Der politische Wille zu Reformen fehlt Banken: Versteinerter Wald

Den schlechten Zustand vieler deutscher Banken haben diese nicht allein zu verantworten. Neben mutigen Bankern, die Neues wagen, fehlte auch der politische Wille zu Reformen im Finanzsektor. Europäische Nachbarn haben verkrustete Strukturen längst aufgebrochen.

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Alessandro Profumo zeigt es allen – den Traditionalisten in Italien und den Konkurrenten im Ausland. Im schwierigen Bankenjahr 2002 trumpfte der 47-jährige Unicredito-Chef mit einem Rekordergebnis auf. Das zweitgrößte Bankhaus in Italien erzielte im vergangenen Jahr einen Gewinn von 1,8 Milliarden Euro und schaffte damit eine Eigenkapitalrendite von mehr als 17 Prozent. Da werden deutsche Banker blass. Unicredito ist kein jahrhundertealtes Mailänder Geldhaus, sondern ein junger Zusammenschluss von sieben Kreditinstituten und Sparkassen. In nur sieben Jahren hat der ehemalige McKinsey-Mann Profumo durch Fusionen aus privaten und öffentlich-rechtlichen Regionalinstituten eine europäische Großbank geformt – in Deutschland sind solche Konstruktionen bisher tabu.

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Alessandro Profumo zeigt es allen – den Traditionalisten in Italien und den Konkurrenten im Ausland. Im schwierigen Bankenjahr 2002 trumpfte der 47-jährige Unicredito-Chef mit einem Rekordergebnis auf. Das zweitgrößte Bankhaus in Italien erzielte im vergangenen Jahr einen Gewinn von 1,8 Milliarden Euro und schaffte damit eine Eigenkapitalrendite von mehr als 17 Prozent. Da werden deutsche Banker blass. Unicredito ist kein jahrhundertealtes Mailänder Geldhaus, sondern ein junger Zusammenschluss von sieben Kreditinstituten und Sparkassen. In nur sieben Jahren hat der ehemalige McKinsey-Mann Profumo durch Fusionen aus privaten und öffentlich-rechtlichen Regionalinstituten eine europäische Großbank geformt – in Deutschland sind solche Konstruktionen bisher tabu.

Der 1,95-Meter-Mann Profumo und andere Finanzmanager zeigen, dass Bankgeschäft trotz Börsenkrise und Konjunkturflaute Profite abwerfen kann. Die europäischen Nachbarn machen vor, wie Verkrustungen in traditionellen Strukturen aufgebrochen werden können. Modellfälle für Deutschland Deutsche Finanzarchitekten beharren dagegen auf der Dreiteilung von Privatbanken, Sparkassen und Kreditgenossenschaften. „In Europa gibt es viele Modellfälle für Deutschland“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler Ingo Krauß, der am Institut für Bankinformatik und Bankstrategie der Universität Regensburg die Veränderungen auf den europäischen Bankenmärkten untersucht hat. Italien hat seine Sparkassen privatisiert, ohne dass die Institute ihre Filialen auf dem Land aufgegeben haben. Frankreich hat Fusionen zwischen den verschiedenen Institutsgruppen zugelassen, ohne dass es zu Massenentlassungen kam. Spanien hat Großfusionen erlaubt, ohne dass Privatkunden den Zugang zu Geldgeschäften verloren. Großbritannien hat seinen Bankensektor konzentriert, ohne dass technische Neuerungen gebremst wurden. Nur in Deutschland kriecht der Umbau im Schneckentempo voran. Das hat Folgen. Im internationalen Vergleich haben sich die deutschen Geldhäuser längst abhängen lassen. Nach der Regensburger Studie sind Deutschlands Banken und Sparkassen die Schlusslichter in Europa. Ihr Gewinn beträgt im Schnitt gerade 0,20 Prozent ihrer Bilanzsumme. Die besten Konkurrenten schaffen mehr als ein Prozent der Bilanzsumme als Gewinn.

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Alessandro Profumo zeigt es allen – den Traditionalisten in Italien und den Konkurrenten im Ausland. Im schwierigen Bankenjahr 2002 trumpfte der 47-jährige Unicredito-Chef mit einem Rekordergebnis auf. Das zweitgrößte Bankhaus in Italien erzielte im vergangenen Jahr einen Gewinn von 1,8 Milliarden Euro und schaffte damit eine Eigenkapitalrendite von mehr als 17 Prozent. Da werden deutsche Banker blass. Unicredito ist kein jahrhundertealtes Mailänder Geldhaus, sondern ein junger Zusammenschluss von sieben Kreditinstituten und Sparkassen. In nur sieben Jahren hat der ehemalige McKinsey-Mann Profumo durch Fusionen aus privaten und öffentlich-rechtlichen Regionalinstituten eine europäische Großbank geformt – in Deutschland sind solche Konstruktionen bisher tabu.

Der 1,95-Meter-Mann Profumo und andere Finanzmanager zeigen, dass Bankgeschäft trotz Börsenkrise und Konjunkturflaute Profite abwerfen kann. Die europäischen Nachbarn machen vor, wie Verkrustungen in traditionellen Strukturen aufgebrochen werden können. Modellfälle für Deutschland Deutsche Finanzarchitekten beharren dagegen auf der Dreiteilung von Privatbanken, Sparkassen und Kreditgenossenschaften. „In Europa gibt es viele Modellfälle für Deutschland“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler Ingo Krauß, der am Institut für Bankinformatik und Bankstrategie der Universität Regensburg die Veränderungen auf den europäischen Bankenmärkten untersucht hat. Italien hat seine Sparkassen privatisiert, ohne dass die Institute ihre Filialen auf dem Land aufgegeben haben. Frankreich hat Fusionen zwischen den verschiedenen Institutsgruppen zugelassen, ohne dass es zu Massenentlassungen kam. Spanien hat Großfusionen erlaubt, ohne dass Privatkunden den Zugang zu Geldgeschäften verloren. Großbritannien hat seinen Bankensektor konzentriert, ohne dass technische Neuerungen gebremst wurden. Nur in Deutschland kriecht der Umbau im Schneckentempo voran. Das hat Folgen. Im internationalen Vergleich haben sich die deutschen Geldhäuser längst abhängen lassen. Nach der Regensburger Studie sind Deutschlands Banken und Sparkassen die Schlusslichter in Europa. Ihr Gewinn beträgt im Schnitt gerade 0,20 Prozent ihrer Bilanzsumme. Die besten Konkurrenten schaffen mehr als ein Prozent der Bilanzsumme als Gewinn.

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Der 1,95-Meter-Mann Profumo und andere Finanzmanager zeigen, dass Bankgeschäft trotz Börsenkrise und Konjunkturflaute Profite abwerfen kann. Die europäischen Nachbarn machen vor, wie Verkrustungen in traditionellen Strukturen aufgebrochen werden können. Modellfälle für Deutschland Deutsche Finanzarchitekten beharren dagegen auf der Dreiteilung von Privatbanken, Sparkassen und Kreditgenossenschaften. „In Europa gibt es viele Modellfälle für Deutschland“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler Ingo Krauß, der am Institut für Bankinformatik und Bankstrategie der Universität Regensburg die Veränderungen auf den europäischen Bankenmärkten untersucht hat. Italien hat seine Sparkassen privatisiert, ohne dass die Institute ihre Filialen auf dem Land aufgegeben haben. Frankreich hat Fusionen zwischen den verschiedenen Institutsgruppen zugelassen, ohne dass es zu Massenentlassungen kam. Spanien hat Großfusionen erlaubt, ohne dass Privatkunden den Zugang zu Geldgeschäften verloren. Großbritannien hat seinen Bankensektor konzentriert, ohne dass technische Neuerungen gebremst wurden. Nur in Deutschland kriecht der Umbau im Schneckentempo voran. Das hat Folgen. Im internationalen Vergleich haben sich die deutschen Geldhäuser längst abhängen lassen. Nach der Regensburger Studie sind Deutschlands Banken und Sparkassen die Schlusslichter in Europa. Ihr Gewinn beträgt im Schnitt gerade 0,20 Prozent ihrer Bilanzsumme. Die besten Konkurrenten schaffen mehr als ein Prozent der Bilanzsumme als Gewinn.

