viel beschäftigter Multiaufsichtsrat (Schipporeit) eine zusätzliche Aufgabe zu übernehmen.

Mag sein, dass das deutsche Aktienrecht nicht dagegen spricht. Dort stehen im Paragrafen 100 tatsächlich immer noch maximal zehn Mandate, die ein Aufsichtsrat haben darf, Vorsitze werden doppelt gezählt. Doch alle wissen, dass es sich dabei um ein Recht von gestern handelt, als Aufsichtsräte entspannt wenige Male im Jahr tagten.

Von gestern ist auch das Governance-Verständnis Schipporeits und Zetsches. Einem Konzernchef fehlt einfach die Zeit, den Aufsichtsrat eines anderen Konzerns zu führen. Und ein Berufsaufseher mit sieben Mandaten bei Aktiengesellschaften plus weiterer Mandate in anderen Unternehmen dürfte selbst bei bestem Willen seinen Aufgaben nicht mit der gesetzlich geforderten Sorgfalt nachkommen können.

Es sei denn, Zetsche und Schipporeit planen sich an anderer Stelle zu entlasten. Schipporeit ist ohnehin zu empfehlen, sein Mandat bei RWE aufzugeben. RWE ist noch der größte Aktionär des Ablegers Innogy. Für beide Unternehmen tätig zu sein, schafft nur Interessenkonflikte. Und Zetsche? Der Tui-Job nährt die Gerüchteküche, Zetsche könnte als Daimlerchef abtreten. Im Sinne einer guten Governance wäre das eine richtige und notwendige Entscheidung.

Selbst wenn es so käme, zeigen der Rückfall dieser beiden Manager, dass gut Führungskultur kein Selbstläufer ist.

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