Dalli-Werke Der Hausproduzent der Discounter

Seite 2/3

Tandil: Waschpulver für Aldi

Im fünften Stock des Fabriktraktes, in Büros mit Blick auf braune Backsteingebäude, arbeitet die Geschäftsführung, die bis Mitte Juli aus drei Managern bestand. Gesellschafter Hermann Wirtz konzentriert sich auf die Dalli-Tochter Mäurer & Wirtz. Zu dem Duftfabrikanten gehört auch die Kölner Traditionsmarke 4711, die Mäurer & Wirtz 2006 dem US-Konsumgütermulti Procter & Gamble abgekauft hatte. Zum Führungstrio gehören auch Markus Kessler, der sich um Controlling, Logistik und Personal kümmert, sowie Ulrich Grieshaber als Vorsitzender der Geschäftsführung.

Eine Erkrankung zwang Grieshaber vor zwei Wochen jedoch, sich von seinen Mandaten entbinden zu lassen. Der familienfremde Manager will dem Unternehmen aber weiter als Berater zur Seite stehen. Grieshaber habe Dalli 13 Jahre lang durch seine Persönlichkeit entscheidend geprägt und neue, zukunftsweisende Produktfelder erschlossen, heißt es in einem Brief des Beirats an die Handelskunden.

Noch Mitte der Neunzigerjahre ist der Dalli-Siegeszug keineswegs absehbar. Der Umsatz stagniert bei rund 200 Millionen Euro, es fehlt an Geld für Investitionen und eine klare, zukunftsfähige Ausrichtung. Dalli schreibt Verluste, das Überleben steht auf der Kippe.

Dalli produziert seit Jahrzehnten für Aldi

Mit den eigenen Marken Dalli-Waschmittel und Evidur-Gardinenpflege kann sich Dalli nicht gegen die Marktführer Persil und Ariel behaupten. Die Produktion von Handelsmarken – seit den Sechzigerjahren produziert Dalli das Aldi-Waschmittel Tandil – läuft nur als Anhängsel nebenher. „Es herrschte noch die alte Markendenke vor, und für die Handelsmarkenproduktion waren wir zu langsam und zu komplex“, sagt Grieshaber.

Kurz vor der Jahrtausendwende setzt die Familie alles auf eine Karte – Handelsmarken. Sie greift dafür in die Privatschatulle: 50 Millionen Mark pumpen die Wirtzens in das taumelnde Unternehmen. Neue Maschinen werden angeschafft, die Automatisierung wird erhöht, was 300 Mitarbeiter den Job kostet. Für jede Handelskette wird ein eigenes Vertriebsteam gebildet. Dalli kauft WinCosmetic, einen Handelsmarkenspezialisten für Kosmetikprodukte und Flüssigseifen, und steigt in das Geschäft mit Naturkosmetik ein. Daneben wird die Forschungs- und Entwicklungsabteilung ausgebaut, in der heute 100 Menschen arbeiten.

Die Karte Handelsmarke sticht. 2002 schreibt Dalli schwarze Zahlen. „Dalli hat sich seine Marktstellung erarbeitet und stets die Qualität als einen wesentlichen Erfolgsfaktor begriffen“, sagt Martin Meurer, Partner bei der Düsseldorfer Beratungsgesellschaft SMB und Kenner des Handelsmarkengeschäfts. Meurer hält Dalli für einen der zuverlässigsten Produzenten des Handels. Auch weil eine Familie im Hintergrund stehe, die das Unternehmen nachweislich in schwierigen Situationen gestützt habe: „Unter anderem dieses Durchhaltevermögen wird respektiert, vor allem von den ebenfalls familiendominierten Kunden wie Aldi, Lidl, Schlecker, Rossmann oder dm“.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%