Airbus Dauerproblem beim Bestseller A320neo

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Tiefe Löcher in der Konzernkasse

Die ungeplante Standzeit trifft Europas größten Luftfahrtkonzern empfindlich. Weil jeder A320neo im Schnitt zwischen 43 und 45 Millionen Euro Umsatz in die Konzernkasse bringt, parken allein am Südufer der Elbe schon jetzt selbst nach der Airbus-Rechnung gut 200 Millionen Euro verspätete Einnahmen.

Das bietet der Jumbokiller
Lufthansa Airbus A350 Quelle: Lufthansa
Lufthansa Airbus A350 Quelle: Lufthansa
Lufthansa Airbus A350 Quelle: Lufthansa
Lufthansa A350 Quelle: Lufthansa
Lufthansa Airbus A350 Quelle: Lufthansa
Lufthansa Airbus A350 Quelle: Lufthansa
Lufthansa Airbus A350 Quelle: Lufthansa

Die Probleme mit den Motoren werden Airbus noch eine Weile begleiten. Zwar bietet der Hersteller seinen Kunden Nachrüstsätze an, die das Problem mildern. Doch die haben noch nicht alle eingebaut, weil sie dafür ihre Jets aus dem Betrieb nehmen müssten.

Zudem hat Airbus mit der Lufthansa ein besonderes Abkühlverfahren entwickelt, das zumindest die tote Zeit nach dem Abschalten der Triebwerke nach der Landung deutlich verkürzt. Doch es wird wohl noch mindestens bis zum Ende des Jahres dauern, bis die Pratt&Whitney-Motoren so zuverlässig sind, wie der GE/Safran-Antrieb des A320neo. Qatar Airways verlangt gar, dass in ihre bis zu 46 bestellten A320neos statt der Pratt-Motoren den alternativen GE-Antrieb eingebaut wird. Das würde aufwändige Änderungen nötig machen.

Die unsichersten Airlines der Welt
Einmal im Jahr stellt das Flugunfallbüro Jacdec für das Fachmagazin „Aero International“ ein Sicherheitsranking der 60 größten Fluggesellschaften auf. Die Sicherheit berechnet sich nach der Anzahl der Ausfälle pro Flugkilometer, gewichtet um die Schwere des Unfalls und einen Landesfaktor. Da alle Unfälle der vergangenen 30 Jahre zeitlich gewichtet in die Statistik eingehen, schneiden viele Airlines wegen schwerer Unglücke in der Vergangenheit schlecht ab. Wir zeigen, welche 20 Airlines im Ranking die hinteren Plätze belegen. Quelle: ap
Eine der größten Fluggesellschaften der Welt und in der Rangliste relativ weit hinten: American Airlines findet sich mit dem Jacdec-Index von 0,139 (ein niedriger Wert bedeutet höhere Sicherheit) auf Platz 41. Die Airline fusionierte zuletzt mit US Airways und behielt ihren Namen bei. American ist seit sechs Jahren unfallfrei. Doch erst 2001 gab es einen Absturz: Ein Airbus A300 stürzte mitten im New Yorker Stadtteil Queens ab, alle 260 Insassen starben. Quelle: Reuters
Mit dem Startjahr 1988 ist Air China eine der jüngeren Fluggesellschaften in der Rangliste, hat aber bereits zwei Flugzeugverluste erlitten. 2002 starben 129 Passagiere bei einem Absturz. Der Index liegt bei 0,142. Quelle: Reuters
Im September 2011 wurde Alaska Airlines zu einer Geldstrafe von 590.000 US-Dollar verurteilt, nachdem es bei der Wartung einer Boeing 737 zu Regelverletzungen kam – und Jahre später ein Feuer ausbrach. Die letzte große Katastrophe liegt mittlerweile 16 Jahre zurück: Im Jahr 2000 stürzte eine Maschine in den Pazifik. Obwohl die Airline eher unbekannt ist, gilt sie als zukunftsgerichtet: Alaska Airlines war eine der ersten Fluggesellschaften, die Flugscheine und das Check-in über das Internet anbot. Der Index liegt bei 0,163. Quelle: ap
Die größte Fluggesellschaft des bevölkerungsreichsten Landes der Welt gehört zu den unsichersten Airlines der Welt. Das letzte tödliche Unglück geschah am 8. Mai 1997. Den Piloten des Flugs 3456 misslang bei schwerem Gewitter der erste Landungsversuch in Shenzhen. Bei einem zweiten schoss die Maschine aufgrund des durch den ersten Landeversuch beschädigten Fahrwerks über die Landebahn hinaus. 35 Menschen kamen dabei ums Leben. Index 0,193 – macht Platz 44. Quelle: AFP
Die staatliche Fluggesellschaft Thailands war 2012 noch unter den „Top 10“ der unsichersten Airlines. Langsam arbeitet sie sich in sicherere Gefilde. Der letzte große Unfall datiert zwar auf 1998, doch kleine Pannen sorgen für eine schlechte Sicherheitsnote. Zum Beispiel kam im September 2013 ein Flugzeug bei der Landung am Flughafen Bangkok-Suvarnabhumi von der Landebahn ab, es wurden mehrere Personen verletzt. Der Index für 2015 liegt daher bei 0,216. Quelle: AFP
Die Südkoreaner mussten in den vergangenen Jahren schwere Zwischenfälle melden. 2013 verunglückte eine Boeing beim Landeanflug auf den Flughafen von San Francisco. Die Maschine setzte vor der Landebahn auf und kam schwer beschädigt auf dem Rollfeld zum Stehen. Drei Personen wurden getötet und 181 Menschen verletzt. 2015 streifte ein Flugzeug beim Landeanflug auf Hiroshima eine Antenne – viele Passagiere wurden verletzt. Das beschert der Airline eine schlechtere Platzierung im Sicherheitsranking (Index 0,241). Drei Flugzeugverluste stehen in der Jacdec-Statistik. Quelle: ap

Und das sind nicht die einzigen Schwierigkeiten des GTF. So beklagen mehrere Fluglinien, dass die neuen Triebwerke im Leerlauf zu stark drehen. Dazu sind sie bei widrigem Klima weniger zuverlässig. Bei heißem Wetter mit hoher Luftfeuchtigkeit sowie verschmutzter und salzhaltiger Luft wie sie etwa bei einigen der ersten Kunden wie IndiGo und Go Air aus Indien Alltag sind, tun sich die Motoren schwer und müssen öfter auf Abnutzung kontrolliert werden. Hier arbeitet Airbus zwar an einer Abhilfe. Doch noch hat das Unternehmen offenbar keinen festen Zeitplan beschlossen.

Immerhin eine Sache kann Airbus-Chef Tom Enders beruhigen: Bisher hat außer Qatar Airways noch keine Fluglinie ihren Ärger an die Öffentlichkeit getragen. Stattdessen halten alle still und kassieren lieber von Airbus Entschädigungen. Aus gutem Grund: „Weil die Flugnachfrage unter den Erwartungen liegt und wegen der vergleichsweise niedrigen Ölpreise alte Jets oft sogar billiger fliegen als teuer finanzierte neue Jets, stehen sich viele Kunden am Ende mit ihrer heutigen Flotte finanziell besser“, so der Vorstand einer Fluglinie. „Da lohnt es sich, zu warten.“

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