Alitalia, Condor oder Norwegian? Bei welcher Airline Lufthansa zuschlagen sollte

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Condor: bestenfalls die Langstrecke

Die zweite Kaufgelegenheit ist die bislang zum insolventen deutschen Reiseveranstalter Thomas Cook gehörende Condor. Bei der Kranichlinie kennt man die Airline aus nächster Nähe, mag die Führung auch offiziell in Oberursel sitzen. Die als Ferientochter der Lufthansa gestartete Linie hat ihr Zentrum am Frankfurter Flughafen. Dazu hat der Chef Ralf Teckentrup lange Jahre bei Lufthansa gearbeitet.

Anders als Alitalia würde Condor fast perfekt zur Lufthansa passen. Die Linie ist stark am Lufthansa-Drehkreuz in Frankfurt und im wichtigen Zukunftsmarkt Ferienflug. Dazu ist Condor bei den Kunden sehr beliebt und hat einen gut eingeschwungenen Flugbetrieb. Die Zuverlässigkeit ist etwa höher als bei der vom plötzlichen Wachstum und Strategieschwenks gebeutelten Eurowings.

Trotzdem würde eine Übernahme der Lufthansa zu viel abverlangen. Die erste Hürde wären die Wettbewerbshüter. Gerade weil Condor und ihre Ex-Mutter so gut passen, würden die Kartellwächter bei einem Deal große Zugeständnisse fordern. Am Ende müsste der Verbund wahrscheinlich viele alte Kurzstreckenrouten in Frankfurt, München und Düsseldorf aufgeben. Zwar könnte die Lufthansa versuchen, gut Wetter zu machen bei der wahrscheinlich zuständigen europäischen Kartellbehörde DG Comp. „Doch was ich aus Brüssel höre, macht keine große Hoffnung“, heißt es aus Aufsichtsratskreisen. „Denn bei der Übernahme der Air Berlin ist Lufthansa bei der DG Comp derartig hochmütig aufgetreten, dass viele Mitarbeiter bis heute sauer sind.“

Zum Problem für die Lufthansa würden freilich die Nebenkosten eines Deals werden. Condor hat eine sehr eigene mittelständische Unternehmenskultur, der sich nur mit hohem Aufwand und vielen Reibungsverlusten die Konzerndenke der Lufthansa überstülpen ließe. Dazu hat Condor gerade auf der Langstrecke eine so alte Flotte, dass sie über kurz oder lang neue Flugzeuge braucht.

Dazu bleibt die Frage, ob sich die Lufthansa die Condor-Passagiere nicht auch aus eigener Kraft holen kann. Bereits im Herbst 2018, bevor Condor von der inzwischen insolventen Mutter Thomas Cook zum Verkauf gestellt wurde, startete die Lufthansa unter dem Namen „Ocean“ ein Programm für den Ausbau des Fernflugs auf Ferienrouten. Dazu gehörte auch ein bereits in weiten Teilen umgesetzter Flugplan, der verdächtig dem Condor-Netz ähnelt. „Da ist die Frage, was der ganze Aufwand mit Kartellbehörden, Kulturkämpfen und Kaufkosten unterm Strich bringt“, heißt es aus Aufsichtsratskreisen.

Fazit: Eine Übernahme von Condor scheint attraktiv. Doch den Nutzen kann sich Lufthansa wohl auch mit weniger Risiko sichern.

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