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Der 1,95-Meter-Mann Profumo und andere Finanzmanager zeigen, dass Bankgeschäft trotz Börsenkrise und Konjunkturflaute Profite abwerfen kann. Die europäischen Nachbarn machen vor, wie Verkrustungen in traditionellen Strukturen aufgebrochen werden können. Modellfälle für Deutschland Deutsche Finanzarchitekten beharren dagegen auf der Dreiteilung von Privatbanken, Sparkassen und Kreditgenossenschaften. „In Europa gibt es viele Modellfälle für Deutschland“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler Ingo Krauß, der am Institut für Bankinformatik und Bankstrategie der Universität Regensburg die Veränderungen auf den europäischen Bankenmärkten untersucht hat. Italien hat seine Sparkassen privatisiert, ohne dass die Institute ihre Filialen auf dem Land aufgegeben haben. Frankreich hat Fusionen zwischen den verschiedenen Institutsgruppen zugelassen, ohne dass es zu Massenentlassungen kam. Spanien hat Großfusionen erlaubt, ohne dass Privatkunden den Zugang zu Geldgeschäften verloren. Großbritannien hat seinen Bankensektor konzentriert, ohne dass technische Neuerungen gebremst wurden. Nur in Deutschland kriecht der Umbau im Schneckentempo voran. Das hat Folgen. Im internationalen Vergleich haben sich die deutschen Geldhäuser längst abhängen lassen. Nach der Regensburger Studie sind Deutschlands Banken und Sparkassen die Schlusslichter in Europa. Ihr Gewinn beträgt im Schnitt gerade 0,20 Prozent ihrer Bilanzsumme. Die besten Konkurrenten schaffen mehr als ein Prozent der Bilanzsumme als Gewinn.

Lesen Sie weitere aktuelle Meldungen, Hintergründe und Analysen in der WirtschaftsWoche. Ab Donnerstag, 24. April, am Kiosk. Kennen Sie schon das Mini-Abo?

Der 1,95-Meter-Mann Profumo und andere Finanzmanager zeigen, dass Bankgeschäft trotz Börsenkrise und Konjunkturflaute Profite abwerfen kann. Die europäischen Nachbarn machen vor, wie Verkrustungen in traditionellen Strukturen aufgebrochen werden können. Modellfälle für Deutschland Deutsche Finanzarchitekten beharren dagegen auf der Dreiteilung von Privatbanken, Sparkassen und Kreditgenossenschaften. „In Europa gibt es viele Modellfälle für Deutschland“, sagt der Wirtschaftswissenschaftler Ingo Krauß, der am Institut für Bankinformatik und Bankstrategie der Universität Regensburg die Veränderungen auf den europäischen Bankenmärkten untersucht hat. Italien hat seine Sparkassen privatisiert, ohne dass die Institute ihre Filialen auf dem Land aufgegeben haben. Frankreich hat Fusionen zwischen den verschiedenen Institutsgruppen zugelassen, ohne dass es zu Massenentlassungen kam. Spanien hat Großfusionen erlaubt, ohne dass Privatkunden den Zugang zu Geldgeschäften verloren. Großbritannien hat seinen Bankensektor konzentriert, ohne dass technische Neuerungen gebremst wurden. Nur in Deutschland kriecht der Umbau im Schneckentempo voran. Das hat Folgen. Im internationalen Vergleich haben sich die deutschen Geldhäuser längst abhängen lassen. Nach der Regensburger Studie sind Deutschlands Banken und Sparkassen die Schlusslichter in Europa. Ihr Gewinn beträgt im Schnitt gerade 0,20 Prozent ihrer Bilanzsumme. Die besten Konkurrenten schaffen mehr als ein Prozent der Bilanzsumme als Gewinn.

Mutige Franzosen Das Land schlittert in eine Rezession, internationale Investoren suchen das Weite, die Rentabilität der Banken rutscht in den Keller. Deutschland heute? Nein, Frankreich Ende der Achtzigerjahre. Damals war im Nachbarland der private Bankensektor praktisch tot – das Ergebnis einer verfehlten Wirtschaftspolitik. Ausgerechnet der Sozialist François Mitterrand schaffte die Wende. Die staatlichen Institute wurden privatisiert, die Sparkassen in Genossenschaften umgewandelt. Mitterrands Reformen haben fest zementierte Denkmuster aufgelöst. Innerhalb von zehn Jahren halbierte sich die Zahl der Institute in Frankreich nahezu. Spektakulär war die feindliche Übernahme der Banque Paribas durch die Banque Nationale de Paris (BNP). Die fusionierte BNP Paribas gab sich damit nicht zufrieden und bot für den Crédit Lyonnais. Doch das Rennen machte diesmal der Crédit Agricole, die genossenschaftliche Zentralbank Frankreichs. Fusionen: Nicht zulasten der Kunden und Mitarbeiter Damit entsteht eine Verbindung, die in Deutschland noch völlig unvorstellbar ist. Die entsprechende deutsche Konstellation wäre die Übernahme einer börsennotierten Westdeutschen Landesbank (WestLB) in Düsseldorf durch das genossenschaftliche Spitzeninstitut, die Frankfurter DZ-Bank. In Frankreich verhindern Staat und Gewerkschaften nach Mega-Zusammenschlüssen brutale Massenentlassungen und die radikalen Filialschließungen. Die Bankchefs, fast alles Schüler der Kaderschmiede Ena und ehemalige Elitebeamte des Staates, achten darauf, dass Fusionen nicht einseitig zulasten der Kunden und Mitarbeiter gehen. Vorbild Großbritannien Die Franzosen reagieren auf die Erfahrungen in Großbritannien. Auf der Insel setzte der Fusionsprozess früh ein. Bereits 1992 übernahm die Hongkong and Shanghai Banking Corporation (HSBC) die Midland Bank und setzte sich so an die Spitze der britischen Banken. Die Position hat sie bis heute behauptet. Vier Jahre später ging Lloyds TSB aus der Vereinigung von Lloyds Bank mit der Trustee Savings Bank hervor. Dann ging es Schlag auf Schlag. 2000 übernahm die Royal Bank of Scotland die National Westminster. Zeitgleich kaufte die Barclays Bank die Bausparkasse Woolwich. Im vergangenen Jahr entstand schließlich die Halifax Bank of Scotland aus der Hypothekenbank Halifax und dem Retailinstitut Bank of Scotland. Die fünf großen Briten schaffen die höchste Eigenkapitalrendite in Europa. Sie erzielen jährlich eine Verzinsung von mehr als 26 Prozent. Das ist fünfmal mehr, als der Schnitt der deutschen Institute erreicht.

