Die ungeplante Standzeit trifft Europas größten Luftfahrtkonzern empfindlich. Weil jeder A320neo im Schnitt zwischen 43 und 45 Millionen Euro Umsatz in die Konzernkasse bringt, parken allein am Südufer der Elbe schon jetzt selbst nach der Airbus-Rechnung gut 200 Millionen Euro verspätete Einnahmen.
Die Probleme mit den Motoren werden Airbus noch eine Weile begleiten. Zwar bietet der Hersteller seinen Kunden Nachrüstsätze an, die das Problem mildern. Doch die haben noch nicht alle eingebaut, weil sie dafür ihre Jets aus dem Betrieb nehmen müssten.
Zudem hat Airbus mit der Lufthansa ein besonderes Abkühlverfahren entwickelt, das zumindest die tote Zeit nach dem Abschalten der Triebwerke nach der Landung deutlich verkürzt. Doch es wird wohl noch mindestens bis zum Ende des Jahres dauern, bis die Pratt&Whitney-Motoren so zuverlässig sind, wie der GE/Safran-Antrieb des A320neo. Qatar Airways verlangt gar, dass in ihre bis zu 46 bestellten A320neos statt der Pratt-Motoren den alternativen GE-Antrieb eingebaut wird. Das würde aufwändige Änderungen nötig machen.
Und das sind nicht die einzigen Schwierigkeiten des GTF. So beklagen mehrere Fluglinien, dass die neuen Triebwerke im Leerlauf zu stark drehen. Dazu sind sie bei widrigem Klima weniger zuverlässig. Bei heißem Wetter mit hoher Luftfeuchtigkeit sowie verschmutzter und salzhaltiger Luft wie sie etwa bei einigen der ersten Kunden wie IndiGo und Go Air aus Indien Alltag sind, tun sich die Motoren schwer und müssen öfter auf Abnutzung kontrolliert werden. Hier arbeitet Airbus zwar an einer Abhilfe. Doch noch hat das Unternehmen offenbar keinen festen Zeitplan beschlossen.
Immerhin eine Sache kann Airbus-Chef Tom Enders beruhigen: Bisher hat außer Qatar Airways noch keine Fluglinie ihren Ärger an die Öffentlichkeit getragen. Stattdessen halten alle still und kassieren lieber von Airbus Entschädigungen. Aus gutem Grund: „Weil die Flugnachfrage unter den Erwartungen liegt und wegen der vergleichsweise niedrigen Ölpreise alte Jets oft sogar billiger fliegen als teuer finanzierte neue Jets, stehen sich viele Kunden am Ende mit ihrer heutigen Flotte finanziell besser“, so der Vorstand einer Fluglinie. „Da lohnt es sich, zu warten.“