Air Berlin Stefan Pichler auf Crashkurs

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Pichlers unklarer Kurs bei Air Berlin

Lange gelang es Pichler, sein Angebot stärker zu kappen als die Nachfrage. Das sorgte für vollere Flieger und damit höhere Einnahmen. Im Flugzeug verursacht ein zusätzlicher Passagier fast keine Extrakosten, aber sein Ticketpreis fließt nahezu vollständig in den Gewinn. Doch in den vergangenen Monaten ging die Auslastung der Maschinen zurück, die Überschüsse sanken.

Das lag zum einen daran, dass Air Berlin viele neue Strecken auflegte, die erst langsam anlaufen und auf denen sich die Jets meist nur mit Kampfpreisen füllen lassen. Zudem zögerten viele Passagiere beim Buchen, weil sie bei ihren Urlaubsplanungen im Herbst und Winter nicht sicher waren, ob Air Berlin ihre Flüge in der  Ferienzeit auch wirklich durchführt. „Die Unsicherheit darüber, wie es strategisch mit der Airline weitergeht, ist pures Gift für das Geschäft“, sagt Gerald Wissel vom Beratungsunternehmen Airborne Consulting.

Pichlers unklarer Kurs ist Folge eines permanenten Tauziehens mit Air-Berlin-Hauptaktionär Etihad. Dessen Chef James Hogan hat dem Deutschen zwar weitgehend freie Hand zugesichert als er ihn holte. Doch damit war es in der Praxis vorbei als Pichler an der grundlegenden Ausrichtung von Air Berlin rüttelte.

Geld verdient die Linie vor allem mit Urlaubsflügen für große Reisekonzerne ans Mittelmeer und in die Karibik. Flüge in Geschäftsreiseziele von New York bis Rom bringen eher Verluste, doch Hogan legt Wert darauf. „Die zur Rettung von Air Berlin nötigen Einschnitte sind nicht mit der Strategie des Großaktionärs Etihad kompatibel“, sagt Berater Wissel.

„Hogan hatte seinen Eigentümern aus Abu Dhabi wohl versprochen, durch Zukäufe wie Air Berlin so groß zu werden wie der Rivale Emirates aus Dubai. Nach ein paar Anfangsverlusten sollte Air Berlin als Statthalter vor Ort für neue Märkte und mehr Kunden am Drehkreuz Abu Dhabi sorgen“, meint ein Insider.

Als größtes Fiasko gilt die Strecke Stuttgart - Abu Dhabi, die Air Berlin au Wunsch von Etihad übernahm. Obwohl bei der deutschen Airline laut Mitarbeitern mehr als die Hälfte der Sitze leer blieb, wehrte sich Hogan lange gegen eine Streichung.

Aber die Unterstützung verschlang immer mehr Geld. „Bisher hat Etihad etwa eine Milliarde Euro in Air Berlin gesteckt“, weiß Ex-Verwaltungsrat Lauda. Dazu schickte Hogan immer mehr seiner Leute zu Air Berlin.

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