Der politische Wille zu Reformen fehlt Banken: Versteinerter Wald

Seite 13/21

Und die Deutschen? In Deutschland bleiben Privatbanken, Sparkassen und Kreditgenossenschaften noch immer schön unter sich. Allein die Großbanken wagen verbale Vorstöße. Wenn es um Taten geht, schrecken aber auch sie zurück. „Warum eigentlich hat keine deutsche Großbank für die Bankgesellschaft Berlin geboten?“, fragt die „Börsen-Zeitung“. Der Käufer hätte damit die Berliner Sparkasse kaufen und in den öffentlichen Sektor eindringen können. Die Deutschen haben selbst nie getrieben Statt die Zäune zwischen den drei Sektoren niederzureißen, werden sie an der Spitze mit Stachdraht versehen. Konsolidierungen finden nur innerhalb der gesicherten Grenzen statt. Doch es gab kaum Versuche, verschiedene Rechtsformen unter einem Dach zu vereinen. Die Bankgesellschaft Berlin, in der erstmals private und öffentlich-rechtliche Einheiten verbunden waren, ging baden. Nicht nur das Management versagte, es fehlen auch die rechtlichen Voraussetzungen. „Den deutschen Kreditinstituten muss es offensichtlich erst noch schlechter gehen, damit jemand den Mut zu durchgreifenden Reformen findet“, fürchtet der Frankfurter Unternehmensberater Christoph Pape. Viel spricht dafür, dass die deutschen Banken noch weiter zurückfallen, da die europäischen Konkurrenten nun über die Grenzen schauen. Banesto-Präsidentin Ana Patricia Botín erwartet länderübergreifende Fusionen, sobald die Konjunktur in Europa wieder anspringt (siehe Interview). Eine wichtige Rolle will dabei auch Unicredito-Chef Profumo spielen. Sein Wissen aus Zukäufen und Restrukturierungen in Italien hat er schon zu Akquisitionen in Osteuropa genutzt. Jetzt rückt Westeuropa in seinen Fokus. Weil die Deutschen selbst nie wirklich getrieben haben, steht zu befürchten, dass Briten, Franzosen, Spanier und Italiener sie bald noch viel heftiger vor sich hertreiben werden.

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