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Air Berlin plant teures Wachstum Was es mit Stefan Pichlers Kehrtwende auf sich hat

Air-Berlin-Chef Stefan Pichler präsentiert überraschend schlechte Zahlen und ein zahmes Umbauprogramm. Statt des bislang angekündigten großen Umbaus kommen nun bestenfalls kleine Einschnitte – und sogar teures Wachstum. Das könnte die Airline endgültig überfordern.

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Stefan Pichler trat mal als der Erneuerer bei Air Berlin an - nun muss er eine Politik des

Seit Stefan Pichler im Februar Air-Berlin-Chef wurde, hat er auf diesen Tag hingearbeitet. Am Mittwoch wollte er erste Sanierungserfolge und sein weiteres Umbauprogramm vorstellen. Beides ist ihm nicht so recht geglückt. Auch wenn Pichler sagt, man habe „die richtigen Grundlagen für einen erfolgreichen und gewinnbringenden operativen Betrieb gelegt”.

Das Nettoergebnis lag im dritten Quartal mit 56 Millionen Euro nur knapp über dem Vorjahreswert. In einem Zeitraum, in dem Lufthansa Rekordergebnisse schreibt, ist das eher bescheiden.

Ohnehin gehören die Sommermonate zu den gewinnträchtigsten des Jahres. Weil die Geschäfte im Schlussquartal meist weniger gut laufen und das erste Halbjahr mit einem fetten Minus endete, dürfte am Ende 2015 wieder ein Verlust von deutlich mehr als 200 Millionen Euro stehen.

Das Air-Berlin-Problem in Zahlen

Noch größer war die Überraschung jedoch beim Sparprogramm. Denn statt des von Pichler im Frühjahr versprochenen strengen Schrumpfkurses setzt Air Berlin nun auf kleinere Einschnitte und will sogar an einigen Stellen wachsen. Statt einer Kostensenkung im großen Stil sind jetzt bestenfalls kleinere Dinge geplant. Statt bis zu 1000 Stellen soll nun lediglich eine maximal dreistellige Zahl von Jobs wegfallen. Dazu will Pichler mit Flughäfen und den Abfertigungsunternehmen über niedrigere Preise verhandeln.

Geplant sind neue Strecken in die USA. Neben Dallas kommen auch San Francisco, Boston und Havanna auf den Flugplan. Gleichzeitig fällt der Abbau am Europa-Streckennetz deutlich schwächer aus. Lediglich bis zu fünf Flugzeuge und zehn Prozent des Netzes sollen abgebaut werden.

Pichlers eigentlicher Plan war ein anderer: "Das hier ist unser letzter Schuss”, sagte er noch im Frühjahr - und zielte dabei auf radikale Kürzungen ab. Der einstige Profi-Langläufer wollte alles, was verhindert, dass Air Berlin ins Ziel kommt, radikal streichen.

Geschäftszahlen von Air Berlin

Die Zahl der Flugzeuge sollte deutlich reduziert werden - von bis zu 20 Fliegern weniger war die Rede, mehr zehn Prozent der gesamten Flotte. Ein großer Teil der Strecken, die keinen Gewinn bringen, sollten ebenfalls wegfallen – theoretisch hätte es also sogar ein Drittel der Verbindungen treffen können.

Auch eine vierstellige Stellenstreichung stand zur Disposition. “Jeder Bereich des Unternehmens wird beim Sparen helfen müssen”, erklärte Pichler noch vor wenigen Wochen im Interview mit der WirtschaftsWoche. Selbst vermeintliche Standards wie das kostenlose Catering an Bord wollte er abschaffen – auch das ist zumindest aus operativen Gründen bis zum nächsten Jahr aufgeschoben.

Mit der Kehrtwende überrascht Pichler auch Mitarbeiter und Branchenbeobachter. „Ich weiß nicht, wie sich das rechnen soll“, sagt ein Kenner des Unternehmens. „Zwar kostet auch eine Restrukturierung Geld, doch Wachstum ohne vorherige Restrukturierung ist bei so schwachen Zahlen noch teurer.“

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