Credit Unions kümmern sich um Einkommenschwache Die hohe Konzentration in London und Umgebung hat aber auch negative Folgen. Ein Bericht des britischen Finanzministeriums stellte im Jahr 2000 eine Benachteiligung von Geringverdienern und von Mittelständlern in strukturschwachen Gebieten fest. Da die Banken dort nur wenig verdienen können, schließen sie ihre Filialen. Die entstandenen Lücken sollen – zumindest in der Theorie – durch Banking per Telefon oder Internet geschlossen werden. Mittlerweile kümmern sich so genannte Credit Unions, die gemeinnützig arbeiten, vermehrt um die einkommenschwachen Arbeiter und Unternehmer. Kämpferische Spanier Dass eine Konzentration im Finanzsektor nicht zwangsläufig zulasten der Kunden gehen muss, zeigt das Beispiel Spanien. Obwohl die Cajas, die spanischen Sparkassen, eine starke Stellung haben, setzen beide Madrider Großbanken – Santander Central Hispano (SCH) und Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA) – konsequent auf das Geschäft mit privaten Kunden und Firmen. SCH und BBVA beherrschen heute zusammen rund 40 Prozent des heimischen Marktes. Das ist das Ergebnis eines erbitterten Kampfes, den sich der SCH-Chef Emilio Botín und der frühere BBVA-Chef Emilio Ybarra in den Neunzigerjahren geliefert haben. „Der Krieg der Emilios“, wie er in der Boulevardpresse genannt wurde, ging unentschieden aus. Allerdings zum Vorteil beider Institute – SCH und BBVA, die jeweils aus drei Instituten hervorgingen, gehören heute zu den rentabelsten Banken Europas. Die fünf größten Banken Spaniens sind mit einer Eigenkapitalrendite von knapp 24 Prozent fast so renditestark wie die Briten. Spaniens Banken vor Konzentrationsprozess Die Strategie der Emilios war sehr ähnlich. Sie investierten nur in Geschäfte und Regionen, die sie aus eigener Erfahrung gut kannten. „Sie haben sich zudem rechtzeitig von strategisch nicht wichtigen Beteiligungen getrennt“, sagt Jacobo Pascual, Analyse-Chef von Dresdner Kleinwort Wasserstein in Madrid. Dadurch konnten sie hohe Verkaufserlöse realisieren. Die deutschen Großbanken haben hingegen gewartet, bis der Verkauf von Aktienpaketen nicht mehr besteuert wurde. Jetzt zahlen sie zwar keine Steuern, doch die Preise für ihre Beteiligungen sind auf einen Bruchteil geschrumpft. Schon bald kann neuer Schwung in den Konzentrationsprozess unter Spaniens Banken kommen. Nach den neuen Sparkassengesetzen dürfen die rund 50 Cajas, die derzeit private Institute mit einem öffentlichen Zweck sind, demnächst stimmrechtslose Anteilsscheine ausgeben. Zunächst darf zwar ein einzelner Eigentümer nicht mehr als fünf Prozent der Anteile besitzen. Doch bald dürfte diese Grenze fallen, und dann könnten SCH und BBVA zuschlagen.

Erweckte Italiener Neue Gesetze wirbelten auch die italienische Bankenwelt durcheinander. Der Wirtschaftsprofessor und damalige Schatzminister Giuliano Amato verordnete den öffentlichen Instituten 1990 die Transformation in Aktiengesellschaften. Damit erweckte Amato den Bankenmarkt, den er gerne als „versteinerten Wald“ bezeichnete, zu neuem Leben. Bis dahin kontrollierte die öffentliche Hand 80 Prozent der Geldbranche, die aus strikt getrennten lokal agierenden Sparkassen und Kreditgenossenschaften sowie einigen wenigen Privatbanken bestand. Eine Situation, wie sie 13 Jahre später noch immer den deutschen Finanzmarkt prägt. Mit 39 Jahren zum Bankchef In der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre geschah in Italien, wogegen sich die Branche, die Parteien und der Staat jahrzehntelang gesperrt hatten: Umstrukturierungen, Allianzen und Zusammenschlüssse. Banca Intesa, Unicredito, Capitalia und San Paolo-Imi, die vier größten unter Italiens Banken, sind allesamt aus der Kombination verschiedener Banktypen hervorgegangen. Besonders zielstrebig trieb der heutige Unicredito-Chef Profumo, der mit 39 Jahren zum jüngsten Bankchef aller Zeiten wurde, die Reform voran. Kaum hatte der junge Mann das Kommando beim frisch privatisierten Credito Italiano übernommen, lancierte er das allererste bedeutende Übernahmeangebot an eine italienische Bank – das Signal zum kollektiven Aufbruch. Genossenschaften werden umgewandelt Drei Jahre später zog der Vorbildbanker mit der Verschmelzung von zwei Kreditinstituten und fünf Sparkassen die bisher größte Finanzfusion Italiens durch. In Deutschland wäre eine solche Kombination entstanden, wenn die Bayerische Vereinsbank nicht nur die Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank, sondern auch die Sparkassen in Hamburg, Köln, Frankfurt, Hannover und München vereint hätte. Seine Erfahrungen kann Profumo bald in einer neuen Fusionswelle anwenden. Die italienische Regierung plant, die Genossenschaften in Aktiengesellschaften umzuwandeln und die Bündelung von Stimmen zuzulassen. Das wird die letzten Sektorgrenzen einreißen und die Konsolidierung anheizen.

Und die Deutschen? In Deutschland bleiben Privatbanken, Sparkassen und Kreditgenossenschaften noch immer schön unter sich. Allein die Großbanken wagen verbale Vorstöße. Wenn es um Taten geht, schrecken aber auch sie zurück. „Warum eigentlich hat keine deutsche Großbank für die Bankgesellschaft Berlin geboten?“, fragt die „Börsen-Zeitung“. Der Käufer hätte damit die Berliner Sparkasse kaufen und in den öffentlichen Sektor eindringen können. Die Deutschen haben selbst nie getrieben Statt die Zäune zwischen den drei Sektoren niederzureißen, werden sie an der Spitze mit Stachdraht versehen. Konsolidierungen finden nur innerhalb der gesicherten Grenzen statt. Doch es gab kaum Versuche, verschiedene Rechtsformen unter einem Dach zu vereinen. Die Bankgesellschaft Berlin, in der erstmals private und öffentlich-rechtliche Einheiten verbunden waren, ging baden. Nicht nur das Management versagte, es fehlen auch die rechtlichen Voraussetzungen. „Den deutschen Kreditinstituten muss es offensichtlich erst noch schlechter gehen, damit jemand den Mut zu durchgreifenden Reformen findet“, fürchtet der Frankfurter Unternehmensberater Christoph Pape. Viel spricht dafür, dass die deutschen Banken noch weiter zurückfallen, da die europäischen Konkurrenten nun über die Grenzen schauen. Banesto-Präsidentin Ana Patricia Botín erwartet länderübergreifende Fusionen, sobald die Konjunktur in Europa wieder anspringt (siehe Interview). Eine wichtige Rolle will dabei auch Unicredito-Chef Profumo spielen. Sein Wissen aus Zukäufen und Restrukturierungen in Italien hat er schon zu Akquisitionen in Osteuropa genutzt. Jetzt rückt Westeuropa in seinen Fokus. Weil die Deutschen selbst nie wirklich getrieben haben, steht zu befürchten, dass Briten, Franzosen, Spanier und Italiener sie bald noch viel heftiger vor sich hertreiben werden.

Mutige Franzosen Das Land schlittert in eine Rezession, internationale Investoren suchen das Weite, die Rentabilität der Banken rutscht in den Keller. Deutschland heute? Nein, Frankreich Ende der Achtzigerjahre. Damals war im Nachbarland der private Bankensektor praktisch tot – das Ergebnis einer verfehlten Wirtschaftspolitik. Ausgerechnet der Sozialist François Mitterrand schaffte die Wende. Die staatlichen Institute wurden privatisiert, die Sparkassen in Genossenschaften umgewandelt. Mitterrands Reformen haben fest zementierte Denkmuster aufgelöst. Innerhalb von zehn Jahren halbierte sich die Zahl der Institute in Frankreich nahezu. Spektakulär war die feindliche Übernahme der Banque Paribas durch die Banque Nationale de Paris (BNP). Die fusionierte BNP Paribas gab sich damit nicht zufrieden und bot für den Crédit Lyonnais. Doch das Rennen machte diesmal der Crédit Agricole, die genossenschaftliche Zentralbank Frankreichs. Fusionen: Nicht zulasten der Kunden und Mitarbeiter Damit entsteht eine Verbindung, die in Deutschland noch völlig unvorstellbar ist. Die entsprechende deutsche Konstellation wäre die Übernahme einer börsennotierten Westdeutschen Landesbank (WestLB) in Düsseldorf durch das genossenschaftliche Spitzeninstitut, die Frankfurter DZ-Bank. In Frankreich verhindern Staat und Gewerkschaften nach Mega-Zusammenschlüssen brutale Massenentlassungen und die radikalen Filialschließungen. Die Bankchefs, fast alles Schüler der Kaderschmiede Ena und ehemalige Elitebeamte des Staates, achten darauf, dass Fusionen nicht einseitig zulasten der Kunden und Mitarbeiter gehen. Vorbild Großbritannien Die Franzosen reagieren auf die Erfahrungen in Großbritannien. Auf der Insel setzte der Fusionsprozess früh ein. Bereits 1992 übernahm die Hongkong and Shanghai Banking Corporation (HSBC) die Midland Bank und setzte sich so an die Spitze der britischen Banken. Die Position hat sie bis heute behauptet. Vier Jahre später ging Lloyds TSB aus der Vereinigung von Lloyds Bank mit der Trustee Savings Bank hervor. Dann ging es Schlag auf Schlag. 2000 übernahm die Royal Bank of Scotland die National Westminster. Zeitgleich kaufte die Barclays Bank die Bausparkasse Woolwich. Im vergangenen Jahr entstand schließlich die Halifax Bank of Scotland aus der Hypothekenbank Halifax und dem Retailinstitut Bank of Scotland. Die fünf großen Briten schaffen die höchste Eigenkapitalrendite in Europa. Sie erzielen jährlich eine Verzinsung von mehr als 26 Prozent. Das ist fünfmal mehr, als der Schnitt der deutschen Institute erreicht.

