Und auch danach wird der Betreib noch nicht rund laufen. Während der Übernahme großer Teile der Air Berlin wird die Lufthansa im Betrieb noch mindestens ein halbes Jahr improvisieren müssen. „Wir werden das irgendwie hinbekommen“, sagte Spohr heute. Das werde aber nicht ohne „Ruckeleien“ gehen. Man habe Piloten aus dem Urlaub zurückgeholt und fliege innerhalb Deutschlands auch mit Jumbo-Jets, um alle Passagiere aufnehmen zu können. Einen stabilen Betrieb erwartet er erst in sechs bis neun Monaten.
Dazu drohen auch aus anderen Gründen höhere Kosten im Flugbetrieb. Neben dem Risiko, dass sich Mitarbeiter aus den nicht von Lufthansa übernommenen Teilen einklagen, könnte auch der eigentlich überwundene Zwist mit den Gewerkschaften aufbrechen. „Herr Spohr und die Lufthansa eilen von Rekord zu Rekord – und intern werden die Mitarbeiter gegen einander ausgespielt“, klagt ein Gewerkschafter. Dabei verweist er darauf, dass es eben neben Kollegen mit deutschen Verträgen auch welche mit schlechteren Verträgen an günstigeren Standorten wie Österreich oder Mallorca gibt. Und wenn Spohr künftiges Wachstum wie angekündigt vor allem zu den günstigsten Konzerntöchtern packen will, muss er diese Orte ausbauen auf Kosten der deutschen Töchter. „Das werden wir nicht still hinnehmen“, kündigte sagt Nicoley Baublies, Chef der IGL, einer Dachorganisation von drei Gewerkschaften der Flugbranche, bereits mehrfach an.
5. Nachkartende Mitbieter
Neben diesen Problemen droht Spohr noch ein Risiko durch Investoren, die sich beim Bieter-Prozess übergangen fühlen. Sowohl der fränkische Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl als auch Utz Claasen wollen notfalls klagen, wenn ihr Angebot zu Unrecht nicht zum Zuge kam. Dazu könnten sich auch Air-Berlin-Gläubiger melden, die mehr Geld wollen und Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Verfahrens haben. „Nur weil die Politik das Vorgehen so will, geht das nicht automatisch bei den Gerichten durch“, warnt bereits Sascha Borowski, Kapitalmarktrechtler der Kanzlei Mattil & Kollegen, die viele Anleiheinvestoren von Air Berlin vertritt.
Am Ende schreckt das Spohr nicht ab. Denn er fühlt sich im wachsenden Wettbewerb im europäischen Flugmarkt mit Air Berlin stärker – nicht zuletzt, weil er in lukrativen Flughäfen wie Düsseldorf selbst mit Abstrichen in jedem Fall einen größeren Anteil als zuvor hat. „Egal, wie viel Ärger noch kommt: Ohne Air Berlin hätten wir noch mehr unter den Billigfliegern gelitten“, sagt ein führender Lufthanseat.