Vor Jahren schwiegen Topmanager es lieber tot, wenn sie Berater engagierten. Zu groß war die Sorge, man würde sich das Maul über sie zerreißen, sie ließen andere Probleme lösen, für deren Lösung sie als Firmenchef doch schließlich schon bezahlt würden. „Heute ist diese Angst der Erkenntnis gewichen, dass viele Herausforderungen viel zu groß und komplex sind, als das sie von einem Mann an der Spitze gelöst werden könnten“, sagt Thomas Becker, Marketingchef der Managementberatung A.T. Kearney. „Unsere Kunden ewarten von uns nach wie vor höchste Diskretion. Wenn aber einer unserer Partner, mit dem sie lange zusammenarbeiten, sie bittet, über einzelne Projekte berichten zu können, sind Kunden heute tendenziell dazu häufiger bereit“, so Becker.
Der Mut zur mehr Transparenz hat mehrere Ursachen. Nicht wenige Manager engagieren namhafte Beratungen, um deutlich zu machen, dass zu treffende Entscheidungen unabwendbar sind. Die symbolische Strahlkraft der Marke McKinsey unterstreicht dabei besonders gut, dass man sich seine Sache gut überlegt hat. Nach dem Motto: „Es ist noch niemand gefeuert worden, weil er McKinsey eingekauft hat.“ Zugleich vermittelt sie den Prestige und soziale Zugehörigkeit.
„Im Trend liegen zurzeit vor allem Werbepartnerschaften zwischen Weltkonzernen und IT-Beratungs- und Softwarehäusern“, beobachtet Ed Haigh, Partner des auf den Beratungsmarkt spezialisierten Marktforschungsinstituts Source for Consulting aus London. In führenden Wirtschaftsmagazinen und auf Flughäfen rund um den Globus verkündet der weltgrößte Hersteller von Unternehmenssoftware SAP in Anzeigen und auf Plakaten,: Nestlé runs SAP, The North Face runs SAP. Porsche runs SAP = The Best-run businesses run SAP. Und auch Microsoft wirbt neuerdings mit seinen renommierten Kunden. Nach dem „Aston Martin´s ON Office 365“, wann ist Ihre Firma dran?
Doch mittelfristig werden auch Managementberatungen und gerade die frisch aufgestockten Beratungssparten der großen Wirtschaftsprüfer PwC, KPMG, EY und Deloitte nicht daran vorbeikommen, ihr Geschäftsmodell im Beratungsgeschäft auch durch die Veröffentlichung von Referenzbeispielen klarer herauszustreichen. „Anzeigenkampagnen wie von Accenture werden die Strategieberater nicht schalten“, prognostiziert Torsten Oltmanns, Marketingdirektor bei Roland Berger Strategy Consultants: „Doch an einer strategischeren Markenführung kommt zukünftig keine Unternehmensberatung mehr vorbei“. Auf einem Beratungsmarkt mit vielen neuen Spielern, immer härterem Wettbewerb und vermeintlich ähnlichen Angeboten böten Premium-Marken willkommene Orientierung. Oltmanns ist überzeugt: „Je internationaler das Geschäft wird, desto wichtiger werden eine klare Markenbotschaft und ein weltweit einheitlicher Auftritt“.
Berater mit Qualitätssiegel
Getrieben wird der neue Trend zur Veröffentlichung von Referenzprojekten vor allem von den vielen spezialisierten Beratungshäusern, die im Wettbewerb mit den Großen Punkte bei den Kunden sammeln wollen. Denn die Zahl der Unternehme4n wächst, die beim Beratungseinkauf nicht mehr nur auf den großen Namen achten, sondern sicher gehen wollen, dass sie für ihre Geld bei einem genau definierten Projekt auch die richtigen Fachberater einkaufen. Mit ihrem Wettbewerb Best of Consulting bringt die WirtschaftsWoche hier mehr Transparenz in den Markt. Doch nicht nur das: Mit der neuen Suchmaschine Consultingsearcher führen WirtschaftsWoche und das auf die Zertifizierung von Beratern spezialisierte Unternehmen Cardea erstmals ein praxistaugliches Qualitätssiegel in den intransparenten Beratermarkt ein. Über die Online-Datenbank können Unternehmen ab sofort die passende globale Beratungsfirma oder Nischenplayer für ein bestimmtes Projekt und für eine spezielle Aufgabenstellung finden.