Credit Unions kümmern sich um Einkommenschwache Die hohe Konzentration in London und Umgebung hat aber auch negative Folgen. Ein Bericht des britischen Finanzministeriums stellte im Jahr 2000 eine Benachteiligung von Geringverdienern und von Mittelständlern in strukturschwachen Gebieten fest. Da die Banken dort nur wenig verdienen können, schließen sie ihre Filialen. Die entstandenen Lücken sollen – zumindest in der Theorie – durch Banking per Telefon oder Internet geschlossen werden. Mittlerweile kümmern sich so genannte Credit Unions, die gemeinnützig arbeiten, vermehrt um die einkommenschwachen Arbeiter und Unternehmer. Kämpferische Spanier Dass eine Konzentration im Finanzsektor nicht zwangsläufig zulasten der Kunden gehen muss, zeigt das Beispiel Spanien. Obwohl die Cajas, die spanischen Sparkassen, eine starke Stellung haben, setzen beide Madrider Großbanken – Santander Central Hispano (SCH) und Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA) – konsequent auf das Geschäft mit privaten Kunden und Firmen. SCH und BBVA beherrschen heute zusammen rund 40 Prozent des heimischen Marktes. Das ist das Ergebnis eines erbitterten Kampfes, den sich der SCH-Chef Emilio Botín und der frühere BBVA-Chef Emilio Ybarra in den Neunzigerjahren geliefert haben. „Der Krieg der Emilios“, wie er in der Boulevardpresse genannt wurde, ging unentschieden aus. Allerdings zum Vorteil beider Institute – SCH und BBVA, die jeweils aus drei Instituten hervorgingen, gehören heute zu den rentabelsten Banken Europas. Die fünf größten Banken Spaniens sind mit einer Eigenkapitalrendite von knapp 24 Prozent fast so renditestark wie die Briten. Spaniens Banken vor Konzentrationsprozess Die Strategie der Emilios war sehr ähnlich. Sie investierten nur in Geschäfte und Regionen, die sie aus eigener Erfahrung gut kannten. „Sie haben sich zudem rechtzeitig von strategisch nicht wichtigen Beteiligungen getrennt“, sagt Jacobo Pascual, Analyse-Chef von Dresdner Kleinwort Wasserstein in Madrid. Dadurch konnten sie hohe Verkaufserlöse realisieren. Die deutschen Großbanken haben hingegen gewartet, bis der Verkauf von Aktienpaketen nicht mehr besteuert wurde. Jetzt zahlen sie zwar keine Steuern, doch die Preise für ihre Beteiligungen sind auf einen Bruchteil geschrumpft. Schon bald kann neuer Schwung in den Konzentrationsprozess unter Spaniens Banken kommen. Nach den neuen Sparkassengesetzen dürfen die rund 50 Cajas, die derzeit private Institute mit einem öffentlichen Zweck sind, demnächst stimmrechtslose Anteilsscheine ausgeben. Zunächst darf zwar ein einzelner Eigentümer nicht mehr als fünf Prozent der Anteile besitzen. Doch bald dürfte diese Grenze fallen, und dann könnten SCH und BBVA zuschlagen.

Erweckte Italiener Neue Gesetze wirbelten auch die italienische Bankenwelt durcheinander. Der Wirtschaftsprofessor und damalige Schatzminister Giuliano Amato verordnete den öffentlichen Instituten 1990 die Transformation in Aktiengesellschaften. Damit erweckte Amato den Bankenmarkt, den er gerne als „versteinerten Wald“ bezeichnete, zu neuem Leben. Bis dahin kontrollierte die öffentliche Hand 80 Prozent der Geldbranche, die aus strikt getrennten lokal agierenden Sparkassen und Kreditgenossenschaften sowie einigen wenigen Privatbanken bestand. Eine Situation, wie sie 13 Jahre später noch immer den deutschen Finanzmarkt prägt. Mit 39 Jahren zum Bankchef In der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre geschah in Italien, wogegen sich die Branche, die Parteien und der Staat jahrzehntelang gesperrt hatten: Umstrukturierungen, Allianzen und Zusammenschlüssse. Banca Intesa, Unicredito, Capitalia und San Paolo-Imi, die vier größten unter Italiens Banken, sind allesamt aus der Kombination verschiedener Banktypen hervorgegangen. Besonders zielstrebig trieb der heutige Unicredito-Chef Profumo, der mit 39 Jahren zum jüngsten Bankchef aller Zeiten wurde, die Reform voran. Kaum hatte der junge Mann das Kommando beim frisch privatisierten Credito Italiano übernommen, lancierte er das allererste bedeutende Übernahmeangebot an eine italienische Bank – das Signal zum kollektiven Aufbruch. Genossenschaften werden umgewandelt Drei Jahre später zog der Vorbildbanker mit der Verschmelzung von zwei Kreditinstituten und fünf Sparkassen die bisher größte Finanzfusion Italiens durch. In Deutschland wäre eine solche Kombination entstanden, wenn die Bayerische Vereinsbank nicht nur die Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank, sondern auch die Sparkassen in Hamburg, Köln, Frankfurt, Hannover und München vereint hätte. Seine Erfahrungen kann Profumo bald in einer neuen Fusionswelle anwenden. Die italienische Regierung plant, die Genossenschaften in Aktiengesellschaften umzuwandeln und die Bündelung von Stimmen zuzulassen. Das wird die letzten Sektorgrenzen einreißen und die Konsolidierung anheizen.

Und die Deutschen? In Deutschland bleiben Privatbanken, Sparkassen und Kreditgenossenschaften noch immer schön unter sich. Allein die Großbanken wagen verbale Vorstöße. Wenn es um Taten geht, schrecken aber auch sie zurück. „Warum eigentlich hat keine deutsche Großbank für die Bankgesellschaft Berlin geboten?“, fragt die „Börsen-Zeitung“. Der Käufer hätte damit die Berliner Sparkasse kaufen und in den öffentlichen Sektor eindringen können. Die Deutschen haben selbst nie getrieben Statt die Zäune zwischen den drei Sektoren niederzureißen, werden sie an der Spitze mit Stachdraht versehen. Konsolidierungen finden nur innerhalb der gesicherten Grenzen statt. Doch es gab kaum Versuche, verschiedene Rechtsformen unter einem Dach zu vereinen. Die Bankgesellschaft Berlin, in der erstmals private und öffentlich-rechtliche Einheiten verbunden waren, ging baden. Nicht nur das Management versagte, es fehlen auch die rechtlichen Voraussetzungen. „Den deutschen Kreditinstituten muss es offensichtlich erst noch schlechter gehen, damit jemand den Mut zu durchgreifenden Reformen findet“, fürchtet der Frankfurter Unternehmensberater Christoph Pape. Viel spricht dafür, dass die deutschen Banken noch weiter zurückfallen, da die europäischen Konkurrenten nun über die Grenzen schauen. Banesto-Präsidentin Ana Patricia Botín erwartet länderübergreifende Fusionen, sobald die Konjunktur in Europa wieder anspringt (siehe Interview). Eine wichtige Rolle will dabei auch Unicredito-Chef Profumo spielen. Sein Wissen aus Zukäufen und Restrukturierungen in Italien hat er schon zu Akquisitionen in Osteuropa genutzt. Jetzt rückt Westeuropa in seinen Fokus. Weil die Deutschen selbst nie wirklich getrieben haben, steht zu befürchten, dass Briten, Franzosen, Spanier und Italiener sie bald noch viel heftiger vor sich hertreiben werden.

