Der politische Wille zu Reformen fehlt Banken: Versteinerter Wald

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Credit Unions kümmern sich um Einkommenschwache Die hohe Konzentration in London und Umgebung hat aber auch negative Folgen. Ein Bericht des britischen Finanzministeriums stellte im Jahr 2000 eine Benachteiligung von Geringverdienern und von Mittelständlern in strukturschwachen Gebieten fest. Da die Banken dort nur wenig verdienen können, schließen sie ihre Filialen. Die entstandenen Lücken sollen – zumindest in der Theorie – durch Banking per Telefon oder Internet geschlossen werden. Mittlerweile kümmern sich so genannte Credit Unions, die gemeinnützig arbeiten, vermehrt um die einkommenschwachen Arbeiter und Unternehmer. Kämpferische Spanier Dass eine Konzentration im Finanzsektor nicht zwangsläufig zulasten der Kunden gehen muss, zeigt das Beispiel Spanien. Obwohl die Cajas, die spanischen Sparkassen, eine starke Stellung haben, setzen beide Madrider Großbanken – Santander Central Hispano (SCH) und Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA) – konsequent auf das Geschäft mit privaten Kunden und Firmen. SCH und BBVA beherrschen heute zusammen rund 40 Prozent des heimischen Marktes. Das ist das Ergebnis eines erbitterten Kampfes, den sich der SCH-Chef Emilio Botín und der frühere BBVA-Chef Emilio Ybarra in den Neunzigerjahren geliefert haben. „Der Krieg der Emilios“, wie er in der Boulevardpresse genannt wurde, ging unentschieden aus. Allerdings zum Vorteil beider Institute – SCH und BBVA, die jeweils aus drei Instituten hervorgingen, gehören heute zu den rentabelsten Banken Europas. Die fünf größten Banken Spaniens sind mit einer Eigenkapitalrendite von knapp 24 Prozent fast so renditestark wie die Briten. Spaniens Banken vor Konzentrationsprozess Die Strategie der Emilios war sehr ähnlich. Sie investierten nur in Geschäfte und Regionen, die sie aus eigener Erfahrung gut kannten. „Sie haben sich zudem rechtzeitig von strategisch nicht wichtigen Beteiligungen getrennt“, sagt Jacobo Pascual, Analyse-Chef von Dresdner Kleinwort Wasserstein in Madrid. Dadurch konnten sie hohe Verkaufserlöse realisieren. Die deutschen Großbanken haben hingegen gewartet, bis der Verkauf von Aktienpaketen nicht mehr besteuert wurde. Jetzt zahlen sie zwar keine Steuern, doch die Preise für ihre Beteiligungen sind auf einen Bruchteil geschrumpft. Schon bald kann neuer Schwung in den Konzentrationsprozess unter Spaniens Banken kommen. Nach den neuen Sparkassengesetzen dürfen die rund 50 Cajas, die derzeit private Institute mit einem öffentlichen Zweck sind, demnächst stimmrechtslose Anteilsscheine ausgeben. Zunächst darf zwar ein einzelner Eigentümer nicht mehr als fünf Prozent der Anteile besitzen. Doch bald dürfte diese Grenze fallen, und dann könnten SCH und BBVA zuschlagen.

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