Deutsche Telekom Sorgenkind T-Systems soll von Krise profitieren

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T-Systems Großkunde Deutsche Quelle: dpa

Die Post ist typisch für Konzerne, die gerade die Auslagerung ihrer IT- und Kommunikationsabteilungen planen. Von der ersten Idee bis zur endgültigen Auftragsvergabe kann mehr als ein Jahr ins Land ziehen. Und auch dann ist nicht sicher, dass es dabei bleibt. Im Frühjahr 2008 hatte der gelbe Riese den Betrieb der Rechenzentren an Hewlett-Packard vergeben und machte dann doch einen Rückzieher. Die bereits beschlossene Auslagerung erschien plötzlich als zu riskant.

Auch für die Telekommunikation suchte Bourne zuerst einen globalen Partner. Doch der Plan scheiterte an seiner Komplexität und nationalen Eigenarten. Das Optimierungsprogramm der Post sieht jetzt weitere, in überschaubare Teilbereiche zerstückelte Ausschreibungen vor für die Auslands-Töchter in den USA, Südamerika (plus Kanada), Asien/Pazifik und den Entwicklungsländern sowie die Auslagerung der angeschlossenen Rechenzentren.

Showdown zwischen T-Systems und Telefónica

In fünf Jahren, wenn die jetzt abgeschlossenen Verträge auslaufen, will Bourne seinen zweiten Versuch starten, alle Infrastrukturen und Rechenzentren komplett einem globalen Partner anzuvertrauen. Dann kommt es zum ultimativen Showdown zwischen T-Systems und Telefónica.

Ortstermin München-Feldmoching, Weltkriegsbunker auf dem Werksgelände des Flugzeugmotorenbauers MTU, Dachauerstraße 665. Ein bisschen Stolz schwingt mit, wenn Herbert Schäffel die vier Meter dicke Mauer zeigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg habe man versucht, den Bunker zu sprengen, erzählt der T-Systems-Manager. Doch jedes Mal sei die Mauer stehen geblieben.

Der Betonklotz beherbergt eines der sechs Hochsicherheits-Rechenzentren von T-Systems in Deutschland. Fast täglich kommen IT-Manager von potenziellen Großkunden vorbei, um sich davon zu überzeugen, dass den hier abgelegten Daten und Programmen nichts zustoßen kann. Der Flugzeugbauer Airbus steuert von hier aus seine Produktionsprozesse. Auch die für die Autobahn-Maut ermittelten Verkehrsdaten von Toll Collect werden hier ausgewertet.

Im Bunker vollzieht sich gerade eine stille Revolution. Die bisherige technische Trennung zwischen Telefon-, Daten- und Mobilfunknetzen wird aufgehoben. Alle Terminals – vom PC bis zum Handy – hängen an einem internet-basierten Universalnetz, das auch die Rechenzentren miteinander verbindet. Sämtliche Geschäftsprozesse – vom Bestellen bis zum Ausliefern – sollen schneller und effizienter erledigt werden, weil Mitarbeiter nicht nur vom eigenen PC, sondern auch von unterwegs jeden Vorgang verfolgen und eingreifen können. Selbst spezielle Programme sind nicht mehr im Unternehmen, sondern in fernen Rechenzentren hinterlegt und werden – im Extremfall in Echtzeit – bei Bedarf abgerufen. Die Leistung kommt aus dem Netz, die Kunden bezahlen nur, was sie tatsächlich nutzen und kappen so ihre Fixkosten.

Dabei darf es keine Wartezeiten geben. „Unser schwierigster Auftrag war“, berichtet Ulrich Meister, Leiter Systemintegration bei T-Systems, „als ein Großunternehmen mehrere Millionen Dokumente an jedem Arbeitsplatz binnen einer Sekunde zugreifbar machen wollte.“

Für Unternehmen wird die Beschleunigung solcher Geschäftsprozesse überlebenswichtig. Wenn etwa Autohersteller wie Daimler wirklich bis Mitte des kommenden Jahrzehnts kohlendioxidarme Autos entsprechend den EU-Vorgaben auf den Markt bringen wollen, muss der Konzern völlig neue Formen der standortübergreifenden Zusammenarbeit ermöglichen, ist T-Systems-Chef Clemens überzeugt: „In den sonst in der Autoindustrie üblichen Innovationszyklen von sieben Jahren ist das nicht mehr schaffen.“

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