Mutige Franzosen Das Land schlittert in eine Rezession, internationale Investoren suchen das Weite, die Rentabilität der Banken rutscht in den Keller. Deutschland heute? Nein, Frankreich Ende der Achtzigerjahre. Damals war im Nachbarland der private Bankensektor praktisch tot – das Ergebnis einer verfehlten Wirtschaftspolitik. Ausgerechnet der Sozialist François Mitterrand schaffte die Wende. Die staatlichen Institute wurden privatisiert, die Sparkassen in Genossenschaften umgewandelt. Mitterrands Reformen haben fest zementierte Denkmuster aufgelöst. Innerhalb von zehn Jahren halbierte sich die Zahl der Institute in Frankreich nahezu. Spektakulär war die feindliche Übernahme der Banque Paribas durch die Banque Nationale de Paris (BNP). Die fusionierte BNP Paribas gab sich damit nicht zufrieden und bot für den Crédit Lyonnais. Doch das Rennen machte diesmal der Crédit Agricole, die genossenschaftliche Zentralbank Frankreichs. Fusionen: Nicht zulasten der Kunden und Mitarbeiter Damit entsteht eine Verbindung, die in Deutschland noch völlig unvorstellbar ist. Die entsprechende deutsche Konstellation wäre die Übernahme einer börsennotierten Westdeutschen Landesbank (WestLB) in Düsseldorf durch das genossenschaftliche Spitzeninstitut, die Frankfurter DZ-Bank. In Frankreich verhindern Staat und Gewerkschaften nach Mega-Zusammenschlüssen brutale Massenentlassungen und die radikalen Filialschließungen. Die Bankchefs, fast alles Schüler der Kaderschmiede Ena und ehemalige Elitebeamte des Staates, achten darauf, dass Fusionen nicht einseitig zulasten der Kunden und Mitarbeiter gehen. Vorbild Großbritannien Die Franzosen reagieren auf die Erfahrungen in Großbritannien. Auf der Insel setzte der Fusionsprozess früh ein. Bereits 1992 übernahm die Hongkong and Shanghai Banking Corporation (HSBC) die Midland Bank und setzte sich so an die Spitze der britischen Banken. Die Position hat sie bis heute behauptet. Vier Jahre später ging Lloyds TSB aus der Vereinigung von Lloyds Bank mit der Trustee Savings Bank hervor. Dann ging es Schlag auf Schlag. 2000 übernahm die Royal Bank of Scotland die National Westminster. Zeitgleich kaufte die Barclays Bank die Bausparkasse Woolwich. Im vergangenen Jahr entstand schließlich die Halifax Bank of Scotland aus der Hypothekenbank Halifax und dem Retailinstitut Bank of Scotland. Die fünf großen Briten schaffen die höchste Eigenkapitalrendite in Europa. Sie erzielen jährlich eine Verzinsung von mehr als 26 Prozent. Das ist fünfmal mehr, als der Schnitt der deutschen Institute erreicht.

Credit Unions kümmern sich um Einkommenschwache Die hohe Konzentration in London und Umgebung hat aber auch negative Folgen. Ein Bericht des britischen Finanzministeriums stellte im Jahr 2000 eine Benachteiligung von Geringverdienern und von Mittelständlern in strukturschwachen Gebieten fest. Da die Banken dort nur wenig verdienen können, schließen sie ihre Filialen. Die entstandenen Lücken sollen – zumindest in der Theorie – durch Banking per Telefon oder Internet geschlossen werden. Mittlerweile kümmern sich so genannte Credit Unions, die gemeinnützig arbeiten, vermehrt um die einkommenschwachen Arbeiter und Unternehmer. Kämpferische Spanier Dass eine Konzentration im Finanzsektor nicht zwangsläufig zulasten der Kunden gehen muss, zeigt das Beispiel Spanien. Obwohl die Cajas, die spanischen Sparkassen, eine starke Stellung haben, setzen beide Madrider Großbanken – Santander Central Hispano (SCH) und Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA) – konsequent auf das Geschäft mit privaten Kunden und Firmen. SCH und BBVA beherrschen heute zusammen rund 40 Prozent des heimischen Marktes. Das ist das Ergebnis eines erbitterten Kampfes, den sich der SCH-Chef Emilio Botín und der frühere BBVA-Chef Emilio Ybarra in den Neunzigerjahren geliefert haben. „Der Krieg der Emilios“, wie er in der Boulevardpresse genannt wurde, ging unentschieden aus. Allerdings zum Vorteil beider Institute – SCH und BBVA, die jeweils aus drei Instituten hervorgingen, gehören heute zu den rentabelsten Banken Europas. Die fünf größten Banken Spaniens sind mit einer Eigenkapitalrendite von knapp 24 Prozent fast so renditestark wie die Briten. Spaniens Banken vor Konzentrationsprozess Die Strategie der Emilios war sehr ähnlich. Sie investierten nur in Geschäfte und Regionen, die sie aus eigener Erfahrung gut kannten. „Sie haben sich zudem rechtzeitig von strategisch nicht wichtigen Beteiligungen getrennt“, sagt Jacobo Pascual, Analyse-Chef von Dresdner Kleinwort Wasserstein in Madrid. Dadurch konnten sie hohe Verkaufserlöse realisieren. Die deutschen Großbanken haben hingegen gewartet, bis der Verkauf von Aktienpaketen nicht mehr besteuert wurde. Jetzt zahlen sie zwar keine Steuern, doch die Preise für ihre Beteiligungen sind auf einen Bruchteil geschrumpft. Schon bald kann neuer Schwung in den Konzentrationsprozess unter Spaniens Banken kommen. Nach den neuen Sparkassengesetzen dürfen die rund 50 Cajas, die derzeit private Institute mit einem öffentlichen Zweck sind, demnächst stimmrechtslose Anteilsscheine ausgeben. Zunächst darf zwar ein einzelner Eigentümer nicht mehr als fünf Prozent der Anteile besitzen. Doch bald dürfte diese Grenze fallen, und dann könnten SCH und BBVA zuschlagen.

Erweckte Italiener Neue Gesetze wirbelten auch die italienische Bankenwelt durcheinander. Der Wirtschaftsprofessor und damalige Schatzminister Giuliano Amato verordnete den öffentlichen Instituten 1990 die Transformation in Aktiengesellschaften. Damit erweckte Amato den Bankenmarkt, den er gerne als „versteinerten Wald“ bezeichnete, zu neuem Leben. Bis dahin kontrollierte die öffentliche Hand 80 Prozent der Geldbranche, die aus strikt getrennten lokal agierenden Sparkassen und Kreditgenossenschaften sowie einigen wenigen Privatbanken bestand. Eine Situation, wie sie 13 Jahre später noch immer den deutschen Finanzmarkt prägt. Mit 39 Jahren zum Bankchef In der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre geschah in Italien, wogegen sich die Branche, die Parteien und der Staat jahrzehntelang gesperrt hatten: Umstrukturierungen, Allianzen und Zusammenschlüssse. Banca Intesa, Unicredito, Capitalia und San Paolo-Imi, die vier größten unter Italiens Banken, sind allesamt aus der Kombination verschiedener Banktypen hervorgegangen. Besonders zielstrebig trieb der heutige Unicredito-Chef Profumo, der mit 39 Jahren zum jüngsten Bankchef aller Zeiten wurde, die Reform voran. Kaum hatte der junge Mann das Kommando beim frisch privatisierten Credito Italiano übernommen, lancierte er das allererste bedeutende Übernahmeangebot an eine italienische Bank – das Signal zum kollektiven Aufbruch. Genossenschaften werden umgewandelt Drei Jahre später zog der Vorbildbanker mit der Verschmelzung von zwei Kreditinstituten und fünf Sparkassen die bisher größte Finanzfusion Italiens durch. In Deutschland wäre eine solche Kombination entstanden, wenn die Bayerische Vereinsbank nicht nur die Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank, sondern auch die Sparkassen in Hamburg, Köln, Frankfurt, Hannover und München vereint hätte. Seine Erfahrungen kann Profumo bald in einer neuen Fusionswelle anwenden. Die italienische Regierung plant, die Genossenschaften in Aktiengesellschaften umzuwandeln und die Bündelung von Stimmen zuzulassen. Das wird die letzten Sektorgrenzen einreißen und die Konsolidierung anheizen.

