Amazon Echo Spot Bezos rüstet Alexa auf

Amazon verstärkt zum Weihnachtsgeschäft mit einer Neuauflage seiner smarten Lautsprecher den Großangriff aufs Wohnzimmer – und fordert Apple und Google dabei mit Kampfpreisen heraus.

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Was Amazon präsentiert hat
David Limp, senior vice president of Devices and Services at Amazon, präsentiert den neuen Lautsprecher Echo (links) und Echo Plus. Amazons Echo-Serie habe sich besser verkauft als der ebenfalls sprachgesteuerte Lautsprecher Google Home, teilten die Marktforscher eMarketer mit. Die zum Dialog fähigen Sprachassistenten Alexa von Amazon und Google Home geben auf Nachfrage Auskunft zu allem, was sich im Internet finden lässt, lesen Rezepte vor und steuern im vernetzten Heim auf Befehl Licht, Musik, Fernseher oder Rollläden. Amazon setzt darauf, dass Verbraucher künftig auch Online-Bestellungen mündlich abgeben. Quelle: AP
Nach den beiden sprachgesteuerten Lautsprechern Echo und Echo Dot hat Amazon die Reihe mit Echo Show um einen Bildschirm erweitert. Google drehte Amazons Assistenten Echo Show sogleich den Zugang zu YouTube-Videos ab, wie beide Konzerne mitteilten. Das Aus sei ohne Vorwarnung an die Kunden und ohne Erklärung gekommen, monierte der weltgrößte Onlinehändler. "Es gibt keinen technischen Grund für diese Entscheidung, die enttäuschend ist und den Kunden von uns beiden schadet." Google wies die Vorwürfe zurück und sagte, die Entwicklung sei nach langen Verhandlungen mit Amazon absehbar gewesen. "Wir hoffen, dass wir ein Abkommen finden können und diese Probleme bald lösen", teilte Google mit. Quelle: AP
Daneben stellte Amazon auch den Echo Button vor. Für eine Trivia-Fragen-App fungierten die Knöpfe als "Buzzer". Quelle: AP
Auch in puncto Streaming-Hardware gibt es Neuerungen bei Amazon. Der Fire-TV-Stick unterstützt nun 4K, HDR und Dolby Atmos. Für 80 Euro landet der Streaming-Stick im deutschen Handel und soll ab dem 25. Oktober ausgeliefert werden. Quelle: AP

Der digitale Assistent Alexa, der via Lautsprecher namens Echo Fragen beantwortet, über Amazon Waren ordert, Musik abspielt oder als häusliche Schaltzentrale Licht und Heizung steuert, ist der Überraschungshit von Amazon. Sowohl Google als auch Apple wurden von der Premiere im November 2014 kalt erwischt und mussten mit eigenen Angeboten wie Google Home Assistant und Apple HomePod mit Siri nachziehen beziehungsweise im Fall von Apple das Nachziehen ankündigen.

Am Mittwochabend hat Amazon für das Weihnachtsgeschäft kräftig nachgelegt - mit einer Palette neuer, kompakter und verbesserter Alexa Geräte sowie einer neuen Set-Top-Box zu günstigeren Einstiegspreisen. Die Fire TV Box wird für knapp 80 Euro angeboten. Apple verlangt fürs Konkurrenzprodukt Apple TV immerhin 200 Euro. Das zudem im Gegensatz zum FireTV keinen 3D-Sound im Dolby Atmos Format offeriert.

Klar ist: Amazon-Chef Jeff Bezos ist fest entschlossen, Alexa als den führenden digitalen Assistenten weltweit durchzusetzen und seinen digitalen Helfer als häusliche Schaltzentrale zu etablieren. Mindestens 5000 Mitarbeiter sind dafür allein bei Amazon beschäftigt, ergänzt durch externe Partner, die bereits rund 25.000 eigene Anpassungen für Alexa offerieren.

Geschickt hat Amazon mit Alexa die Schlappe mit seinem gescheiterten Smartphone ausgemerzt.

War das Debüt des Echo-Lautsprechers noch ein Graus für die Ohren, ist die zweite Generation nun soundtechnisch aufgerüstet und unterstützt raumfüllenden Klang.

In die Premium-Variante Echo Plus ist ein SmartHub integriert, mit dem sich via Sprachbefehl beispielsweise das Licht einschalten, die Tür öffnen und abschließen oder die Kaffeemaschine ansteuern lässt. Amazon kooperiert dabei mit Herstellern wie Philips oder Harman/Kardon, damit die Geräte via Sprache und ganz ohne App oder Befehle eingerichtet werden können.

Die wichtigsten Käufe von Amazon

Bei der Präsentation im 30. Stock des Amazon Hauptquartiers in Seattle demonstrierte Amazon Hardwarechef Dave Limp dies mit einer Philips Lampe, die via Suchbefehl in nur einem Schritt automatisch von Alexa erkannt und angesteuert wurde. „Früher brauchte man dafür bis zu 15 Schritte“, behauptet Limp. „Wir haben das drastisch vereinfacht.“
Amazon Fire TV, eine der meistverkauften Settop-Boxen der Welt, unterstützt in einer neu gestalteten und noch kompakteren Version jetzt neben 4K auch HDR. Und schließlich will Amazon nach dem Wohnzimmer nun auch noch das Schlafzimmer erobern – mit dem Echo Spot, einem modernen Alarmwecker, der auch Videotelefonie offeriert.

