
Es ist der wichtigste Auftritt von Philipp Humm. An diesem Donnerstag präsentiert der neue Chef von T-Mobile USA zusammen mit Telekom-Chef René Obermann in New York die neue Wachstumsstrategie für das US-Geschäft. Humm steht vor einer schwierigen Aufgabe: Schicke Smartphones, schnellere Netze und zusätzliche Vertriebskanäle sollen dafür sorgen, dass T-Mobile als Nummer vier auf dem amerikanischen Markt gegenüber den zwei Marktführern Verizon und AT&T aufholt.
Humm genießt zwar Obermanns Vertrauen. Aber Insider bezweifeln, ob der 51-Jährige der richtige Mann für die heikle Mission ist. Er gilt als Unternehmertyp, der gerne zu unkonventionellen Methoden greift. Als T-Mobile-Chef in Deutschland (2005 bis 2008) war er mitverantwortlich für den Verlust von bis zu 20 Millionen Kundendaten. In diese Zeit fällt auch der Vorgang, den das Bundeskartellamt seit November 2010 untersucht. Es ermittelt, ob es wettbewerbswidrige Absprachen mit den Konkurrenten Debitel und Freenet gab (WirtschaftsWoche 44/2010).
Humm köderte exklusive Vertriebspartner mit zum Teil äußerst üppigen Zusagen, die schon Gegenstand interner Ermittlungen waren. So garantierte er im März 2006 der Verlagsgruppe Weltbild eine Mindestprovision in Höhe von 5,75 Millionen Euro. T-Mobile hatte vertraglich zugesagt, die Provision sogar dann zu zahlen, wenn kein einziger Mobilfunkvertrag abgeschlossen worden wäre. Nach einem anonymen Hinweis beanstandete die konzerninterne Revision die Garantieprovision wegen „nicht ausreichender Maßnahmen zur Risikoabsicherung“, wie es in dem Revisionsbericht heißt, der der WirtschaftsWoche vorliegt. Die Kooperation erwies sich als Flop. Weltbild verkaufte nur knapp zehn Prozent der geplanten 135.000 Mobilfunkverträge. Die Kooperation wurde Ende 2006 beendet. Im Aufhebungsvertrag sicherte T-Mobile Weltbild die Zahlung von 4,4 Millionen Euro zu.
Als „besonders kritisch“ sah die Revision auch „die Inkaufnahme eines Interessenkonflikts“ an. Denn Teil der Kooperation war laut Revisionsbericht ein „fragwürdiger Beratervertrag“ mit der DMC Direct-Marketing-Consulting, die damals zu 50 Prozent in Besitz von Weltbild war. Der heute noch dort tätige Berater Lothar Hunsel war von 1994 bis 1997 Chef von T-Mobile. Er fädelte den Weltbild-Deal mit Humm ein. Die Telekom weist die Vorwürfe zurück: „Die Kooperation mit Weltbild war eine unternehmerische Risikoentscheidung, die von mehreren Managern ausgestaltet und von der Geschäftsführung genehmigt wurde. Es wurde kein Fehlverhalten festgestellt.“