Und die Deutschen? In Deutschland bleiben Privatbanken, Sparkassen und Kreditgenossenschaften noch immer schön unter sich. Allein die Großbanken wagen verbale Vorstöße. Wenn es um Taten geht, schrecken aber auch sie zurück. „Warum eigentlich hat keine deutsche Großbank für die Bankgesellschaft Berlin geboten?“, fragt die „Börsen-Zeitung“. Der Käufer hätte damit die Berliner Sparkasse kaufen und in den öffentlichen Sektor eindringen können. Die Deutschen haben selbst nie getrieben Statt die Zäune zwischen den drei Sektoren niederzureißen, werden sie an der Spitze mit Stachdraht versehen. Konsolidierungen finden nur innerhalb der gesicherten Grenzen statt. Doch es gab kaum Versuche, verschiedene Rechtsformen unter einem Dach zu vereinen. Die Bankgesellschaft Berlin, in der erstmals private und öffentlich-rechtliche Einheiten verbunden waren, ging baden. Nicht nur das Management versagte, es fehlen auch die rechtlichen Voraussetzungen. „Den deutschen Kreditinstituten muss es offensichtlich erst noch schlechter gehen, damit jemand den Mut zu durchgreifenden Reformen findet“, fürchtet der Frankfurter Unternehmensberater Christoph Pape. Viel spricht dafür, dass die deutschen Banken noch weiter zurückfallen, da die europäischen Konkurrenten nun über die Grenzen schauen. Banesto-Präsidentin Ana Patricia Botín erwartet länderübergreifende Fusionen, sobald die Konjunktur in Europa wieder anspringt (siehe Interview). Eine wichtige Rolle will dabei auch Unicredito-Chef Profumo spielen. Sein Wissen aus Zukäufen und Restrukturierungen in Italien hat er schon zu Akquisitionen in Osteuropa genutzt. Jetzt rückt Westeuropa in seinen Fokus. Weil die Deutschen selbst nie wirklich getrieben haben, steht zu befürchten, dass Briten, Franzosen, Spanier und Italiener sie bald noch viel heftiger vor sich hertreiben werden.

Mutige Franzosen Das Land schlittert in eine Rezession, internationale Investoren suchen das Weite, die Rentabilität der Banken rutscht in den Keller. Deutschland heute? Nein, Frankreich Ende der Achtzigerjahre. Damals war im Nachbarland der private Bankensektor praktisch tot – das Ergebnis einer verfehlten Wirtschaftspolitik. Ausgerechnet der Sozialist François Mitterrand schaffte die Wende. Die staatlichen Institute wurden privatisiert, die Sparkassen in Genossenschaften umgewandelt. Mitterrands Reformen haben fest zementierte Denkmuster aufgelöst. Innerhalb von zehn Jahren halbierte sich die Zahl der Institute in Frankreich nahezu. Spektakulär war die feindliche Übernahme der Banque Paribas durch die Banque Nationale de Paris (BNP). Die fusionierte BNP Paribas gab sich damit nicht zufrieden und bot für den Crédit Lyonnais. Doch das Rennen machte diesmal der Crédit Agricole, die genossenschaftliche Zentralbank Frankreichs. Fusionen: Nicht zulasten der Kunden und Mitarbeiter Damit entsteht eine Verbindung, die in Deutschland noch völlig unvorstellbar ist. Die entsprechende deutsche Konstellation wäre die Übernahme einer börsennotierten Westdeutschen Landesbank (WestLB) in Düsseldorf durch das genossenschaftliche Spitzeninstitut, die Frankfurter DZ-Bank. In Frankreich verhindern Staat und Gewerkschaften nach Mega-Zusammenschlüssen brutale Massenentlassungen und die radikalen Filialschließungen. Die Bankchefs, fast alles Schüler der Kaderschmiede Ena und ehemalige Elitebeamte des Staates, achten darauf, dass Fusionen nicht einseitig zulasten der Kunden und Mitarbeiter gehen. Vorbild Großbritannien Die Franzosen reagieren auf die Erfahrungen in Großbritannien. Auf der Insel setzte der Fusionsprozess früh ein. Bereits 1992 übernahm die Hongkong and Shanghai Banking Corporation (HSBC) die Midland Bank und setzte sich so an die Spitze der britischen Banken. Die Position hat sie bis heute behauptet. Vier Jahre später ging Lloyds TSB aus der Vereinigung von Lloyds Bank mit der Trustee Savings Bank hervor. Dann ging es Schlag auf Schlag. 2000 übernahm die Royal Bank of Scotland die National Westminster. Zeitgleich kaufte die Barclays Bank die Bausparkasse Woolwich. Im vergangenen Jahr entstand schließlich die Halifax Bank of Scotland aus der Hypothekenbank Halifax und dem Retailinstitut Bank of Scotland. Die fünf großen Briten schaffen die höchste Eigenkapitalrendite in Europa. Sie erzielen jährlich eine Verzinsung von mehr als 26 Prozent. Das ist fünfmal mehr, als der Schnitt der deutschen Institute erreicht.

Credit Unions kümmern sich um Einkommenschwache Die hohe Konzentration in London und Umgebung hat aber auch negative Folgen. Ein Bericht des britischen Finanzministeriums stellte im Jahr 2000 eine Benachteiligung von Geringverdienern und von Mittelständlern in strukturschwachen Gebieten fest. Da die Banken dort nur wenig verdienen können, schließen sie ihre Filialen. Die entstandenen Lücken sollen – zumindest in der Theorie – durch Banking per Telefon oder Internet geschlossen werden. Mittlerweile kümmern sich so genannte Credit Unions, die gemeinnützig arbeiten, vermehrt um die einkommenschwachen Arbeiter und Unternehmer. Kämpferische Spanier Dass eine Konzentration im Finanzsektor nicht zwangsläufig zulasten der Kunden gehen muss, zeigt das Beispiel Spanien. Obwohl die Cajas, die spanischen Sparkassen, eine starke Stellung haben, setzen beide Madrider Großbanken – Santander Central Hispano (SCH) und Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA) – konsequent auf das Geschäft mit privaten Kunden und Firmen. SCH und BBVA beherrschen heute zusammen rund 40 Prozent des heimischen Marktes. Das ist das Ergebnis eines erbitterten Kampfes, den sich der SCH-Chef Emilio Botín und der frühere BBVA-Chef Emilio Ybarra in den Neunzigerjahren geliefert haben. „Der Krieg der Emilios“, wie er in der Boulevardpresse genannt wurde, ging unentschieden aus. Allerdings zum Vorteil beider Institute – SCH und BBVA, die jeweils aus drei Instituten hervorgingen, gehören heute zu den rentabelsten Banken Europas. Die fünf größten Banken Spaniens sind mit einer Eigenkapitalrendite von knapp 24 Prozent fast so renditestark wie die Briten. Spaniens Banken vor Konzentrationsprozess Die Strategie der Emilios war sehr ähnlich. Sie investierten nur in Geschäfte und Regionen, die sie aus eigener Erfahrung gut kannten. „Sie haben sich zudem rechtzeitig von strategisch nicht wichtigen Beteiligungen getrennt“, sagt Jacobo Pascual, Analyse-Chef von Dresdner Kleinwort Wasserstein in Madrid. Dadurch konnten sie hohe Verkaufserlöse realisieren. Die deutschen Großbanken haben hingegen gewartet, bis der Verkauf von Aktienpaketen nicht mehr besteuert wurde. Jetzt zahlen sie zwar keine Steuern, doch die Preise für ihre Beteiligungen sind auf einen Bruchteil geschrumpft. Schon bald kann neuer Schwung in den Konzentrationsprozess unter Spaniens Banken kommen. Nach den neuen Sparkassengesetzen dürfen die rund 50 Cajas, die derzeit private Institute mit einem öffentlichen Zweck sind, demnächst stimmrechtslose Anteilsscheine ausgeben. Zunächst darf zwar ein einzelner Eigentümer nicht mehr als fünf Prozent der Anteile besitzen. Doch bald dürfte diese Grenze fallen, und dann könnten SCH und BBVA zuschlagen.

