20 Jahre nach der Holzmann-Pleite Das Ende einer Bauruine

Baukran der Holzmann AG vor dem Bau des Reichstags in Berlin 1997. Quelle: imago images

Es war einer der spektakulärsten Konzernzusammenbrüche in Deutschland, als der Baukonzern Philipp Holzmann 2002 Insolvenz anmeldete. Nun wird der Unternehmensname wohl endgültig verschwinden – auch von der Börse.

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Zwanzig Jahre nach der Milliardenpleite des Baukonzerns Philipp Holzmann AG soll das Unternehmen aus dem Handelsregister gestrichen werden, berichtet die WirtschaftsWoche. Demnach beabsichtigt das Amtsgericht Frankfurt am Main, die Gesellschaft „von Amts wegen“ zu löschen. Dies geht aus einer „Löschungsankündigung“ des Gerichts hervor. Das Amtsgericht Frankfurt bestätigte die Informationen. Der Unternehmensname Philipp Holzmann, der für die spektakulärste Baupleite Deutschlands steht, dürfte damit bald endgültig aus dem Geschäftsleben verschwinden – und wohl auch vom Kurszettel an der Düsseldorfer Börse. 

Der schlecht gemanagte Traditionskonzern hatte nach mehreren Rettungsversuchen am 21. März 2002 in Frankfurt Insolvenz angemeldet. Ein Rettungsplan der Banken inklusive einer Bundesbürgschaft, für die sich der damalige Bundeskanzler Gerd Schröder (SPD) stark gemacht hatte, griff nicht.

„Es war eine der größten Bauinsolvenzen in Deutschland“, erinnert sich der frühere Holzmann-Insolvenzverwalter Ottmar Hermann an den Fall. „Ein Mammutverfahren, bei dem mehr als 550 Tochter- und Enkelgesellschaften zunächst weitergeführt und später verkauft oder stillgelegt werden mussten“, so Hermann. Über 100 Baustellen seien während des Verfahrens weitergeführt worden.

Von den rund 23.000 Arbeitsplätzen zum Insolvenzzeitpunkt blieb Hermann zufolge ein Großteil beim Verkauf profitbringender Konzernteile wie etwa der Deutschen Asphalt erhalten. „Der Philipp-Holzmann-Konzern war in seiner Gesamtstruktur nicht überlebensfähig“, sagt Hermann. „Aber es ist gelungen, für wichtige Tochtergesellschaften neue Eigentümer zu finden, Arbeitsplätze zu erhalten und für die Gläubiger ein sehr ordentliches Ergebnis zu erzielen.“ Nach früheren Angaben wurden ihnen insgesamt rund 18,3 Prozent ihrer Forderungen erstattet. Inzwischen sei das Insolvenzverfahren „vollständig abgeschlossen“, sagt Hermann.

Holzmann erstellte Großprojekte wie das Hamburger Rathaus  

Das Verfahren zur Löschung der Philipp Holzmann AG sei erst jetzt eröffnet worden, weil „das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Gesellschaft zwar schon 2018 aufgehoben wurde, jedoch noch Nachtragsverteilungen erforderlich waren“, teilt eine Gerichtssprecherin mit. 

Kommt es zur Löschung, hat dies Folgen für die Aktiennotierung der Philipp Holzmann AG. Bis heute können Aktien des Unternehmens über die Börse Düsseldorf gehandelt werden. Eine Sprecherin der Börse will sich zum konkreten Fall nicht äußern. „In vergleichbaren Fällen wurde allerdings ein Delisting vorgenommen“, teilt sie mit. 

Insolvenzverwalter verzichten oft auf eine aktive Löschung des Aktienlistings, da dies mit zusätzlichen Kosten verbunden ist. 

Der Baukonzern mit dem weißen H auf rotem Grund hat weltweit zahlreiche Großprojekte erstellt. Bereits um die Wende zum 20. Jahrhundert hatten sich die Holzmänner – angestoßen vom Dauerpartner Deutsche Bank – auf das internationale Parkett gewagt und mit dem Bau der Bagdad-Bahn den Grundstein ihres langjährigen Erfolges gelegt. Es folgten Stadien, Brücken, Häfen und Kraftwerke in aller Welt, auch in Deutschland. Bauten wie das Hamburger Rathaus, die Alte Oper in Frankfurt, der Nord-Ostseekanal oder der Hindenburgdamm nach Sylt zählen zu den bekanntesten Holzmann-Projekten. 

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Anders als viele Wettbewerber investierte Holzmann Gewinne in den 1990er-Jahren aber nicht in die Restrukturierung und finanzierte weltweit waghalsige Projekte auf eigenes Risiko. Folge waren hohe Schulden und Verluste.

Mehr zum Thema: Detailauswertungen des Insolvenzverwalter-Rankings zeigen, welche Verwalter die umsatzstärksten Insolvenzfälle betreut haben – und wer die meisten Verfahren bearbeitet hat.

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