Alitalia, Condor oder Norwegian? Bei welcher Airline Lufthansa zuschlagen sollte

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Norwegian: kleine Jets und ein Druckmittel auf Eurowings

Seit dem Ende von Air Berlin wurde wohl keiner europäischen Fluglinie so oft das Ende prophezeit wie dem skandinavischen Billigflieger Norwegian. Der Start auf der Billig-Langstrecke, eine komplexe Firmenstruktur und die seinerzeit größte Bestellung von Mittelstreckenjets sollten die Linie flexibel machen und der Airline-Industrie eine Disruption bescheren. Tatsächlich stellte das Konzept nicht die Flugbranche auf den Kopf, sondern Norwegian selbst. Die Linie ist hoch verschuldet, musste Gläubiger zuletzt um Aufschub bitten. Der langjährige Chef sowie Großaktionär Björn Kjos zog sich in den Aufsichtsrat zurück. Zwar bieten sich die Skandinavier derzeit nicht mehr offen zum Kauf an, weil erste Sanierungsmaßnahmen greifen. Doch spätestens im Frühjahr könnten sie nach Investoren oder gar einem Käufer suchen müssen, glauben Analysten wie Daniel Roeska vom New Yorker Brokerhaus Bernstein: „Es ist zu viel in zu kurzer Zeit zu tun, um ohne frisches Eigenkapital auszukommen.“

Das alles hat die Lufthansa bereits dazu gebracht, sich Norwegian und deren Geschäfte genau anzusehen. Denn die Vorteile sind klar. Zwar braucht Lufthansa nicht das ganze Unternehmen. Doch dank der Norwegian-Organisation mit vielen rechtlich eigenständigen Töchtern lässt sich die Langstrecke anders als bei Condor oder Alitalia vergleichsweise einfach vom Rest trennen. Dabei könnte sich Carsten Spohr wohl relativ rasch mit seinem Amtskollegen Willie Walsh von der British-Airways-Mutter IAG einigen: Der Ire würde die Langstrecke übernehmen und Spohr die Mittelstrecke – oder zumindest weite Teile davon.

Dank der europaweiten Organisation von Norwegian könnte Lufthansa Eurowings zu einer wirklich europaweiten Marke ausbauen – und wie angekündigt zum drittgrößten Billigflieger der Alten Welt werden. Diskussionen mit den Kartellbehörden hätte Lufthansa nicht zu fürchten, weil sich ihr Netz und das von Norwegian kaum überlappen. Zu guter Letzt kann die Lufthansa die vielen neu bestellten Flieger gut brauchen – und könnte am Ende sogar Flüge der Lufthansa-Marken von der skandinavischen Linie durchführen lassen.

Fazit: Teile von Norwegian brächten Lufthansa eine echte Stärkung. Zwar bieten sich die Skandinavier derzeit nicht mehr offen zum Kauf an. Doch das könnte sich bald ändern.

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