Erweckte Italiener Neue Gesetze wirbelten auch die italienische Bankenwelt durcheinander. Der Wirtschaftsprofessor und damalige Schatzminister Giuliano Amato verordnete den öffentlichen Instituten 1990 die Transformation in Aktiengesellschaften. Damit erweckte Amato den Bankenmarkt, den er gerne als „versteinerten Wald“ bezeichnete, zu neuem Leben. Bis dahin kontrollierte die öffentliche Hand 80 Prozent der Geldbranche, die aus strikt getrennten lokal agierenden Sparkassen und Kreditgenossenschaften sowie einigen wenigen Privatbanken bestand. Eine Situation, wie sie 13 Jahre später noch immer den deutschen Finanzmarkt prägt. Mit 39 Jahren zum Bankchef In der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre geschah in Italien, wogegen sich die Branche, die Parteien und der Staat jahrzehntelang gesperrt hatten: Umstrukturierungen, Allianzen und Zusammenschlüssse. Banca Intesa, Unicredito, Capitalia und San Paolo-Imi, die vier größten unter Italiens Banken, sind allesamt aus der Kombination verschiedener Banktypen hervorgegangen. Besonders zielstrebig trieb der heutige Unicredito-Chef Profumo, der mit 39 Jahren zum jüngsten Bankchef aller Zeiten wurde, die Reform voran. Kaum hatte der junge Mann das Kommando beim frisch privatisierten Credito Italiano übernommen, lancierte er das allererste bedeutende Übernahmeangebot an eine italienische Bank – das Signal zum kollektiven Aufbruch. Genossenschaften werden umgewandelt Drei Jahre später zog der Vorbildbanker mit der Verschmelzung von zwei Kreditinstituten und fünf Sparkassen die bisher größte Finanzfusion Italiens durch. In Deutschland wäre eine solche Kombination entstanden, wenn die Bayerische Vereinsbank nicht nur die Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank, sondern auch die Sparkassen in Hamburg, Köln, Frankfurt, Hannover und München vereint hätte. Seine Erfahrungen kann Profumo bald in einer neuen Fusionswelle anwenden. Die italienische Regierung plant, die Genossenschaften in Aktiengesellschaften umzuwandeln und die Bündelung von Stimmen zuzulassen. Das wird die letzten Sektorgrenzen einreißen und die Konsolidierung anheizen.

Und die Deutschen? In Deutschland bleiben Privatbanken, Sparkassen und Kreditgenossenschaften noch immer schön unter sich. Allein die Großbanken wagen verbale Vorstöße. Wenn es um Taten geht, schrecken aber auch sie zurück. „Warum eigentlich hat keine deutsche Großbank für die Bankgesellschaft Berlin geboten?“, fragt die „Börsen-Zeitung“. Der Käufer hätte damit die Berliner Sparkasse kaufen und in den öffentlichen Sektor eindringen können. Die Deutschen haben selbst nie getrieben Statt die Zäune zwischen den drei Sektoren niederzureißen, werden sie an der Spitze mit Stachdraht versehen. Konsolidierungen finden nur innerhalb der gesicherten Grenzen statt. Doch es gab kaum Versuche, verschiedene Rechtsformen unter einem Dach zu vereinen. Die Bankgesellschaft Berlin, in der erstmals private und öffentlich-rechtliche Einheiten verbunden waren, ging baden. Nicht nur das Management versagte, es fehlen auch die rechtlichen Voraussetzungen. „Den deutschen Kreditinstituten muss es offensichtlich erst noch schlechter gehen, damit jemand den Mut zu durchgreifenden Reformen findet“, fürchtet der Frankfurter Unternehmensberater Christoph Pape. Viel spricht dafür, dass die deutschen Banken noch weiter zurückfallen, da die europäischen Konkurrenten nun über die Grenzen schauen. Banesto-Präsidentin Ana Patricia Botín erwartet länderübergreifende Fusionen, sobald die Konjunktur in Europa wieder anspringt (siehe Interview). Eine wichtige Rolle will dabei auch Unicredito-Chef Profumo spielen. Sein Wissen aus Zukäufen und Restrukturierungen in Italien hat er schon zu Akquisitionen in Osteuropa genutzt. Jetzt rückt Westeuropa in seinen Fokus. Weil die Deutschen selbst nie wirklich getrieben haben, steht zu befürchten, dass Briten, Franzosen, Spanier und Italiener sie bald noch viel heftiger vor sich hertreiben werden.

Mutige Franzosen Das Land schlittert in eine Rezession, internationale Investoren suchen das Weite, die Rentabilität der Banken rutscht in den Keller. Deutschland heute? Nein, Frankreich Ende der Achtzigerjahre. Damals war im Nachbarland der private Bankensektor praktisch tot – das Ergebnis einer verfehlten Wirtschaftspolitik. Ausgerechnet der Sozialist François Mitterrand schaffte die Wende. Die staatlichen Institute wurden privatisiert, die Sparkassen in Genossenschaften umgewandelt. Mitterrands Reformen haben fest zementierte Denkmuster aufgelöst. Innerhalb von zehn Jahren halbierte sich die Zahl der Institute in Frankreich nahezu. Spektakulär war die feindliche Übernahme der Banque Paribas durch die Banque Nationale de Paris (BNP). Die fusionierte BNP Paribas gab sich damit nicht zufrieden und bot für den Crédit Lyonnais. Doch das Rennen machte diesmal der Crédit Agricole, die genossenschaftliche Zentralbank Frankreichs. Fusionen: Nicht zulasten der Kunden und Mitarbeiter Damit entsteht eine Verbindung, die in Deutschland noch völlig unvorstellbar ist. Die entsprechende deutsche Konstellation wäre die Übernahme einer börsennotierten Westdeutschen Landesbank (WestLB) in Düsseldorf durch das genossenschaftliche Spitzeninstitut, die Frankfurter DZ-Bank. In Frankreich verhindern Staat und Gewerkschaften nach Mega-Zusammenschlüssen brutale Massenentlassungen und die radikalen Filialschließungen. Die Bankchefs, fast alles Schüler der Kaderschmiede Ena und ehemalige Elitebeamte des Staates, achten darauf, dass Fusionen nicht einseitig zulasten der Kunden und Mitarbeiter gehen. Vorbild Großbritannien Die Franzosen reagieren auf die Erfahrungen in Großbritannien. Auf der Insel setzte der Fusionsprozess früh ein. Bereits 1992 übernahm die Hongkong and Shanghai Banking Corporation (HSBC) die Midland Bank und setzte sich so an die Spitze der britischen Banken. Die Position hat sie bis heute behauptet. Vier Jahre später ging Lloyds TSB aus der Vereinigung von Lloyds Bank mit der Trustee Savings Bank hervor. Dann ging es Schlag auf Schlag. 2000 übernahm die Royal Bank of Scotland die National Westminster. Zeitgleich kaufte die Barclays Bank die Bausparkasse Woolwich. Im vergangenen Jahr entstand schließlich die Halifax Bank of Scotland aus der Hypothekenbank Halifax und dem Retailinstitut Bank of Scotland. Die fünf großen Briten schaffen die höchste Eigenkapitalrendite in Europa. Sie erzielen jährlich eine Verzinsung von mehr als 26 Prozent. Das ist fünfmal mehr, als der Schnitt der deutschen Institute erreicht.

