Daimler Wie Mercedes seinen Glanz zurückbekam

Ende 2009 stand Mercedes am Abgrund. Nun peilt die Automarke mit dem Stern neue Rekorde an, als hätte es keine Krise gegeben. Welche Probleme Daimler-Chef Dieter Zetsche in den Griff bekam - und wo es noch hakt.

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Kann wieder lächeln: Daimler- Quelle: dpa

Es war im Herbst 2009, als Daimler in den Abgrund blickte: Jedes Quartal vermeldeten die Schwaben neue Milliardenverluste, rund 30000 Mitarbeiter waren in Kurzarbeit, die Absätze rund um den Globus waren so stark eingebrochen wie bei kaum einem anderen Autobauer. „Es ist nicht das eine große Problem, das den Konzern gefährdet, sondern die Mixtur aus Markenschwäche, hohen Kosten, Qualitätsmängeln und unattraktiven Produkten“, sagte damals ein Daimler-Insider der WirtschaftsWoche. Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen, kam zu dem Schluss: „Daimler ist von den deutschen Autobauern, außer Opel, am schlechtesten unterwegs.“

„Wann muss Daimler den deutschen Staat um Rettungshilfen anpumpen?“, musste sich Daimler-Chef  Dieter Zetsche mehr als einmal auf der Automesse IAA in Frankfurt fragen lassen. Und heute, rund eineinhalb Jahre später? Das Problem der Nobelmarke Mercedes ist nicht die Nachfrage, das Problem sind die Produktionskapazitäten. Die Werke laufen unter Volllast und trotzdem müssen Kunden im Schnitt über drei Monate auf ihren bestellten Neuwagen warten. Daimler steuert bei Absatz und Gewinn auf neue Allzeit-Rekorde zu.

Heute präsentierte Zetsche der Presse rosige Zahlen: Vor Steuern und Zinsen verdiente Daimler im vergangenen Jahr 7,27 Milliarden Euro, nachdem  im Jahr 2009 ein operativer Verlust von 1,5 Milliarden Euro angefallen war. Der Konzern zahlt seinen Aktionären wieder eine Dividende von 1,85 Euro. Die Analysten waren trotzdem nicht zufrieden. Sie hatten bei Mercedes-Benz Cars mit einer Umsatzrendite von über neun Prozent gerechnet, Daimler schaffte aber nur 8,7 Prozent. Der Autohersteller war mit einem Kursminus von bis zu 3,5 Prozent der größte Tagesverlierer des Dax. (Details dazu hier)

Im laufenden Jahr werden die Stuttgarter wohl den größten operativen Gewinn unter den deutschen Autobauern abliefern. Analysten prognostizieren bei dem nach BMW zweitgrößten Luxusautohersteller der Welt ein Gesamtjahresergebnis von 8,8 Milliarden Euro. BMW wird voraussichtlich einen Vorsteuergewinn von 5,6 Milliarden Euro erzielen, bei Volkswagen wird ein Vorsteuergewinn von 8 Milliarden Euro erwartet.

Doch was ist aus den großen Daimler-Baustellen des Jahres 2010 geworden? WirtschaftsWoche macht den Stärken-Schwächen-Test:

1. Kosten

Keine Kekse im Meeting, Umsteige-Flüge statt ein paar Euro teurerer Direktverbindungen – die rigiden und teilweise verzweifelt wirkenden Sparmaßnahmen bei Daimler haben in der Branche für reichlich Tratsch gesorgt. Alles in allem hat der verschärfte Knauser-Kurs aber funktioniert. Der Turnaround vom Milliarden-Minus 2010 zu möglicherweise über acht Milliarden Gewinn 2011 könnte eindeutiger nicht ausfallen.

Nicht gelöst sind unterdessen Kostenprobleme durch den riesigen Strauß an Antriebstechnologien, die Daimler gleichzeitig weiterentwickelt (Brennstoffzelle, Elektroauto, Hybrid, Clean Diesel). Große Autobauer wie Toyota oder Volkswagen können sich das eher leisten als Daimler, die auf Platz 14 der Autohersteller stehen.

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