Der irische Billigflieger Ryanair bringt sich bei deutschen Flughäfen als Alternative zu Air Berlin ins Gespräch. Der größte Konkurrenz der deutschen Billigairline kommt damit für sich genau im richtigen Moment: Bei Air Berlin kriselt es schon seit Wochen, doch Personalmangel führt jetzt Flugausfällen. Allein am Mittwoch hat Air Berlin knapp jeden zwanzigsten Flug streichen müssen. Betroffen seien 32 von insgesamt 696 Flügen, teilte das Unternehmen am Mittwochmittag mit. Grund seien Crew-Engpässe bei Tuifly, die zum Teil kurzfristig gemeldet würden.
Ryanair wittert seine Chance und macht bei einer eigens einberufenen Pressekonferenz auf sich aufmerksam - als Air-Berlin-Alternative: Wachstum im europäischen Flugverkehr werde „von Ryanair kommen“. Für Flughäfen sei es daher „ratsam“, den Kontakt zu Ryanair zu suchen, sagte der Chef des Operativen Geschäfts, David O'Brien, am Mittwoch in Nürnberg. Mehrere deutsche Flughäfen würden derzeit mit ihnen sprechen. Welche Flughäfen das sein sollen, wollte der Manager allerdings nicht sagen.
Die angeschlagene Fluggesellschaft Air Berlin steht vor einem tiefgreifenden Konzernumbau. Air Berlin will sich mit nur noch 75 Maschinen künftig auf das Geschäft von den beiden Drehkreuzen Berlin und Düsseldorf aus konzentrieren.
Kurzfristig sieht Ryanair aber keinen Anlass, seinen Kurs zu ändern. Tatsache sei aber, dass „Deutschland im strategischen Fokus“ von Ryanair stehe. „Wir wollen in Deutschland wachsen. Das Land bietet ein riesiges Potenzial“, sagte O'Brien. 2017 strebe das Unternehmen für Deutschland eine 20-prozentige Passagierzunahme an, sagte ein Unternehmenssprecher.
So eröffnet Ryanair am Nürnberger Flughafen am 2. November eine Basis mit künftig zwei statt bisher einer stationierten Maschine. Vom Sommerflugplan 2017 böte der irische Billigflieger auf zwölf Routen 56 Flüge an. Zusammen mit der neu eröffneten Basis in Hamburg verfügt Ryanair in Deutschland dann über acht Basen.
Der Geschäftsführer des Nürnberger Flughafens, Michael Hupe, räumte ein, dass bei der Ryanair-Expansion in Nürnberg auch Rabatte bei den Start- und Landegebühren eine Rolle gespielt hätten. Diese seien aber bei allen Fluggesellschaften üblich, die von Nürnberg aus neue Verbindungen anböten. Der Flughafenbetreiber trage damit dem Umstand Rechnung, dass die Fluggesellschaften mit neuen Flugrouten ein gewisses Risiko eingingen
Ryanair klammert sich derweil trotz Brexit-Votums und Terrorängsten weiterhin an seine Gewinnziele für das Geschäftsjahr 2016/2017 (31. März). Ryanair-Chef Michael O'Leary hatte allerdings im Sommer nicht ausgeschlossen, dass der bevorstehende Ausstieg der Briten aus der EU das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr zu einer Senkung seiner Gewinnprognose zwingen könnte. Zuletzt hatte Ryanair bis Ende März 2017 einen Überschuss von 1,375 bis 1,425 Milliarden Euro angestrebt.