BMW wird Alexa im Mini offerieren

Der Echo-Show, ein stationäres und mit Sprache gesteuertes Tablet, das Nachrichten anzeigt und Videos abspielt sowie als Videotelefon fungiert, wird ab Mitte November nun auch in Deutschland angeboten.

Auch BMW setzt auf Alexa. Mitte nächsten Jahres wird der Fahrzeughersteller den Digital Assistenten in seine Autos integrieren. „Wir werden zunächst mit dem Mini beginnen“, kündigte Thom Brenner, bei BMW für digitale Dienste zuständig, in Seattle an. BMW unterstützt bereits Apples Assistent Siri.

Das ständige Ausprobieren neuer Dinge ist eines der Leitmotive des Internet-Pioniers. Die auch spektakulär danebengehen können wie Amazons Fire Phone.

„Es ist kein Experiment, wenn man weiß, dass es funktioniert“, hat Jeff Bezos mal gewitzelt. Das erste Smartphone des Internet-Giganten hielt sich nur ein Jahr am Markt, mit der Android-Konkurrenz von Samsung, HTC und Lenovo konnte es weder bei Kamera noch Verarbeitungsqualität mithalten. Das Abenteuer kostete Amazon allein für unverkäufliche Geräte 170 Millionen Dollar und einen kräftigen Dämpfer fürs Ego.

Vieles allerdings hat funktioniert wie Amazons Tablets, Amazons Lieferabo Prime, der Netflix-Konkurrent Amazon Video und nun seine Echo-Reihe.

Amazon schweigt sich wie schon bei seinem Lesegerät Kindle auch über die Echo-Stückzahlen aus. „Wir haben Dutzende Millionen weltweit verkauft“, weicht Limp aus. Analysten der Investmentbank Morgan Stanley schätzen, dass Amazon vom Markstart im Juni 2015 bis Ende 2016 rund 11 Millionen Geräte verkaufte. In Deutschland davon, wo es Ende Oktober vergangenen Jahres auf den Markt kam, wahrscheinlich innerhalb von knapp zwei Monaten 400.000 Stück.

Im Jahr 2020, so kalkulieren Analysten von RBC Capital Markets, könnte Amazon mit dem Verkauf von Alexa-Produkten sowie zusätzlich ausgelösten Bestellungen und Provisionen von Partnern bereits zehn Milliarden Dollar Umsatz erzielen.

Die Konkurrenz ist groß

Mit Amazon Web Service ist Bezos dank seiner Experimentierfreude bereits auf eine Goldmine gestoßen. Das Vermieten von Rechenleistung via Internet ist für Amazon noch besser als das iPhone für Apple. Denn der 2006 gestartete Service, der 2011 die Umsatzschwelle von einer Milliarde Dollar durchbrach und im vergangenen Jahr schon 12,2 Milliarden Dollar in Amazons Kassen spülte, erzeugt zwar den Löwenanteil der Profite des Internet-Händlers.

Doch während Apple fast zwei Drittel seines Umsatzes mit dem iPhone erlöst, beträgt der Anteil von AWS an Amazons Umsatz derzeit nur 10,5 Prozent. Amazon ist also wesentlich breiter als Apple aufgestellt. Im zweiten Quartal steuerte AWS 4,1 Milliarden Dollar bei einem Betriebsgewinn von 916 Millionen Dollar bei.
Die Skepsis war groß, ob Amazons Kunden tatsächlich eine Lauscherin wie Alexa in ihrem Wohnzimmer tolerieren würden. Doch der digitale Assistent in Lautsprecherform erwies sich als so erfolgreich, dass Google mit seiner Google Home Alternative schnell nachziehen musste und Apple im Dezember seinen HomePod ins Rennen schickt.

Das hat zu einer Schlacht um die Schaltzentrale fürs Heim geführt. Google reagierte bereits, indem der Suchkonzern das Abspielen von Youtube-Videos auf dem Echo Show unterband, wovon Amazon wiederum überrascht wurde. Für Google ist Alexa besonders gefährlich, könnte doch Amazon mit seinem Sprachassistenten die Dominanz der Suchmaschine aus dem Silicon Valley brechen.

Vergangene Woche verkündete die Alphabet-Tochter Nest Labs ihren Einstieg in den Markt für häusliche Alarmanlagen – ergänzte ihre Innenraum-Überwachungskameras durch ein wetterfestes Modell für außen sowie einen Türklingel mit Video. Der Einlass ins Haus aus der Ferne soll via Kooperation mit dem Türschloss-Spezialisten Yale sowie den Garagentorantrieb-Anbieter Chamberlain funktionieren.
Wal-Mart, größte Supermarktkette der Welt und wichtigster Wettbewerber von Amazon, experimentiert ebenfalls mit Überwachungskameras. Im Silicon Valley will Wal-Mart in Kürze gemeinsam mit dem Startup Deliv und dem Türschloss-Anbieter August einen Lieferservice anbieten, bei dem der Zusteller mit einem eigenen Code die Tür öffnet. Das Platzieren der Waren kann dann bei Bedarf über eine Sicherheitskamera überwacht oder aufgezeichnet werden. In New York City testet die Wal-Mart Tochter Jet.com gemeinsam mit dem Türschloss-Anbieter Latch ein ähnliches System in etwa 1000 Appartment-Gebäuden.

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