Air-Berlin-Tochter Was hinter dem Lauda-Deal bei Niki steckt

Niki-Gründer Niki Lauda Quelle: REUTERS

Wende im Poker um Niki: Der Verkauf an IAG ist geplatzt, stattdessen geht die insolvente Fluglinie zurück an Gründer Niki Lauda. Weshalb der Deal noch längst nicht in trockenen Tüchern ist.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Im Poker um die insolvente österreichische Air-Berlin-Tochter Niki hat der Airline-Gründer Niki Lauda überraschend den Zuschlag bekommen. "Aus einem transparenten Bieterprozess ist heute in den frühen Morgenstunden die Laudamotion GmbH als Bestbieter hervorgegangen", teilten die Insolvenzverwalter Ulla Reisch und Lucas Flöther am Dienstag mit. Der spanisch-britische Luftfahrtkonzern IAG, der in einem ersten Verkaufsprozess den Zuschlag erhalten hatte, ging leer aus. "Der österreichische Gläubigerausschuss hat sich einstimmig für das Angebot der Laudamotion GmbH ausgesprochen", erklärten die Insolvenzverwalter in einer knappen Mitteilung.

Wer hat da eigentlich gekauft?

Auch wenn vorrangig Niki Lauda in der Öffentlichkeit auftritt, kann die Formel-1-Legende den Deal nur mit Hilfe eines Partners stemmen. Der Unternehmer hat sich noch nicht erklärt, es gilt aber als wahrscheinlich, dass es der britische Reiseriese Thomas Cook über seine deutsche Flugtochter Condor sein wird. Denn auch wenn Lauda jahrelange Erfahrung im Fluggeschäft hat, muss eine helfende Hand für zwei Dinge sorgen, damit der Nachfolger von Niki Erfolg hat:

Da ist die unternehmerische Verlässlichkeit: Natürlich das nötige Geld, damit der neue Spieler als finanziell solide angesehen wird. Gerade nach der Erfahrung mit der Pleite von Air Berlin dürften sonst viele Anbieter zögern, langfristige Verträge abzuschließen. Zusätzlich werden die Aufsichtsbehörden einen Nachweis verlangen, dass Niki sicher und zuverlässig fliegt. Das kann Lauda zwar auch alleine schaffen. Doch mit einem etablierten Player im Rücken geht das schneller und besser.

Punkt zwei: Ein etablierter Partner ist wichtig für den Vertrieb der Flugsitze an Reiseveranstalter oder über das Internet. Hier wäre Lauda allein recht spät dran. Die meisten Reiseveranstalter haben die Planungen für den kommenden Sommer bereits abgeschlossen und sich ihre Flugsitze weitgehend gesichert. Mit Thomas Cook im Rücken hätte Lauda eine größere Chance, sowohl in bestehende Verträge reinzurutschen als auch bei den Briten unterzukommen, wenn die Reiselust angesichts der guten Konjunktur wächst und mehr Jets benötigt werden.

Was hat Lauda gekauft?

Das ist noch nicht ganz klar. Aber es sind wohl die Markenrechte und die Kapazität von umgerechnet 15 Flugzeugen. Das Problem: Derzeit sind alle Niki-Flugzeuge in der Hand der Lufthansa. Denn Lufthansa hatte sich bei ihrem Angebot verpflichten müssen, übernommene Niki-Jets weiterzureichen, wenn sie die Linie nicht selbst übernehmen darf. Bereits am Sonntag hatte Lauda gesagt, dass er sich in Verhandlungen mit der Lufthansa jene 15 Flugzeuge gesichert habe, um bei einem Zuschlag den Flugbetrieb schnell wieder aufnehmen zu können.

Das ist weniger als die 21 Maschinen, die Lufthansa zu kaufen versuchte und als die 20, die British-Airways-Mutter IAG haben wollte. Der Unterschied ist so gering, dass die Analysten des US-Brokerhauses Bernstein den Vertrag als "neutral für die Branche" ansehen.

Was sagt Thomas Cook dazu?

Der deutsch-britische Touristik-Konzern kündigte an, bei einem Neustart von Niki dort größere Sitzkontingente buchen zu wollen. Zugleich gebe es eine Anfrage der neuen Gesellschaft Laudamotion, sie beim Flugbetrieb mit verschiedenen operativen Dienstleistungen zu unterstützen, sagte ein Unternehmenssprecher. Thomas Cook sei auf baldige Gespräche zu diesem Thema vorbereitet.

Das Unternehmen betreibt unter anderem die eigene Airline Condor. In der Vergangenheit hatte die inzwischen insolvente Air Berlin viele Bereiche ihrer Tochter Niki gemanagt. Nach dem Zuschlag im Insolvenzverfahren für den einstigen Gründer Niki Lauda könnte die Condor nun Crew-Planung, Wartung und die Überwachung des Flugbetriebs übernehmen. Am letztlich erfolgreichen Angebot Laudas für die insolvente Fluggesellschaft war Thomas Cook nach eigenen Angaben nicht beteiligt.

Warum ist Lauda jetzt doch zum Zug gekommen?

Insider vermuten, dass vor allem die Nähe zu den meist österreichischen Gläubigern und der Rückhalt aus der Politik Lauda ins Ziel brachten. Doch wenn dies eine Rolle gespielt hat, dann wohl keine große. Am Ende war es wohl vor allem die Tatsache, dass Lauda höher geboten hat. Noch sind keine Details zum Angebot von Niki Lauda bekannt. Früheren Angaben der Insolvenzverwalter zufolge sei Folgendes für den Zuschlag ausschlaggebend: "Der Kaufpreis, die Finanzierungsfähigkeit des Bieters sowie der Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze".

Zu der zweiten Bieterrunde ist es nur wegen des Streits um den Insolvenzstandort gekommen. Zunächst wurde die Insolvenz in Deutschland von Lucas Flöther geleitet, der zugleich auch Sachwalter bei Air Berlin ist. Flöther hatte im Dezember den Kaufvertrag mit IAG ausgehandelt. Nach einer Klage des Flugrechte-Portals "FairPlane" wurde im österreichischen Korneuburg bei Wien, wo sich der Hauptsitz der Airline befindet, ein zweites Insolvenzverfahren eröffnet. Im Zuge des österreichischen Insolvenzverfahrens wurde der zweite Verkaufsprozess eingeleitet.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%