Credit Unions kümmern sich um Einkommenschwache Die hohe Konzentration in London und Umgebung hat aber auch negative Folgen. Ein Bericht des britischen Finanzministeriums stellte im Jahr 2000 eine Benachteiligung von Geringverdienern und von Mittelständlern in strukturschwachen Gebieten fest. Da die Banken dort nur wenig verdienen können, schließen sie ihre Filialen. Die entstandenen Lücken sollen – zumindest in der Theorie – durch Banking per Telefon oder Internet geschlossen werden. Mittlerweile kümmern sich so genannte Credit Unions, die gemeinnützig arbeiten, vermehrt um die einkommenschwachen Arbeiter und Unternehmer. Kämpferische Spanier Dass eine Konzentration im Finanzsektor nicht zwangsläufig zulasten der Kunden gehen muss, zeigt das Beispiel Spanien. Obwohl die Cajas, die spanischen Sparkassen, eine starke Stellung haben, setzen beide Madrider Großbanken – Santander Central Hispano (SCH) und Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA) – konsequent auf das Geschäft mit privaten Kunden und Firmen. SCH und BBVA beherrschen heute zusammen rund 40 Prozent des heimischen Marktes. Das ist das Ergebnis eines erbitterten Kampfes, den sich der SCH-Chef Emilio Botín und der frühere BBVA-Chef Emilio Ybarra in den Neunzigerjahren geliefert haben. „Der Krieg der Emilios“, wie er in der Boulevardpresse genannt wurde, ging unentschieden aus. Allerdings zum Vorteil beider Institute – SCH und BBVA, die jeweils aus drei Instituten hervorgingen, gehören heute zu den rentabelsten Banken Europas. Die fünf größten Banken Spaniens sind mit einer Eigenkapitalrendite von knapp 24 Prozent fast so renditestark wie die Briten. Spaniens Banken vor Konzentrationsprozess Die Strategie der Emilios war sehr ähnlich. Sie investierten nur in Geschäfte und Regionen, die sie aus eigener Erfahrung gut kannten. „Sie haben sich zudem rechtzeitig von strategisch nicht wichtigen Beteiligungen getrennt“, sagt Jacobo Pascual, Analyse-Chef von Dresdner Kleinwort Wasserstein in Madrid. Dadurch konnten sie hohe Verkaufserlöse realisieren. Die deutschen Großbanken haben hingegen gewartet, bis der Verkauf von Aktienpaketen nicht mehr besteuert wurde. Jetzt zahlen sie zwar keine Steuern, doch die Preise für ihre Beteiligungen sind auf einen Bruchteil geschrumpft. Schon bald kann neuer Schwung in den Konzentrationsprozess unter Spaniens Banken kommen. Nach den neuen Sparkassengesetzen dürfen die rund 50 Cajas, die derzeit private Institute mit einem öffentlichen Zweck sind, demnächst stimmrechtslose Anteilsscheine ausgeben. Zunächst darf zwar ein einzelner Eigentümer nicht mehr als fünf Prozent der Anteile besitzen. Doch bald dürfte diese Grenze fallen, und dann könnten SCH und BBVA zuschlagen.

Erweckte Italiener Neue Gesetze wirbelten auch die italienische Bankenwelt durcheinander. Der Wirtschaftsprofessor und damalige Schatzminister Giuliano Amato verordnete den öffentlichen Instituten 1990 die Transformation in Aktiengesellschaften. Damit erweckte Amato den Bankenmarkt, den er gerne als „versteinerten Wald“ bezeichnete, zu neuem Leben. Bis dahin kontrollierte die öffentliche Hand 80 Prozent der Geldbranche, die aus strikt getrennten lokal agierenden Sparkassen und Kreditgenossenschaften sowie einigen wenigen Privatbanken bestand. Eine Situation, wie sie 13 Jahre später noch immer den deutschen Finanzmarkt prägt. Mit 39 Jahren zum Bankchef In der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre geschah in Italien, wogegen sich die Branche, die Parteien und der Staat jahrzehntelang gesperrt hatten: Umstrukturierungen, Allianzen und Zusammenschlüssse. Banca Intesa, Unicredito, Capitalia und San Paolo-Imi, die vier größten unter Italiens Banken, sind allesamt aus der Kombination verschiedener Banktypen hervorgegangen. Besonders zielstrebig trieb der heutige Unicredito-Chef Profumo, der mit 39 Jahren zum jüngsten Bankchef aller Zeiten wurde, die Reform voran. Kaum hatte der junge Mann das Kommando beim frisch privatisierten Credito Italiano übernommen, lancierte er das allererste bedeutende Übernahmeangebot an eine italienische Bank – das Signal zum kollektiven Aufbruch. Genossenschaften werden umgewandelt Drei Jahre später zog der Vorbildbanker mit der Verschmelzung von zwei Kreditinstituten und fünf Sparkassen die bisher größte Finanzfusion Italiens durch. In Deutschland wäre eine solche Kombination entstanden, wenn die Bayerische Vereinsbank nicht nur die Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank, sondern auch die Sparkassen in Hamburg, Köln, Frankfurt, Hannover und München vereint hätte. Seine Erfahrungen kann Profumo bald in einer neuen Fusionswelle anwenden. Die italienische Regierung plant, die Genossenschaften in Aktiengesellschaften umzuwandeln und die Bündelung von Stimmen zuzulassen. Das wird die letzten Sektorgrenzen einreißen und die Konsolidierung anheizen.

Und die Deutschen? In Deutschland bleiben Privatbanken, Sparkassen und Kreditgenossenschaften noch immer schön unter sich. Allein die Großbanken wagen verbale Vorstöße. Wenn es um Taten geht, schrecken aber auch sie zurück. „Warum eigentlich hat keine deutsche Großbank für die Bankgesellschaft Berlin geboten?“, fragt die „Börsen-Zeitung“. Der Käufer hätte damit die Berliner Sparkasse kaufen und in den öffentlichen Sektor eindringen können. Die Deutschen haben selbst nie getrieben Statt die Zäune zwischen den drei Sektoren niederzureißen, werden sie an der Spitze mit Stachdraht versehen. Konsolidierungen finden nur innerhalb der gesicherten Grenzen statt. Doch es gab kaum Versuche, verschiedene Rechtsformen unter einem Dach zu vereinen. Die Bankgesellschaft Berlin, in der erstmals private und öffentlich-rechtliche Einheiten verbunden waren, ging baden. Nicht nur das Management versagte, es fehlen auch die rechtlichen Voraussetzungen. „Den deutschen Kreditinstituten muss es offensichtlich erst noch schlechter gehen, damit jemand den Mut zu durchgreifenden Reformen findet“, fürchtet der Frankfurter Unternehmensberater Christoph Pape. Viel spricht dafür, dass die deutschen Banken noch weiter zurückfallen, da die europäischen Konkurrenten nun über die Grenzen schauen. Banesto-Präsidentin Ana Patricia Botín erwartet länderübergreifende Fusionen, sobald die Konjunktur in Europa wieder anspringt (siehe Interview). Eine wichtige Rolle will dabei auch Unicredito-Chef Profumo spielen. Sein Wissen aus Zukäufen und Restrukturierungen in Italien hat er schon zu Akquisitionen in Osteuropa genutzt. Jetzt rückt Westeuropa in seinen Fokus. Weil die Deutschen selbst nie wirklich getrieben haben, steht zu befürchten, dass Briten, Franzosen, Spanier und Italiener sie bald noch viel heftiger vor sich hertreiben werden.

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